

Hamburg - Insgesamt acht Jahre spielte Andreas Möller für Borussia Dortmund, gewann mit dem BVB die Meisterschaft, den DFB-Pokal, die Champions League, den Weltpokal, er war gemeinsam mit Matthias Sammer das Gesicht des Dortmunder Erfolgs in den neunziger Jahren - und damit das personifizierte Feindbild für die Fans des FC Schalke 04. Kaum einen Dortmunder Spieler mochten sie in Gelsenkirchen damals weniger.
Am Ende der Saison 1999/2000 verließ Möller den BVB, das war allgemein erwartet worden. Als er den Dortmunder Verantwortlichen damals mitteilte, wohin er gehe, glaubten sie zunächst an einen Scherz: nach Schalke. "Dort habe ich die Chance, mein Image zu korrigieren", begründete Möller seinen Schritt gegenüber der "Welt": "Ich war immer als Heulsuse und Weichei verschrien. Das war nicht richtig. Denn jetzt frage ich: Wäre ich eine Heulsuse, würde ich dann nach Schalke gehen?"
Der Mittelfeldspieler schaffte es tatsächlich, die Schalker Fans von sich zu überzeugen und gewann mit dem Club 2001 und 2002 den DFB-Pokal. Möller ist der berühmteste Überlaufer, der sowohl das Dortmunder als auch das Schalker Trikot getragen hat.
Insgesamt 23 Spieler spielten in der Bundesliga für beide Clubs, die am Samstag (15.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) in Gelsenkirchen zum 83. Revierderby in der Bundesliga aufeinandertreffen. Zwölf Profis wechselten direkt zwischen den Erzfeinden, einige sogar mehrfach. Wer von Schalke nach Dortmund ging, erlangte in der Regel größeren sportlichen Erfolg als solche Profis, die vom BVB zu S04 wechselten. Das gilt sogar für eine der größten Schalker Bundesliga-Legenden.
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Reinhard "Stan" Libuda (l.) und der FC Schalke 04 - das war eine große Liebe. Libuda kam aus der Jugend und spielte zunächst von 1961 bis 1965 in der ersten Mannschaft. Anschließend wechselte er für drei Jahre zu Borussia Dortmund, ehe er von 1968 bis 1972 erneut für Schalke auflief. Weil Libuda in den Bundesliga-Skandal verwickelt war und vom DFB gesperrt wurde, spielte er in der Saison 1972/1973 für den französischen Club Racing Straßburg. Von 1973 bis zum Karriereende 1976 lief der Rechtsaußen noch einmal in der Bundesliga auf - für Schalke.
Libuda wird auf Schalke als Legende verehrt, den wichtigsten Treffer seiner Karriere erzielte er aber ausgerechnet im Trikot des Erzfeindes. Im Finale des Europapokals der Pokalsieger traf Dortmund 1966 auf den FC Liverpool. Den entscheidenden Treffer in der Verlängerung zum 2:1 erzielte - Libuda.
Als Libuda 1969 seine zweite Zeit auf Schalke verbrachte, debütierte Rolf Rüssmann im blau-weißen Trikot. Bis 1973 und dann wieder von 1974 bis 1980 lief er für die Gelsenkirchener auf. Mit dem Club feierte er auch den größten Erfolg seiner Karriere: Den Sieg im DFB-Pokal 1972.
Zum Ende seiner Karriere wechselte Rüssmann die Seiten und ging 1980 zu Borussia Dortmund. Bis 1985 lief er für den BVB auf, einen Titel gewann er mit dem Club jedoch nicht.
Er wurde in Gelsenkirchen geboren, spielte seit der Jugend für den FC Schalke und galt als Nachfolger von "Stan" Libuda auf Rechtsaußen: Rüdiger Abramczik. Gemeinsam mit Klaus Fischer bildete er ein torgefährliches Stürmerduo, wobei "Abi" als Vorlagengeber fungierte.
Weil Schalke Geld brauchte, verkaufte der Club Abramczik 1980 - ausgerechnet an den BVB, wo er mit Manfred Burgsmüller das Sturmduo bildete. Für Dortmund lief er drei Jahre auf, 1987 streifte sich Abramczik dann noch einmal kurzzeitig das Schalke-Trikot über.
"Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu." Jürgen Wegmann hat der Bundesliga einen ihrer legendärsten Sprüche hinterlassen. Von 1984 bis 1986 sorgte der Stürmer im Dortmunder Westfalenstadion für Aufsehen, traf in 70 Spielen 25-mal.
Anschließend wechselte er zum FC Schalke und überzeugte auch dort. Daher führte Wegmanns Weg nach einem Jahr in Gelsenkirchen zum FC Bayern, mit dem er 1989 Deutscher Meister wurde. Es war zugleich sein Abschied aus München. Wegmann ging zurück zum BVB, konnte aufgrund von Verletzungen aber nie an seine früheren guten Leistungen im Dortmunder Trikot anknüpfen.
20 Jahre war Ingo Anderbrügge alt, als er 1984 zu Borussia Dortmund wechselte und in der Bundesliga debütierte. Vier Jahre blieb er beim BVB, dann ging er zum großen Rivalen.
Beim FC Schalke erlebte Anderbrügge elf wechselvolle Jahre. Drei Jahren in der zweiten Liga folgten nach dem Aufstieg 1991 mehrere Spielzeiten im Tabellen-Mittelfeld. Dennoch wird Anderbrügge für immer einen Platz in der Schalker Geschichte haben - als einer der Euro-Fighter, die 1997 den Uefa-Pokal gewannen.
Zwei Jahre spielte Anderbrügge gemeinsam mit Steffen Freund auf Schalke, der 1991 von Stahl Brandenburg zu S04 wechselte. Nach zwei Jahren zog er weiter - zum BVB.
