Eklat um erkrankten Eintracht-Profi Russ "Meine Worte waren dumm"
Eigentlich hätte dies vor allem die Geschichte eines Relegationshinspielswerden können, an dessen Ende der Zweitligist gute Chancen hat, schon bald Erstligist zu sein. Doch dann sagte Nürnbergs Torwart Raphael Schäfer einen ungeheuerlichen Satz, der auch durch zu viel Adrenalin im Blut nicht zu entschuldigen ist: "Ich glaube, wenn einer wirklich schwer krank ist, dann kann er heute keinen Fußball spielen", sagte der 37-Jährige, als er auf die Tumorerkrankung des Frankfurter Verteidigers Marco Russ angesprochen wurde. Auch Nürnbergs Trainer René Weiler, ansonsten der Inbegriff der Besonnenheit, hatte sich bei Sky genervt gezeigt, dass die Eintracht die Erkrankung so kurz vor dem Spiel publik gemacht hatte und von einer "Inszenierung" gesprochen.
Beide ruderten schnell zurück, Weiler schon bei der Pressekonferenz, Schäfer in der Nacht: "Meine Worte waren dumm, dafür kann ich mich nur aufrichtig entschuldigen." Er habe sich "voreilig geäußert, ohne Bescheid zu wissen". Das gilt offenbar auch für Weilers Worte, denn die Eintracht hatte am Mittwochabend wohl gar keine andere Möglichkeit, als an die Öffentlichkeit zu gehen und ein angebliches Doping-Vergehen von Russ richtigzustellen. Schließlich war die vermeintliche Doping-Nachricht da schon bei der "Bild"-Zeitung gelandet.

Russ selbst, dessen Namen die Eintracht-Fans bei der Verlesung jedes einzelnen Spielernamens skandierten, hatte sich entschieden aufzulaufen, im Rückspiel am Montag wird er gelbgesperrt fehlen. Und wie es der Zufall so wollte, war er es, der das Nürnberger 1:0 (43.) aus dem Gedränge heraus erzielte, nach einem Freistoß von Sebastian Kerk sah er den Ball zu spät - und traf ins eigene Tor.
Gacinovic sorgt für das ästhetische Highlight des Abends
Es passte zu dieser Partie, dass der einzige Treffer des ersten Durchgangs durch ein Eigentor fiel. Denn was beide Mannschaften den 51.500 Zuschauern im ersten Durchgang boten, warf die Frage auf, ob die erste Liga nicht besser dran wäre, wenn beide in der zweiten kicken würden. Nürnberg igelte sich bei minimalem Ballbesitz rund um den eigenen Strafraum ein. Der FCN hatte auch im zweiten Durchgang keinen Torabschluss und leistete sich eine Passquote von 48,4 Prozent.

Nicht viel besser machte es die Eintracht, die im zweiten Durchgang dominierte, aber erschreckend schwach spielte. Von Rückkehrer Alex Meier, der immer wieder mit hohen Flanken angespielt wurde, war gar nichts zu sehen. Kombinationen gab es so gut wie nie - bis zum 1:1 durch Mijat Gacinovic (67.), den zuvor Timothy Chandler doch tatsächlich mit einem flachen Ball angespielt hatte, der zudem genau auf dem Fuß landete.
Es war das ästhetische Highlight des Abends. Was Nürnberg bot, hatte mit Fußball letztlich wenig zu tun. Doch so eine Mauertaktik ist möglicherweise legitim, wenn sie einem die etwas bessere Ausgangslage fürs Rückspiel am Montag beschert. Schon bei einem 0:0 wäre der Klub erstklassig. Die Nürnberger Taktik nach dem Spiel war dann auch interessanter als die während der 90 Minuten.
"Das ist eine Lüge"
Wer die Spieler in den verschwitzten weiß-roten Jerseys nach dem Spiel hörte, hätte meinen können, dass man da einer Übermannschaft einen Punkt abgerungen hätte. "Man hat heute gesehen, dass man auch bei einem Gegner wie Eintracht Frankfurt bestehen kann, wenn man alles reinwirft", sagte Georg Margreitter. Und Guido Burgstaller betonte, das Spiel sei sehr anstrengend gewesen. "Die haben einen Riesendruck erzeugt."
Druck ablassen musste nach der Partie auch Eintracht-Coach Niko Kovac. Dass es drei Wochen dauerte, ehe der Eintracht und ihrem Spieler die Ergebnisse des Bluttests mitgeteilt wurden, brachte ihn ebenso auf die Palme wie die Tatsache, dass Russ' Wohnung und Spind durchsucht worden waren, weil der Nada angeblich kein Attest vorgelegen habe. Schließlich erhalte jeder Normalbürger 24 Stunden nach einem Bluttest einen Befund, so Kovac. "Und dann zu sagen, dass kein Befund vorgelegen habe, meine Damen und Herren, das ist eine Lüge."