Unter Druck wegen Putin-Nähe Abramowitsch will angeblich FC Chelsea verkaufen

Der Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss hat nach eigenen Angaben den FC Chelsea von Roman Abramowitsch zum Kauf angeboten bekommen. Derzeit verlange der russische Oligarch aber »viel zu viel«.
Roman Abramowitsch

Roman Abramowitsch

Foto: Matt Dunham / dpa

Der russische Oligarch Roman Abramowitsch scheint sich beim englischen Fußballklub FC Chelsea mehr und mehr zurückzuziehen. Nun berichtet ein Schweizer Milliardär, der Klub sei ihm angeboten worden. »Ich habe mit drei weiteren Personen ein Angebot erhalten, um Chelsea von Abramowitsch zu kaufen«, sagte Hansjörg Wyss, 86, der Schweizer Zeitung »Blick«.

Bei Champions-League-Sieger Chelsea, wo Teammanager Thomas Tuchel und die deutschen Nationalspieler Timo Werner, Kai Havertz und Antonio Rüdiger unter Vertrag stehen, hatte Abramowitsch am Samstag bereits angekündigt, die Verwaltung des Klubs an die wohltätige Stiftung des Vereins abgeben zu wollen.

Der Oligarch war zuvor zunehmend wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Kritik geraten. Forderungen nach Sanktionen gegen den Chelsea-Eigentümer wurden immer lauter.

Insgesamt hat Abramowitsch seit seiner Ankunft an der Fulham Road im Sommer 2003 geschätzt rund zwei Milliarden Pfund in den Verein gesteckt (rund 2,4 Milliarden Euro) und Chelsea damit zu einem der erfolgreichsten Klubs des Weltfußballs gemacht. Unter anderem holten die Londoner fünfmal die Meisterschaft, jeweils zweimal die Champions League und die Europa League und jüngst die Klub-WM.

»Wenn ich Chelsea kaufe, dann mit einem Konsortium«

Ob er kaufen werde, stehe noch nicht fest, sagte Wyss. »Da muss ich jetzt vier bis fünf Tage abwarten. Abramowitsch fordert derzeit viel zu viel«, zitiert »Blick« Wyss. »Chelsea steht bei ihm mit zwei Milliarden Pfund in der Kreide. Aber Chelsea hat kein Geld. Das bedeutet, dass diejenigen, die Chelsea kaufen, Abramowitsch entschädigen sollen«, sagte Wyss und ergänzte, dass er eine Übernahme »ganz sicher nicht allein« plane. »Wenn ich Chelsea kaufe, dann mit einem Konsortium bestehend aus sechs bis sieben Kapitalgebern.«

Wyss ist einer der reichsten Männer der Welt. Das US-Magazin »Forbes« schätzt sein Nettovermögen zurzeit auf 5,1 Milliarden Dollar. Er lebt seit Jahrzehnten in den USA. Dort leitete er eine Firma für Medizintechnik, die er 2012 für einen Milliardengewinn an das US-Unternehmen Johnson & Johnson verkaufte.

Wyss dürfte nicht der einzige Interessent an dem Premier-League-Klub sein. 2018 scheiterte der britische Milliardär Sir Jim Ratcliffe, Gründer eines Chemieimperiums, mit einem Gebot. Auch aus den USA gibt es angeblich immer wieder Interesse am FC Chelsea. Den Wert des Vereins bezifferte der Fußball-Finanzexperte Kieran Maguire von der University of Liverpool im April 2020 mit rund 1,4 Milliarden Euro. Dazu kämen bei einem Verkauf wohl noch die rund zwei Milliarden Euro, die Abramowitsch dem Verein seit 2003 zur Verfügung gestellt hat.

vgl/dpa/sid
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