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Fotostrecke: Der Blick geht nach oben

Foto: Friso Gentsch/ dpa

Drittliga-Aufsteiger RB Leipzig Millionäre auf Durchreise

Das millionenschwere Projekt RB Leipzig ist im deutschen Profi-Fußball angekommen. Am Freitag eröffnet der umstrittene Verein die Drittliga-Saison - und gilt bereits jetzt als Aufstiegsfavorit. Doch der Club hat aus der Vergangenheit gelernt und gibt sich bescheiden.

Als Ralf Rangnick im Vorjahr als Sportdirektor in Leipzig vorgestellt wurde, versprach er viel: eine neue Zeitrechnung, eine neue Philosophie, jedes erdenkliche Puzzleteil, um erfolgreich sein zu können. Nicht viel weniger sollte es sein.

Rangnick lieferte. Ein Jahr später hat RB Leipzig eine Saison ohne Niederlage hinter sich. Und kaum in der dritten Liga angekommen, gilt der Aufsteiger schon wieder als Mitfavorit. "Egal wie man zu uns steht, wir sind der attraktivste Aufsteiger der letzten Jahre", sagt Trainer Alexander Zorniger.

In der Sommerpause wurde deutlich, warum. Mehr als eine Million Euro gab Leipzig für neue Spieler aus. Mehr als jeder andere Verein in den sechs Jahren der eingleisigen dritten Liga in einer Transferperiode. Dabei kamen keinesfalls gestandene Profis aus der ersten und zweiten Liga, sondern junge, beinah noch jugendliche Talente, die eher Kennern ein Begriff sind. Etwa Yussuf Poulsen, 19 Jahre alt, vom dänischen Zweitligisten Lyngby BK oder Joshua Kimmich, 18, vom VfB Stuttgart.

Beide gelten als hochveranlagt, Kimmich erhält in Kürze die silberne Fritz-Walter-Medaille als zweitbester Spieler seines Jahrgangs - bundesweit. "Wir gehen ganz bewusst einen anderen Weg, weil wir mit Nachhaltigkeit Spieler entwickeln wollen", sagte Rangnick zu den Investitionen in die höherklassige Zukunft. Für 35 Millionen Euro baut RB Leipzig zudem ein Trainings- und Leistungszentrum, das höchsten Anforderungen genügt. "Irgendwann wird es die Kimmichs und Poulsens auch aus der Region geben, aber dafür muss man uns die Zeit geben", betont Zorniger.

Erstmals Kontinuität auf dem Trainerposten

Die bekommt er selbst auch. Durch den Aufstieg hat sich Zornigers Vertrag automatisch um ein Jahr bis 2015 verlängert, was als Zeichen interpretiert wird, dass ihm zwei Versuche bleiben, aufzusteigen. Sollte es gelingen, greift die Klausel erneut. Nachdem in den ersten drei Jahren des Vereinsbestehens kaum ein Posten für mehr als zwölf Monate von der gleichen Person besetzt war, geht nun erstmals ein Trainerteam bei RB Leipzig in seine zweite Saison.

Auch die Aufstiegsmannschaft blieb bis auf Stefan Kutschke, der sich beim VfL Wolfsburg versucht, beisammen und wurde mit den talentierten Neuzugängen verstärkt. Bei vielen Konkurrenten der dritten Liga ist dagegen wegen finanzieller Probleme der stete Umbruch die einzige Konstante.

Die Favoritenrolle will Zorniger trotzdem nur ungern ausfüllen: "Es ist legitim, uns wegen unserer beträchtlichen Mittel favorisiert zu nennen. Aber wir haben ja noch gar nicht bewiesen, ob wir in der Liga oben mithalten können." Er sieht gewachsene Mannschaften wie Preußen Münster, den 1. FC Heidenheim oder den Chemnitzer FC als Favoriten, hält die Liga für ungemein ausgeglichen, so dass seine Mannschaft "nun jede Woche gefordert wird. Du musst gar nicht überragend spielen, sondern Konstanz reinbringen", glaubt Zorniger.

Selbst Mateschitz gibt sich gelassen

"Die dritte Liga soll für uns eine Durchgangsstation sein", betont Geschäftsführer Ulrich Wolter, "aber nicht zwingend sofort". Das sieht mittlerweile sogar Investor Dietrich Mateschitz so. Ursprünglich hatte Red Bull als Ziel ausgegeben, 2017 in der Bundesliga spielen zu wollen, doch Leipzig scheiterte zweimal überraschend am Aufstieg aus der Regionalliga. Danach kamen Zorniger, Wolter und Rangnick.

Der ist durchmarscherprobt, führte schon die TSG Hoffenheim von der dritten bis in die erste Liga. "In Hoffenheim waren wir ein kleiner Dorfclub mit guten Bedingungen, aber das war nicht vergleichbar mit Leipzig." Die Infrastruktur des mit rund 100 Millionen Euro geförderten Vereins ist längst erstklassig, eine moderne Arena inklusive.

Zudem gibt es Synergieeffekte, da Rangnick auch für den österreichischen Bruder-Verein Red Bull Salzburg verantwortlich ist, weitere RB-Filialen gibt es in New York/USA, Sao Paulo/Brasilien und Sogakope/Ghana. "Es ist ein großes Geschenk, viele Dinge gemeinsam machen zu können", sagt Zorniger zu den einmaligen Möglichkeiten.

In Leipzig etabliert sich RB zunehmend. Viele Fußballfans sind das lähmende Gegeneinander der beiden lokalen Traditionsvereine VfB/Lok und Sachsen/Chemie leid, das dazu führte, dass Leipzig seit 15 Jahren in den beiden Bundesligen fehlt. Wie sehr sich die Stadt nach hochklassigem Fußball sehnt, wird deutlich, wenn mehr als 7.500 Zuschauer im Schnitt zu Regionalliga-Heimspielen kommen oder mehr als 30.000 zu einem Relegationsspiel - gegen die Sportfreunde Lotte.

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