Randale in Jena Erfurts Spieler stocksauer auf eigene Fans

Das Thüringenderby hat ein Nachspiel: Während der FC Carl Zeiss Jena seine Fans in Schutz nimmt, pöbeln die Profis von Rot-Weiß Erfurt gegen ihre Anhänger. Sie fühlen sich von "Volldeppen" aus den eigenen Reihen um den Sieg gebracht. Der DFB ermittelt - gegen beide Clubs.
Von Markus Tischler und Mike Glindmeier

Erfurt - "Ich möchte mich heute herzlich bei unseren Fans bedanken, die das Unentschieden erst möglich gemacht haben", sagte Erfurts Trainer Karsten Baumann nach dem 1:1 in Jena voller Ironie. "Wir hatten Jena sicher im Griff und hätten den Sieg locker nach Hause gebracht", äußerte auch Erfurts Kapitän Alexander Schnetzler.

Bis zur 87. Minute hatten die Rot-Weißen durch den Treffer von Massimo Cannizzaro 1:0 geführt. Drei Minuten vor Spielende zündeten Krawallmacher im Block der Gäste Rauchbomben und Feuerwerkskörper, so dass Schiedsrichter Tobias Walz die Partie für fünf Minuten unterbrach. Kurz nach Fortsetzung der Begegnung schoss Jena den Ausgleich durch Mayombo.

"1350 Fans wollten uns in Jena unterstützen. 1330 von ihnen wurden von 20 Volldeppen betrogen", sagte Schnetzler. Der Verein will Montag mit Vertretern des Fan-Projekts und des Sicherheitsdienstes das Videomaterial studieren. Erfurt droht als Wiederholungstäter eine harte Strafe, die von einem Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit bis zu Punktabzug reichen kann.

Im August 2008 hatten Erfurt-Anhänger im Heimspiel die Gästefans aus Jena mit antisemitischen Rufen provoziert. Der Verein musste dafür eine Geldstrafe von 10.000 Euro bezahlen und ein Spiel vor leeren Rängen austragen. Das Sportgericht hatte dem Club, der in der Tabelle derzeit auf Platz sieben steht, damals bereits angedroht, dass bei erneuten Vorfällen ein Punktabzug möglich ist.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) kündigte an, Ermittlungen gegen beide Vereine aufzunehmen, da angeblich auch die Jena-Anhänger gezündelt haben sollen. "Unter anderem wurde pyrotechnisches Material von den Zuschauerrängen in Richtung Spielfeld geworfen. Daran beteiligt waren Anhänger beider Vereine", heißt es in der DFB-Mitteilung vom Samstagnachmittag. Diesem Vorwurf widerspricht der Verein. "Wie sich die Jenaer Fans zum Derby verhalten haben, war absolut vorbildlich", sagte Jenas Sport-Geschäftsführer Carsten Linke.

Außerdem wurde Katrin Sander, Leiterin der Polizeiinspektion Jena, in einer Pressemitteilung des Clubs zitiert: "Die Jenaer Fans haben sich absolut fair verhalten. Es gab keinerlei Vorkommnisse mit Jena-Fans - weder im noch außerhalb des Stadions. Mir ist vom Abbrennen von Feuerwerkskörpern auf Jenaer Seite nichts bekannt. Aus Jenaer Zuschauerbereichen wurde nach unserer Beobachtung definitiv nichts geworfen."

Diese Aussage bestätigt auch Sven Opitz, Pressesprecher der Polizeidirektion Jena, auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE: "Nach unseren Erkenntnissen fanden die Vorfälle im Erfurter Block statt."

Jenas Vereinspräsident Peter Schreiber nahm deshalb laut der Pressemitteilung noch am Samstagabend Kontakt mit dem DFB-Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn auf und forderte die Richtigstellung des Sachverhalts auf der DFB-Homepage .

Mit Material des sid
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