Die außergerichtliche Einigung bringt keinen Frieden: In der Talkshow "Kerner" hat der ehemalige Schiedsrichter-Funktionär Amerell dem DFB Erpressung vorgeworfen. Er kündigte außerdem an, mehrere Ex-Kollegen wegen Verleumdung anzuzeigen. Sie hatten ihn der sexuellen Belästigung beschuldigt.
Hamburg - Manfred Amerell hat die nächste Runde der Eskalation in der Auseinandersetzung mit dem Deutschen Fußball-Bund eingeläutet. Nur wenige Stunden nach dem außergerichtlichen Vergleich, den der ehemalige Schiedsrichter-Funktionär mit dem
geschlossen hatte, legte er im Fernsehen nach.
Der Verband habe ihn "erpresst, zurückzutreten", sagte Amerell in der Sat.1-Sendung "Kerner". Der 63-Jährige wird beschuldigt, mehrere Schiedsrichter sexuell belästigt zu haben und war deswegen im Februar von all seinen Ämtern beim DFB zurückgetreten. Dass dieser Rücktritt jedoch freiwillig erfolgt sei, sei eine "Lüge", sagte er.
Amerell kündigte zudem an, die Schiedsrichter, die ihn belasten, wegen Verleumdung zu verklagen. "Mit allen vier wird sich in kürzester Zeit der Staatsanwalt beschäftigen", sagte Amerell. "Wir haben die Namen und die Namen werden dieser Tage zum Staatsanwalt gehen."
Der Beschuldigte hatte am Donnerstag erstmals die Namen weiterer Referees außer dem Schiedsrichter Michael Kempter erfahren, die ihn bezichtigen, sich sexuell an sie herangemacht zu haben. Dies war Teil der juristischen Vereinbarung, die der DFB und Amerell am Donnerstag vor dem Münchener Landgericht geschlossen hatten.
Amerell: Michael Kempter war vielleicht eifersüchtig
Schwere Vorwürfe hat Amerell gegen DFB-Boss
erhoben. " Er hat zwei Menschen auf dem Altar seines Amtes ausgeliefert", sagte er. Der DFB-Präsident hatte sich frühzeitig auf Amerells Schuld festgelegt und dessen Rücktritt als "notwendig" bezeichnet. Amerell sagte bei "Kerner", Zwanziger habe "kein Interesse an Menschen".
Der ehemalige Schiedsrichter-Sprecher nahm in der Sendung ausführlich zu der Beziehung zu Fifa-Schiedsrichter
Stellung. Der 27-jährige Kempter hatte die Affäre ins Rollen gebracht, in dem er Amerells vermeintliche Annäherungsversuche dem DFB gemeldet hatte. Die Beziehung zu Kempter sei "einvernehmlich" gewesen, so Amerell in der Fernsehsendung.
Er bezeichnete sich auf Kerners Nachfrage selbst als bisexuell: "Das könnte man so ausdrücken." Er betonte, dass er mit Kempter "keine Liebesbeziehung" gehabt habe, sagte aber auch: "Ich mochte ihn sehr, sehr gern. Ich glaube, im Umkehrschluss war es genauso." Dreimal sei es zwischen ihnen zu "körperlichen Beziehungen" gekommen. Dass Kempter an die Öffentlichkeit gegangen sei, erklärte sich Amerell so: "Vielleicht war er eifersüchtig."