Rekord in Berlin-Liga Stürmer schießt 16 Tore in einem Spiel

Rekordtorschütze Sentürk: "Wir haben uns die Hände gegeben"
Foto: imagoHamburg - Es ist nicht ungewöhnlich, dass in einem niederklassigen Fußballspiel viele Tore fallen, auch schon mal mehr als zehn. Doch dass ein einziger Spieler 16 Tore schießt, 15 davon als fünf Hattricks in Folge, das gab es im deutschen Fußball noch nie. Safa Sentürk, Stürmer vom BSV Hürtürkel, hat genau das im vorletzten Saisonspiel gegen Club Italia (16:1) vollbracht. Der 22-jährige Bauarbeiter ist damit nicht nur designierter Torschützenkönig der Berlin-Liga (6. Liga), sondern geht auch als neuer Rekordhalter in die DFB-Geschichtsbücher ein. Nun würde Sentürk mit dem Fußball gern Geld verdienen, vielleicht sogar im Ausland.
SPIEGEL ONLINE: Herr Sentürk, mit 16 Toren innerhalb einer Partie ist Ihnen am Wochenende ein deutscher Rekord gelungen. Klingelt Ihr Telefon seitdem ununterbrochen?
Safa Sentürk: Nicht wirklich, eigentlich ist alles ganz normal. Ich habe auch erst aus der Zeitung erfahren, dass das Rekord war. Die Aktion war eher als Spaß gedacht.
SPIEGEL ONLINE: Sie schießen aus Spaß in einer offiziellen Begegnung 16 Tore?
Sentürk: Ich war das ja nicht allein. Wir wussten vorher, dass es leicht ist, gegen Club Italia viele Tore zu schießen. Die hatten in der Rückrunde kein Spiel gewonnen, bis dahin über 200 Gegentreffer kassiert und wir standen schon als Aufsteiger fest. Deshalb kam der Trainer auf die Idee, dass derjenige mit den meisten Toren versuchen solle, am vorletzten Spieltag Torschützenkönig der Liga zu werden.
SPIEGEL ONLINE: Ein ziemlich verrücktes Vorhaben, hatten Sie doch vor der Partie mit 18 Treffern acht Tore weniger als die bis dahin besten Schützen der Liga.
Sentürk: Keiner hat damit gerechnet, dass das klappt, ich am wenigsten. Ich hab gedacht, vielleicht mache ich fünf, sechs Buden. Die ersten Tore fielen noch aus dem normalen Spiel heraus, dann merkten wir, dass es flutscht.
SPIEGEL ONLINE: Und Ihre Mitspieler stellten Sie ins Zentrum jedes Angriffs?
Sentürk: Genau, ich bekam immer den letzten Pass und durfte das Tor schießen. Die 16 Treffer waren also eine Mannschaftsleistung.
SPIEGEL ONLINE: Trotzdem ernten Sie jetzt den ganzen Ruhm. Ist das tatsächlich für jeden im Team in Ordnung?
Sentürk: Klar, wir wissen doch alle, wie es wirklich war. Außerdem hatte ich mit meinen Toren zuvor auch entscheidend zum Aufstieg beigetragen, der Trainer und die Mannschaft wollten sich so ein wenig bei mir bedanken.
SPIEGEL ONLINE: Und wie haben die Gegner reagiert? Man wird ja nicht alle Tage derart überrannt.
Sentürk: Die sind es als Tabellenletzter gewohnt, viele Tore zu kassieren. Nur eben nicht von einem einzigen Spieler. Italia hat sich aber echt fair verhalten, alles nette Kerle. Keiner hat hart attackiert, und nach dem Spiel haben wir uns die Hände gegeben, wie immer.
SPIEGEL ONLINE: Wie geht es nach dem Rekord für Sie weiter? Wollen Sie jetzt Fußballprofi werden?
Sentürk: Bislang arbeite ich auf dem Bau. Aber ich habe vor zwei Wochen meine Traumfrau geheiratet und es wäre natürlich toll, wenn ich für sie mit dem Fußball ein bisschen mehr Geld verdienen könnte. Mit Babelsberg habe ich auch schon mal in der Regionalliga gespielt. Mein alter Trainer kam nach der Italia-Partie auf mich zu und fragte, 'Safa, willst du nicht wieder zu uns kommen'? Aber der Verein hat kein Geld, das macht keinen Sinn. Mein Manager steht im Kontakt mit ein paar Clubs in der Türkei, vielleicht ist da was dabei.
SPIEGEL ONLINE: Und wenn nicht?
Sentürk: Dann schieße ich weiter für Hürtürkel meine Tore. Da klappt ja ganz gut.