Rot im Finale Unwürdiger Abgang einer Fußball-Ikone

Für Frankreichs Fußball-Helden Zinedine Zidane sollte das Endspiel ein krönender Abschluss seiner Karriere sein. Doch nach einem hässlichen Kopfstoß gegen die Brust des Italieners Marco Materazzi erlebte "Zizou" die schwärzesten Stunden seiner Laufbahn.

Berlin - Zizou, der Schweiger, der auch im Finale so unnachahmlich mit dem Ball tanzte, der einen phantastischen Elfmeter verwandelte, der mit einem Kopfball fast die Entscheidung in der Spielzeit geschafft hatte - ausgerechnet er.

Es war die 110. Spielminute: Ein Wort seines Gegenspielers Materazzi, Zidane senkt den kahlen Kopf, rammt ihn dem Italiener mit Wucht gegen die Brust. Aufregung, bei den Italienern, Tumulte. Der argentinischen Schiedsrichter Horacio Elizondo läuft an die Linie zum vierten Unparteiischen, dreht um, zückt die Rote Karte. Das bittere Ende einer Weltkarriere.

Mit gesenktem Kopf geht Zizou vom Platz, direkt in die Kabine. Keines Blickes würdigt er den Weltmeisterpokal, an dem er vorbei muss, kein Winken. Scham, Wut, Trauer. Zidane verschwand und ward nicht mehr gesehen, nicht zum Elfmeterschießen, nicht, um die Medaille für den zweiten Platz entgegenzunehmen.

Der Kapitän der Equipe Tricolore, der sich zum zweiten Mal nach 1998 zum Weltmeister krönen und als WM-Champion abtreten wollte, stellte sich selbst ins Abseits und konnte den Triumph der Italiener nicht verhindern.

Im WM-Finale von 1998 hatte Zidane mit zwei Toren den Triumph Frankreichs über Brasilien sichergestellt und war zum Superstar avanciert. Aber nicht zum ersten Mal wurde dem Ballkünstler sein Jähzorn zum Verhängnis - schon vor acht Jahren war Zidane auf dem Weg zum WM-Titel in der Vorrunde vom Platz geflogen.

Der Ausraster im Berliner WM-Finale überschatte die Lobeshymnen, mit denen "Zizou" schon vor dem Endspiel überschüttet worden war. "Er ist das leuchtende Beispiel des Fußballs", lobte etwa Brasiliens Fußball-Legende Pele den begnadeten Franzosen.

Franz Beckenbauer hatte nur eine Erklärung für den Blackout: "Irgendetwas muss man Zidane gesagt haben. Zidane ist eigentlich ein zurückhaltender und harmloser Mensch. Er hat seine Mannschaft geschwächt. Es ist jammerschade, dass er aufhört und wir ihn nicht mehr sehen werden. Bei Bayern München würde er noch mit offenen Armen empfangen."

rüd/kp/sid/dpa

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