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Sami Khedira: Verletzungsschock gegen Italien

Foto: Matteo Bazzi/ dpa

Khediras Kreuzbandriss "Ein bitterer Rückschlag für Sami und uns alle"

Die schwere Verletzung von Mittelfeldspieler Sami Khedira hat das Testspiel in Italien überschattet. Der Spieler von Real Madrid gehört zu den Unverzichtbaren in den Plänen Joachim Löws. In der zentralen Defensive bekommt der Bundestrainer jetzt ein Problem.

Es sind noch genau 208 Tage bis zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien, und es könnte sein, dass es zu wenige sind für Sami Khedira. Für den Mittelfeldspieler von Real Madrid wird die Genesung nach seinem Kreuzband- und Innenbandriss aus dem 1:1-Unentschieden gegen Italien zum Wettlauf gegen die Zeit - und für Bundestrainer Joachim Löw zum Problem. Ausgerechnet im defensiven Mittelfeld, der zentralen Position auf dem Platz, dort wo sich Deutschland bislang so bestens bestückt wähnte, gehen dem DFB-Team die Spieler aus.

Der Krankenstand ein Dreivierteljahr vor WM-Start sieht derzeit so aus:

  • Holger Badstuber, Defensivspieler, fällt nach Kreuzbandriss für die gesamte Saison aus. Chancen auf die WM-Teilnahme: unwahrscheinlich.
  • Bastian Schweinsteiger, Defensivspieler, frühestens zu Rückrundenbeginn einsatzfähig.
  • Ilkay Gündogan, Defensivspieler, seit Monaten außer Gefecht.
  • Sami Khedira, Defensivspieler, mindestens ein halbes Jahr nicht einsatzfähig.

Schweinsteiger und Gündogan könnten bis zur WM ihren Rhythmus wieder gefunden haben, bei Khedira darf man das berechtigt anzweifeln. Selbst wenn er bis zum Sommer wieder den Anschluss schaffen sollte - er würde ohne Spielpraxis zum Turnier anreisen, ohne jede Gewähr, ob er seine Topform zum richtigen Zeitpunkt wiederherstellen kann.

"Eine ganz große Kämpfernatur und Persönlichkeit"

Khedira ist seit 2010 einer geworden, auf den das Nationalmannschafts-Unwort Führungsspieler tatsächlich passen würde. Gesetzt wie Philipp Lahm oder Torwart Manuel Neuer - egal welche Aufstellungspuzzle der Bundestrainer in den vergangenen Monaten gebastelt hat: Khedira war immer mit von der Partie. Einer der Unverzichtbaren. "Das ist ein bitterer Rückschlag für Sami und uns alle. Er ist auf und neben dem Platz eine ganz große Kämpfernatur und Persönlichkeit", hat Löw am Samstag kommentiert, und man darf davon ausgehen, dass er jedes dieser Worte auch so meint.

Löw hat das einmal gemacht, auf einen Langzeitverletzten zu warten, ihm einen Platz in der Stammelf zu reservieren: Das war bei der EM 2008, wo Innenverteidiger Christoph Metzelder ohne jede Betriebstemperatur zum Turnier anreiste. Damals ging das anschließend schief, und Löw hat seine Lehren daraus gezogen.

Als im Vorjahr bei der Europameisterschaft auch Per Mertesacker direkt aus der Rehabilitation in den EM-Kader wechselte, ließ ihn der Bundestrainer lieber auf der Bank und setzte stattdessen auf den Dortmunder Mats Hummels. Viele hat das damals überrascht, aber Löw hatte das warnende Beispiel Metzelder noch zu gut im Hinterkopf.

Lahm als Sechser jetzt doch wieder eine Option

Als Alternative für Khedira rückt jetzt wieder das in Mailand erprobte Experiment mit Kapitän Philipp Lahm als Mittelfeldspieler in den Fokus. Eine Umstellung, die der Bundestrainer allerdings nur gegen seinen ausdrücklichen Willen vornehmen würde. Löw hat am Freitag nach dem Italienspiel noch einmal explizit betont, dass er diese Maßnahme nur als "Notlösung" betrachtet und fest mit Lahm als Außenverteidiger plant. Tatsächlich hat man gegen die starken Italiener eindrucksvoll den Unterschied sehen können, den das Fehlen Lahms auf der Außenposition ausmacht. Es mangelt an der Dynamik, die der Kapitän auf dem Flügel entfaltet.

Da Lahm vom Bundestrainer ebenso wie Teamkollege Manuel Neuer und Arsenal-Profi Mesut Özil vorzeitig ein paar freie Tage verordnet bekam, wird die Nationalmannschaft am Dienstag in Wembley gegen England (20.45 Uhr ARD, Liveticker SPIEGEL ONLINE) mit einer Doppelsechs auflaufen, in der Toni Kroos oder einer der beiden Bender-Zwillinge Lars oder Sven sich versuchen dürften. Kroos, der sich damit von seiner Lieblingsposition als Zwischenspieler zwischen offensiv und defensiv verabschieden müsste und in der Rückwärtsbewegung beileibe nicht so stark ist wie ein Schweinsteiger oder Khedira, und die Benders, die eher Abräumer- als Gestalterqualitäten mit sich bringen.

Auf der deutschen Königsposition, bei der WM in Südafrika der Schlüssel zum erfolgreichen Turnierverlauf, herrscht urplötzlich Notstand. Das kann noch alles gut ausgehen bis zum Sommer 2014. Aber seit dem Freitagabend von Mailand gibt es für das Projekt WM-Titel ein Fragezeichen mehr.

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