Im Trikot von Borussia Dortmund wurde Freund Deutscher Meister, Champions-League-Sieger und holte den Weltpokal. Bis 1998 spielte er für den BVB, in dieser Zeit wurde er auch Nationalspieler und gehörte zum deutschen Team, das 1996 Europameister wurde.
Anderbrügge holte mit Schalke einen Titel, Freund mit Dortmund - Marco Kurz gelang dies mit beiden Clubs. In der Saison 1994/1995 stand er beim BVB unter Vertrag und feierte am Ende der Spielzeit die Deutsche Meisterschaft.
Nach nur einem Jahr mit vier Einsätzen in Dortmund ging Kurz zu Schalke. Mit dem Club holte er 1997 den Uefa-Pokal, ein Jahr später zog es ihn zu 1860 München.
Deutscher Meister, Pokalsieger, Champions-League-Triumph, Weltpokal: Andreas Möller hat mit Borussia Dortmund nahezu alle großen Titel im Vereinsfußball gewonnen. Von 1988 bis 1990 und von 1994 bis 2000 lief er für den BVB auf. Als er den Dortmunder Verantwortlichen dann mitteilte, er werde zu Schalke wechseln, glaubten ihm die Bosse zunächst nicht - sie hielten es für einen Scherz.
Drei Jahre, von 2000 bis 2003, lief Möller noch für Schalke auf. Solch große Erfolge wie mit dem BVB feierte er mit den Gelsenkirchenern nicht, gewann mit Schalke aber immerhin zweimal den DFB-Pokal (2001 und 2002).
Ein Tor bei Borussia Dortmund machte Jens Lehmann zum Helden auf Schalke. Am 19. Dezember 1997 lag Schalke 1:2 beim BVB zurück, als Lehmann bei einer Ecke mit nach vorne ging und per Kopf den 2:2-Endstand erzielte. Er war der erste Torwart in der Bundesliga-Geschichte, der ein Feldtor erzielte. Sein größter Erfolg mit Schalke war der Gewinn des Uefa-Cups 1997.
Nach einem halben Jahr beim AC Mailand ging Lehmann zurück in den Pott - allerdings zum Erzfeind aus Dortmund. Mit dem BVB wurde er 2002 unter Trainer Matthias Sammer (l.) Deutscher Meister und erreichte das Finale des Uefa-Pokals. 2003 wechselte Lehmann dann zum FC Arsenal in die englische Premier League.
Teamkollege von Lehmann in Dortmund war unter anderem Christoph Metzelder (l., im Laufduell mit Bayerns Roy Makaay). Von 2000 bis 2007 spielte er beim BVB, wurde 2002 Meister und entwickelte sich in Dortmund zum Nationalspieler. 2007 wechselte er zu Real Madrid.
Nach drei Jahren in Spanien ging Metzelder zum FC Schalke. Es war eine Zeit von Rückschlägen geprägte Zeit. Verletzungen und schlechte Leistungen sorgten dafür, dass der Verteidiger nur selten zum Stammpersonal zählte. Seinen größten Erfolg mit Schalke feierte Metzelder 2011, als der Club den DFB-Pokal gewann (rechts Benedikt Höwedes).
Als 16-Jähriger kam Tamás Hajnal 1997 zum FC Schalke, blieb bis 2004 - doch der Bundesliga-Durchbruch gelang ihm dort nie. Nicht einmal zehn Spielen in der ersten stehen über 100 Einsätze in der zweiten Mannschaft gegenüber.
Nach den Stationen Truiden in Belgien, Kaiserslautern und Karlsruhe ging Hajnal 2008 zum BVB, für den er zweieinhalb Jahre spielte. Der Ungar kam in Dortmund nie über die Jokerrolle hinaus, feierte mit der Borussia aber den größten Erfolg seiner Karriere: Deutscher Meister 2010.
Der beste dritte Innenverteidiger Deutschlands: So wurde Felipe Santana in seiner Zeit bei Borussia Dortmund gerne bezeichnet. Der Brasilianer spielte von 2008 bis 2013 für den BVB, konnte sich in diesen fünf Jahren aber nicht gegen seine Konkurrenten Mats Hummels und Neven Subotic durchsetzen. Auf Santanas Visitenkarte steht dennoch Deutscher Meister 2011 und 2012 sowie Pokalsieger 2012.
Vor dieser Saison wechselte Santana dann zum FC Schalke, um endlich Bundesliga-Stammspieler zu werden. Aber auch in Gelsenkirchen klappt das (noch) nicht so richtig. Benedikt Höwedes ist in der Innenverteidigung gesetzt, der Zweikampf zwischen Joel Matip und Santana derzeit offen.
Als er in der Rückrunde der Saison 2008/2009 von Tottenham Hotspur an Borussia Dortmund ausgeliehen wurde, galt Kevin-Prince Boateng als der "Bad Boy" des deutschen Fußballs. Der BVB verzichtete darauf, den gebürtigen Berliner zu kaufen. Boateng kam anschließend über den FC Portsmouth zum AC Mailand, wo er sich zwischen 2010 und 2013 zu einem internationalen Top-Star entwickelte.
Als die aktuelle Saison schon begonnen hatte, verpflichtete der FC Schalke Boateng. Der 26-Jährige zeigte bislang gute Leistungen, hatte aber auch mit Verletzungen zu kämpfen. Boateng begriff schnell, was die Schalker gerne hören: Den Namen Borussia Dortmund nimmt er nicht mehr in den Mund. Nun trifft er mit S04 auf einige seiner früheren BVB-Teamkollegen. Unter anderem Mats Hummels, Neven Subotic und Nuri Sahin.
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