"Project Big Picture"
Premier-League-Klubs lehnen Reformprogramm ab
Der federführend vom FC Liverpool und Manchester United entworfene Reformplan für die Premier League ist gescheitert. Die 20 Klubs wollen nun stattdessen gemeinsam an einer Strategie arbeiten.
Die Fußballklubs der englischen Premier League haben sich gegen tiefgreifende Reformen im Profibereich ausgesprochen
Foto: Andy Rowland / imago images/PRiME Media Images
Die 20 Premier-League-Klubs haben einstimmig beschlossen, dass das "Project Big Picture" weder von der Premier League noch vom englischen Fußballverband FA befürwortet oder weiterverfolgt wird, das teilte Englands höchste Spielklasse mit. Damit ist das umstrittene Reformprogramm, lanciert vom Chef des Zweit-, Dritt- und Viertligaverbands (EFL), Rick Parry, mit Unterstützung der Premier-League-Größen FC Liverpool und Manchester United gescheitert.
Die Fußballklubs der englischen Premier League haben sich gegen tiefgreifende Reformen im Profibereich ausgesprochen
Auf dem kurzfristig einberufenen Treffen am Mittwoch stimmten die 20 Klubs darüber hinaus zu, gemeinsam an einem strategischen Plan für den englischen Fußball und dessen Finanzierung zu arbeiten. An diesem Prozess werde die FA, die EFL sowie die britische Regierung beteiligt sein, heißt es weiter in der Mitteilung.
Darüber hinaus soll ein Hilfspaket von weiteren 50 Millionen Euro in Form von Zuschüssen und zinslosen Darlehen für die Klubs der dritten und vierten Liga (League One und League Two) bereitgestellt werden, die wegen der Corona-Pandemie auf Einnahmen aus verkauften Tickets verzichten mussten. Zuvor hatten sie bereits umgerechnet rund 30 Millionen Euro zur Unterstützung erhalten. Bezüglich finanzieller Bedürfnisse der zweitklassigen Championship würden weitere Gespräche geführt, hieß es.
Über das "Project Big Picture" war am vergangenen Wochenende erstmals im "Daily Telegraph" berichtet worden. Kernpunkt war eine Verkleinerung der Premier League von derzeit 20 auf 18 Klubs. Außerdem sollten der Ligapokal und der Supercup abgeschafft und die Erstliga-Playoffs mit dem Oberhaus verzahnt werden.
Strategisch zielte der Plan auf eine Stärkung des Premier-League-Establishments um die "Big Six" mit Liverpool, Manchester United, Manchester City sowie den Londoner Vereinen FC Arsenal, FC Chelsea und Tottenham Hotspur. Wo bislang jeder der 20 Klubs bislang eine Stimme besitzt und wegweisenden Entscheidungen mindestens 14 Vereine zustimmen müssen, sollten die Stimmen der neun dienstältesten Teams prinzipiell mehr Gewicht bekommen. Bei Abstimmungen über grundsätzliche Fragen sollten sogar schon sechs Stimmen aus diesem "Ältestenrat" genügen.
Die Pläne hatten bei den Liga-Verantwortlichen für scharfe Kritik gesorgt, in die Debatte hatte sich zu Wochenbeginn auch der britische Premierminister Boris Johnson eingeschaltet und sich entschieden gegen die Veränderungspläne ausgesprochen. "Es ist diese Art von Hinterzimmer-Deals, die das Vertrauen in die Führung des Fußballs untergraben", sagte Johnsons Sprecher im Namen des Regierungschefs.