Neuer Fußballtalk auf Tele 5 Alles Schluffis außer Brückner

TV-Moderator Brückner: "Immer eine Meinung"
Foto: Tele5/ Gert KrautbauerAls der Fernsehjournalist Rudi Brückner 1995 die Moderation des Fußballstammtischs "Doppelpass" vorgeschlagen bekam, soll er geantwortet haben: "Ich setze mich doch nicht jede Woche mit alten, dicken Männern hin und rede im Fernsehen über Fußball."
Er hat das dann doch gemacht, ungefähr zehn Jahre lang als Moderator vom "Doppelpass" beim DSF, dem Sender, der heute Sport 1 heißt. Um genau zu sein, hat Brückner seitdem im Fernsehen eigentlich nicht viel anderes gemacht, er hat immer mit Leuten zusammengesessen und über Fußball geredet. Beim DSF, bei Eurosport, zuletzt bei Servus TV, dem Fernsehableger des Red-Bull-Konzerns. Und jetzt auch bei Tele 5.
Am Donnerstag setzte sich Brückner (59) dort mit Felix Magath (61) in ein TV-Studio und redete im Fernsehen über Fußball.
"Ultra" heißt die neue wöchentliche Fußball-Talkshow in dem Münchner Nischensender, der für seine Nähe zum Fußball bisher nicht unbedingt berühmt ist, eher für das Abspielen von "Star-Trek"-Staffeln. Wenn man den Ultra-Fans unterstellt, sie stünden tendenziell eher für das Strukturkonservative im Fußball, dann ist der Titel der Sendung durchaus richtig gewählt. Denn Brückner macht gar keinen Hehl daraus, dass er all das Bohei um den heutigen Fußball für kompletten Unfug hält. Sein Lieblingswort heißt "Firlefanz", und mit Startrainer Felix Magath hat er in seiner ersten Sendung dafür den perfekten Partner gefunden.
Ihr gemeinsamer Feind ist der Mentalcoach
Magath darf in der Sendung mit dem Titel "Zirkus Bundesliga: Welche Rolle spielt noch der Trainer?" all das sagen, was Brückner hören will. Die Verachtung für den Industriebetrieb Fußball, für die modernen Trainerkonzepte, für die Teamarbeit, dafür, dass Spieler aus der Umkleidekabine twittern. Ihr beider gemeinsamer Feind ist der Mentalcoach. Was beide davon halten, lässt sich in einem Wort zusammenfassen: nichts.
Moderator und Gast ereifern sich über den "Performance Director", wie ihn englische Klubs beschäftigen, über Sponsoren, über Spielerberater, Marketingfachleute und Sportpsychologen, und wer da sonst noch alles mitredet im heutigen Fußball. Wer den beiden zuhört und dabei nicht an die beiden Griesgrame aus der "Muppet-Show", Waldorf und Statler denkt, hat die Muppets nie gesehen.
Darmstadts Coach Dirk Schuster sitzt auch noch mit in der Sendung, er soll wohl das junge Element der Trainergarde verkörpern, er darf ein bisschen mitlachen, wenn Magath einen seiner Sarkasmen äußert und fällt ansonsten nicht weiter auf.
Brückner hatte vor der Sendung angekündigt, diese Sendung sei ganz anders als alle anderen Fußball-Talks. Es werde eine Sendung, die "eine publizistische Haltung" habe, wie Tele-5-Geschäftsführer Kai Blasberg betont, "auf keinen Fall ein Maybrit-Illner-Talk, bei dem jeder Beteiligte ausgewogen zu Wort kommt".
"Sofort die Gewerkschaft am Hals"
In dieser Hinsicht hat die erste Sendung jedenfalls Wort gehalten. Kritik an Magaths Haltung, an seinen ruppigen Trainingsmethoden, an der Art, wie er Spieler zuweilen behandelt hat - das alles bleibt außen vor. "Einem Trainer wird immer Dreck hinterhergeschmissen", sagt Magath. Das muss er von Moderator Brückner nicht befürchten. Der Trainer darf sich unwidersprochen ereifern: "Wenn Sie in Deutschland als Trainer einen Spieler rausschmeißen, hat man doch gleich die Gewerkschaft auf dem Hals." Wahrscheinlich hält er das tatsächlich für einen Skandal.
Bei "Ultra", Untertitel "Aus Liebe zum Fußball", werde es "keine Schere im Kopf geben", sagt Brückner, der Sender bewirbt seinen Moderator in seiner Pressemitteilung als "für seine klaren Statements bekannt und zugleich berüchtigt". Sein Prinzip sei: "Kuscheln ist nicht, gesunde Härte gehört dazu." Brückner, der Ultra unter den Fernsehmoderatoren.
Von all dem ist bei dem dahinplätschernden Gespräch in der Premierensendung wenig zu merken, und daran kann auch Brückners eifriger Sidekick, der Comedian André Schubert, nicht viel ändern. Schubert sitzt etwas abseits am Katzentisch und soll die Stimmen und Stimmungen in den sozialen Medien während der Livesendung einsammeln, aber offenbar gab es da bis auf zwei, drei dürre Tweets noch nicht so viel einzusammeln.
So können sich Brückner und Magath in allen wesentlichen Dingen einig sein, und wenn der DFB-Ausbilder Erich Rutemöller in einem Einspielfilm bemerkt, "das ist doch klasse, dass der Trainer nicht mehr Alleinunterhalter ist, sondern Teamarbeiter", lässt Magath sein berühmtes süffisantes Magath-Lächeln spielen und sagt, er habe "keine Ahnung, wie die Spieler es früher ohne Mentalcoaches und Psychologen geschafft haben, Fußball zu spielen". Dann sagt er noch: "Entscheidend ist auf'm Platz."
"Was nehmen wir von diesem Gespräch mit in die Nacht?", fragt sich Brückner am Ende selbst ein bisschen hilflos, und Schubert assistiert ihm: "Dass der Fußball in Deutschland mit Trainern wie Magath oder Schuster weiter wäre."
Damit ist die Sendung vorbei, auf Tele 5 läuft anschließend Wrestling. Geschäftsführer Blasberg sagt: "Ist ja auch Sport."
"Ultra - Aus Liebe zum Fußball", donnerstags um 21.15 Uhr auf Tele 5