RB Leipzig in der Bundesliga Wer hat die Bullen gerufen?


Wappen von RB Leipzig und Firmenlogo von Red Bull im Vergleich
Foto: Jens Meyer/ AP
Für Ralf Rangnick ist die Saison deutlich besser gelaufen als die Feier danach. Bei der Flucht vor einer Bierdusche zog der Trainer von RB Leipzig sich einen Muskelfaserriss zu und musste die Pressekonferenz nach dem 2:0 gegen den Karlsruher SC, das den Aufstieg in die Bundesliga gesichert hatte, absagen.
Dafür sprach Angreifer Davie Selke, der den verletzt am Boden liegenden Rangnick noch mit Bier übergossen hatte: "Die Bundesliga darf sich auf eine Mannschaft freuen, die Bock hat - und auf eine Region, die fußballbegeistert ist."
Letzteres ist unbestritten. Mit 29.400 Zuschauern im Schnitt hat RB den zweithöchsten Zuspruch aller Zweitligisten, knapp hinter dem 1. FC Nürnberg. Die Akzeptanz in Leipzig ist hoch, das Einzugsgebiet, das sich über mindestens drei Bundesländer erstreckt, freut sich auf Erstliga-Fußball. Und die Erfahrung der letzten zwei Jahre zeigt, dass sich viele von denen, die eigentlich nur ein hochklassiges Spiel sehen wollen, nach dem zweiten Stadionbesuch einen RB-Schal kaufen.
Auch in Sachen Infrastruktur hat RB Großes vor. Der Vorstandsvorsitzende Oliver Mintzlaff will neue Einnahmequellen erschließen. Bisher sollen vor allem im Hospitality-Bereich, zu dem die VIP-Logen gehören, Gewinne erzielt worden sein. Unklar ist derweil, ob man den Bau eines neuen Stadions anvisiert, oder ob die bestehende WM-Arena ausgebaut werden soll. Dass man in der ersten Liga "wohl immer ausverkauft sein" wird, hat Rangnick genauso oft betont wie die Vermutung, dass "RB zu den Klubs gehören wird, die die meisten Fans zu Auswärtsspielen mitbringen." Das dürfte man in München, Dortmund, Schalke, Gladbach, Hamburg oder Köln mit Belustigung gehört haben.
Dort hält sich die Freude auf RB sowieso in Grenzen. Und das hat weniger mit Neid zu tun, wie in Leipzig gerne behauptet wird. Schließlich versagen selbst die größten Bayern-Hasser dem Rekordmeister nicht den Respekt für die gute Arbeit der letzten Jahrzehnte. Es geht eher um das Gefühl, dass da jemand so viel Geld hat, dass das Leistungsprinzip nicht mehr zählt. Und um den Bruch mit der 50+1-Regel, die den Einfluss von Investoren beschränken soll.
Das RB-Wappen ist dem des Firmenlogos von Red Bull zum Verwechseln ähnlich. Die Hilfsbezeichnung "RasenBallsport" gebraucht der Club selbst fast nie, stattdessen wird von den "Bullen" oder "Roten Bullen" gesprochen. Der ehemalige DFL-Geschäftsführer Christian Müller spricht in dem ansonsten sehr wohlwollenden Buch "RB Leipzig, Aufstieg ohne Grenzen", dann auch von einem "Dammbruch". In Leipzig, wo es nur 17 "Mitglieder" gibt, sei die Regel erstmals verletzt worden: "Dass es ein 'Verein', dessen Rechtsform ein reiner Papiertiger ist, durch eine so krasse und augenfällige Umgehung der 50+1-Regel geschafft hat, wie eine zu 100 Prozent von einem Investor geführte GmbH zu operieren, ist ein Unding."
Wappen von RB Leipzig und Firmenlogo von Red Bull im Vergleich
Foto: Jens Meyer/ APMüller war bis 2014 Geschäftsführer bei Dynamo Dresden, das gerade den Aufstieg in die zweite Liga gefeiert hat. Dort will man sich als Gegenmodell zu RB positionieren, als mitgliedergeführter Verein, in dem Diskussionen erwünscht (und oft nötig) sind.
Bundesweit wird RB wohl bei allen Spielen mit unfreundlichen Transparenten und Parolen empfangen werden. Bei der Initiative "Nein zu RB" heißt es allerdings, der Protest habe an Schwung verloren, viele Erstligaszenen setzten derzeit andere Prioritäten.
Wenn Rangnick betont, sein Arbeitgeber werde eine Bereicherung für die erste Liga sein, hat er zumindest ein starkes Argument auf seiner Seite. Denn wo viele Traditionsvereine seit Jahren planlos Millionen versenken, hat RB mit viel Knowhow ein Nachwuchskonzept umgesetzt und eine erste Mannschaft auf die Beine gestellt, die attraktiven Fußball spielt.
Ab Sommer, wenn Rangnick wieder als Sportdirektor arbeitet, soll Ralph Hasenhüttl als Cheftrainer die erste Bundesligasaison bestreiten. Der Österreicher passt ins Konzept. Dass der FC Ingolstadt so souverän die Klasse hielt, hat primär mit seinem Coach zu tun, der dem FCI das aggressive Gegenpressing verordnete, das Rangnick seinen Mannschaften als einer der ersten in Deutschland beibrachte.
