Umbruch bei Königsblau Ist das Schalke, oder kann das weg?

Das Aus gegen Bremen im Pokal macht deutlich, dass Schalke 04 nur für den Abstiegskampf tauglich ist, mehr aber nicht. Sportvorstand Schneider sucht einen neuen Trainer, einen neuen Sportdirektor und neue Spieler.
Schalkes Benjamin Stambouli hockt nach dem Pokal-Aus gegen Bremen auf dem Rasen

Schalkes Benjamin Stambouli hockt nach dem Pokal-Aus gegen Bremen auf dem Rasen

Foto: Bernd Thissen / dpa

Jochen Schneider kam über die Treppe. Eine halbe Mannschaft verletzter Spieler oder solcher, die aus anderen Gründen nur auf der Tribüne saßen, stieg aus dem Fahrstuhl. Auf dem Weg in die Kabine, zu den Kollegen im Trikot, klatschten sie mit dem Sportvorstand wortlos ab, wieder gab es nur traurige Gesichter.

Seitdem bekanntgegeben wurde, dass Schneider beim FC Schalke 04 in den Vorstand rücken wird und somit wichtige Personalentscheidungen treffen darf, sah er drei Spiele in der Gelsenkirchener Arena: 0:4 gegen Fortuna Düsseldorf, 0:1 gegen RB Leipzig, nun kam das Aus im Viertelfinale des DFB-Pokals durch ein 0:2 gegen Werder Bremen.

Gegen die Norddeutschen war es immerhin eine der besseren Leistungen der Schalker in dieser Saison. Trotzdem schossen sie kein Tor, trotzdem sprach der Trainer des Gegners, in diesem Fall Florian Kohfeldt, zu Recht von einem "verdienten Sieg".

Schalke ist konkurrenzfähig, wenn es darum geht, sich gegen Konkurrenten im Abstiegskampf der Bundesliga ein paar Punkte zu ermurksen, wie beim 1:0 in Hannover geschehen. Ein an diesem Tag biederes Werder war jedoch schon wieder zu stark, wie bereits in beiden Vergleichen in der Liga.

"Wir spielen eine Scheißsaison"

Ob die Gefahr bestehe, dass dies dauerhaft so bleibe, wurde Bastian Oczipka gefragt. "Diese Diskussion würde zu weit führen", sagte Schalkes Verteidiger, "wir spielen eine Scheißsaison, aber letztes Jahr sind wir Vizemeister geworden." Eine Prognose für die kommenden Jahre sei daher schwierig.

Es hängt derzeit vor allem an Jochen Schneider, den FC Schalke wieder so aufzustellen, dass er auch mit Bremen, Wolfsburg, Hoffenheim und Leverkusen Schritt halten kann. Er muss einen neuen Trainer finden, er muss einen Sportdirektor finden, er muss Spieler mit bis ins nächste Jahrzehnt gültigen Verträgen loswerden, um bessere zu holen. Und das alles, ohne einen europäischen Wettbewerb als Lockmittel zu haben. Uff.

Metzelder und Schmidt werden als sportliche Leitung gehandelt

"In den vergangenen zwei Wochen bin ich endlich dazu gekommen, eine Bestandsaufnahme zu machen. Wir haben schon das eine oder andere Gespräch geführt", sagte Schneider vor dem Spiel in der "Lokalzeit Ruhr" des WDR. Die Fernsehkameras mied er nach der Partie, auch die vielen Reporter zwischen Kabine und Kapelle wurden nach dem Pokalaus enttäuscht. "Der Jochen kommt nicht", sagte eine Sprecherin des Klubs über den Mann, der nicht gerne öffentlich spricht.

Es wäre vermutlich auch auf die Antwort hinausgelaufen, die er dem WDR gab, nämlich die, dass er "keine Wasserstandsmeldungen" abgebe. Christoph Metzelder soll ein Kandidat für den Sportdirektorposten sein, Roger Schmidt nach einem Bericht der "Bild" der wahrscheinliche Nachfolger von Huub Stevens als Trainer.

"Die beiden Hauptkriterien sind Qualität und Teamplayerfähigkeit. Wenn er dann noch Schalker Stallgeruch mitbringt, umso besser", sagte Schneider über die Anforderungen an das neue Personal. Metzelder dürfte da schon gut passen.

Für Schmidt gilt das bedingt. Der frühere Trainer von RB Salzburg und Bayer Leverkusen, inzwischen bei Beijing Guoan in China tätig, ist ein radikaler Vertreter des schnellen Umschalt-Fußballs. Schneider schwebt diese Art vor, das hatte er bei seiner Vorstellung gesagt. Allerdings müsste dann auch der Kader radikal umgebaut werden.

Die Fehler der Vergangenheit

Es bedarf ohnehin schon vieler Verbesserungen. Es fehlen Außenverteidiger von hochwertigem Format, genau wie Stürmer. Es fehlen Profis, die Tempo und Spielverständnis mitbringen. Derzeit sind zu viele Spieler im Kader, die bei einem der Kriterien zu große Abstriche machen müssen.

Jochen Schneider hat im Hintergrund eine schwierige Aufgabe zu bewältigen, im Vordergrund muss Huub Stevens verhindern, dass aus der Murkssaison keine Katastrophe wird. "Ich weiß jetzt, woran es liegt", sagte der Übergangstrainer zu den Ursachen des sportlichen Verfalls, "aber ich sage es nicht." Auf die Nachfrage, ob es Fehler aus der Vergangenheit seien, also zu verantworten von Manager Christian Heidel und/oder Trainer Domenico Tedesco, antwortete Stevens mit beißender Ironie: "Ich habe in den drei Wochen sicherlich viele Fehler gemacht. Ich weiß nur nicht, welche."

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren