Die Schlammschlacht in der Schiedsrichter-Affäre hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Manfred Amerell beschuldigte DFB-Präsident Theo Zwanziger öffentlich der Günstlingswirtschaft. Der Deutsche Fußballbund kündigte daraufhin an, Strafanzeige gegen den ehemaligen Referee zu stellen.
DFB-Präsident Zwanziger: Vorwurf der Günstlingswirtschaft
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Hamburg - In einem Interview mit dem TV-Sender DSF beschuldigte Amerell DFB-Boss Zwanziger, einen Schiedsrichter aus dessen Heimatort Altendiez in die Bundesliga gehievt zu haben. "Es wurde ein Schiedsrichter nach oben katapultiert, der nach den Beobachtungskriterien nicht an erster Stelle stand. Er stand punktgleich an vierter Stelle mit einem weiteren Schiedsrichter. Es gab also noch drei vor ihm", so Amerell, der Zwanziger hart attackierte: "Ich stelle mir die Frage, ob Zwanziger die ganze Wahrheit sagt. Er hätte sagen müssen, mein Schiedsrichter aus meinem Verein ist in die Bundesliga genommen worden, obwohl er nicht an erster Stelle stand."
Die Reaktion des DFB folgte prompt. "Mit seinen neuesten Äußerungen in den Medien ist Herr Amerell endgültig zu weit gegangen", heißt es in einer Stellungnahme. Der DFB wolle dem medialen Rachefeldzug Amerells nicht weiter tatenlos zusehen und werde auf die beleidigenden Aussagen mit Strafanzeigen wegen übler Nachrede und Verleumdung reagieren. Zuvor bekräftigte der DFB, dass der Schiedsrichterausschuss am 9. Januar 2010 einstimmig beschlossen hatte, den besagten Schiedsrichter für die Bundesliga vorzuschlagen.
Amerell wirft Zwanziger neben Günstlingswirtschaft zudem vor, den Behauptungen eines Schiedsrichters, Michael Kempter habe sich ihm nach einem Spiel am 13. Mai 2009 genähert, nicht nachgegangen zu sein. "Hier hätte das Vorgehen aufgeklärt werden müssen. Ich kenne die Aussage des Schiedsrichters", so Amerell. Der ehemalige Referee glaubt bei der gesamten
Schiedsrichter-Affäre an einen
Rachefeldzug Zwanzigers.
Unterdessen soll das in Verruf geratene DFB-Schiedsrichterwesen reformiert werden. "Es wird ein frischer Wind wehen. Wir stellen auf Teamarbeit um", sagte der designierte DFB-Refereeboss Herbert Fandel. Maßstab bei der Ausarbeitung der Leitlinien für eine Neustrukturierung seien Transparenz und Unabhängigkeit gewesen.