Kadertechnisch soll sich nichts Grundlegendes ändern. Rangnick will auch künftig "keinen holen, der schon 27 Jahre ist." Der Etat soll im Mittelfeld der ersten Liga rangieren. Eins steht allerdings fest: Sollten damit die Ziele nicht erreicht werden, wird nachgerüstet. Koste es, was es wolle.
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RB Leipzig konnte am vorletzten Spieltag gegen den Karlsruher SC den Aufstieg perfekt machen. Hunderte Fans feierten bereits vorher und zogen mit Fahnen und Transparenten vom Augustusplatz zum Stadion.
Noch-Trainer Ralf Rangnick hatte nur wenige Tage vor dem Spiel verkündet, dass Ralph Hasenhüttl ihn als Coach ablösen wird. Er selbst werde sich um Manageraufgaben kümmern.
Während es für den Tabellenzweiten Leipzig und den Dritten Nürnberg noch um den Aufstieg ging, war der SC Freiburg schon durch. Die Fans feierten den direkten Wiederaufstieg ihres Klubs. Gegen Heidenheim konnten die Freiburger auch die Meisterschaft perfekt machen.
Der Aufsteiger tat sich gegen Heidenheim schwer. Die Partie bot in der ersten Hälfte kaum Höhepunkte.
Leipzig machte es gegen Karlsruhe besser, kreierte vor allem über Yussuf Poulsen gefährliche Situationen, schaffte es aber nicht, den Ball ins Tor zu bringen. In der 22. Minute verfehlte Poulsen knapp das Tor.
Zeitgleich ging Aufstiegskonkurrent Nürnberg durch Niclas Füllkrug gegen den FC St. Pauli in Führung.
Der Klub jubelte, bei diesem Ergebnis hätte der Tabellendritte zunächst einen vorzeitigen Aufstieg von Leipzig verhindert.
In der zweiten Hälfte konnte RB seine Dominanz dann nutzen. Emil Forsberg setzte sich gegen zwei Gegenspieler durch und traf zum 1:0 (52. Minute).
Die Mannschaft jubelte. Der Aufstieg war nah.
Der KSC kämpfte weiter, hätte in der 74. Minute beinahe ausgeglichen. Erst in der 87. Minute setzte ein Freistoß von Marcel Halstenberg den Schlusspunkt der Partie. Der Ball rutschte KSC-Torwart René Vollath durch die Hände und landete im Tor.
Die RB-Spieler im Siegestaumel, der Aufstieg in die Bundesliga war perfekt.
Nürnberg gewann zwar 1:0 gegen den FC St. Pauli, doch den Fünf-Punkte-Rückstand auf Platz zwei kann die Mannschaft am letzten Spieltag nicht mehr aufholen.
Der SC Freiburg tat sich gegen Heidenheim lange schwer - bis zur Schlussphase. Florian Niederlechner traf erst in der 87. Minute, dann noch einmal in der ersten Minute der Nachspielzeit. Durch den 2:0-Sieg krönte sich Freiburg einen Spieltag vor Saisonende zum Meister.
Der aktuelle Fall: Ralf Rangnick (l.) verletzte sich, als er seinen Spielern nach dem feststehenden Aufstieg davonlaufen wollte. Der Trainer griff sich sofort an seinen linken Oberschenkel. Davie Selke schien den Ernst der Lage nicht zu erkennen und übergoss den Trainer mit Bier.
Auch Ewald Lienen verletzte sich auf kuriose Art und Weise. Der Trainer des FC St. Pauli war in der 58. Minute beim Spiel gegen den 1. FC Heidenheim an der Seitenlinie gestürzt, als er einen ins Seitenaus gerollten Ball schnell wieder ins Spiel bringen wollte - dabei war er unglücklich auf die rechte Hand gefallen.
Jérôme Boateng zog sich in seiner Zeit bei Manchester City (2010-2011) ebenfalls auf sehr kuriose Weise eine Verletzung zu. Bei einem Flug rammte ihm eine Flugbegleiterin einen Getränkewagen ins Knie. Anschließend entzündete sich eine Sehne des Nationalspielers.
Leon Andreasen (damals Hannover 96) verletzte sich beim Öffnen eines Pakets schwer mit einem Messer an der Hand und musste operiert werden. Der Däne verpasste deshalb die EM-Playoffs gegen Schweden.
Auch so ein Pechvogel ist Enner Valencia von West Ham United. Der Ecuadorianer ließ mal eine Teetasse fallen - und schlitzte sich an den Scherben den großen Zeh auf.
Charles Akonnor (von 1998 bis 2004 Profi beim VfL Wolfsburg) rammte sich mal eine Auto-Antenne in die Nase.
Er stolperte über ein kleines Mädchen und zog sich eine Schultereckgelenksprengung zu: Markus Pröll, von 2003 bis 2010 bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag.
Darius Vassell (damals Aston Villa) hatte mal eine Blutblase unter seinem Zehennagel. Deshalb griff er zur Bohrmaschine, um ein Loch in den Nagel zu bekommen. Keine gute Idee: Vassell bohrte sich durch den kompletten Zeh.
Martin Palermo vom FC Villarreal jubelte im November 2001 auf einer Mauer über ein Tor. Die Mauer stürzte ein und der Argentinier brach sich Schien- und Wadenbein.
Kasey Keller, ehemaliger Torhüter von Borussia Mönchengladbach zog in seiner Zeit beim FC Millwall mal einen Satz Golfschläger aus dem Kofferraum - und schlug sich dabei die Vorderzähne aus.
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