Panama Papers Neuer Fifa-Präsident Infantino belastet

In den Panama Papers findet sich offenbar auch ein dubioser Vertrag, der den neuen Fifa-Präsidenten Gianni Infantino belastet. Die Uefa könnte durch einen auffallend günstig vermittelten TV-Rechtehandel viel Geld verloren haben.
Gianni Infantino

Gianni Infantino

Foto: Fernando Vergara/ AP

Unter den elf Millionen Dokumenten, die als sogenannte Panama Papers an die Öffentlichkeit gelangt sind, befindet sich offenbar ein Vertrag, der den neuen Fifa-Präsidenten Gianni Infantino belastet.

Wie der "Guardian" und die "Süddeutsche Zeitung" berichten , soll Infantino als Direktor der Uefa-Rechtsabteilung Fernsehrechte an der Champions League weit unter Marktwert verkauft haben. Das könnte seinen Verband Hunderttausende Euro gekostet haben. Damit erreicht der Skandal im Weltfußball erstmals auch direkt den europäischen Verband.

Der Vertrag, den Infantino 2006 mit der Firma "Cross Trading" abgeschlossen hat, könnte einen Korruptionsverdacht begründen. Denn die Firma, die auf der kleinen Pazifik-Insel Niue registriert ist, gehörte den argentinischen Sportrechtehändlern Hugo und Mariano Jinkis. Gegen beide ermittelt seit 2015 das US-Justizministerium wegen Korruption. Die Jinkis, Vater und Sohn, sollen demnach mehr als 100 Millionen Dollar an Schmiergeldern an südamerikanische Funktionäre bezahlt haben, um lukrative Fernsehrechte günstig zu erwerben.

Im jetzt ans Licht gekommenen Vertrag, der Infantinos Unterschrift trägt, geht es um den Verkauf von Champions-League-Rechten nach Ecuador für die Jahre von 2006 bis 2009. Wie die Dokumente zeigen, habe "Cross Trading" diese Rechte für fast die dreifache Summe an den ecuadorianischen Sender Teleamazonas weiterverkauft. Bei den Rechten für den Uefa-Supercup lief die Marge sogar auf das Viereinhalbfache des Kaufpreises hinaus.

Uefa sieht keine Unregelmäßigkeiten

Nachdem die Uefa auf Anfrage der "SZ" lange Zeit etwaige Geschäftsbeziehungen geleugnet hatte, soll sie Ende März den Abschluss des Vertrags zugegeben haben.

Den Verdacht auf Unregelmäßigkeiten weist der Verband hingegen "aufs Schärfste" zurück, schreibt die Zeitung. Die Rechte seien demnach in einer offenen Auktion vergeben worden. Über die Verdreifachung des Preises durch den Weiterverkauf wisse die Uefa nichts. Die Geschäfte von "Cross Trading" seien nicht die Sache des Verbands.

Die Uefa ergänzte am Dienstag, Infantinos Name tauche nur deshalb auf, weil er als einer von mehreren Uefa-Direktoren ermächtigt gewesen sei, Verträge zu unterzeichnen. Das sei der normale Ablauf gewesen und kein Indiz für ein persönliches Fehlverhalten.

Infantino selbst betonte in einer Erklärung , er habe nie persönliche Kontakte mit "Cross Trading" oder deren Besitzern gehabt. Der Verkauf der Rechte sei durch die Marketing-Agentur "Team" durchgeführt worden. Darüberhinaus gebe es keine Anhaltspunkte für Fehlverhalten der Uefa oder seiner Person.

Infantino ist nicht der erste bekannte Name des Weltfußballs, der durch die Panama Papers unter Rechtfertigungsdruck gerät. Zuvor war bereits Weltfußballer Lionel Messi als Begünstigter einer Offshore-Firma genannt, mit deren Hilfe er und sein Vater Steuern hinterzogen haben sollen. Wegen der Verstrickungen von Juan Pedro Damiani, einem Gründungsmitglied der Fifa-Ethikkommission, ermittelt der Fußball-Weltverband .

rae/bka
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