Schuhfetischist Tobias Willi "Im Sarg soll es bequem sein"
Frage:
Herr Willi, warum treffen wir Sie barfuß an?
Willi: Zu Hause trage ich keine Schuhe, das ist mir zu unbequem. Ich besitze zwar Hausschuhe, aber mal ehrlich: Wer trägt schon Schuhe, wenn er auf der Couch liegt?
Frage: Dabei heißt es, dass Sie einen Schuhfimmel haben.
Willi: Ich trage halt gerne Schuhe, kaufe mir einige und schmeiße sie ungern weg. Schließlich wachse ich nicht mehr, und vielleicht sind sie ja irgendwann wieder im Trend. Weil ich so viele trage, gehen sie auch relativ selten kaputt. Etwa 70 Paare werden es inzwischen sein, bei meiner Mutter in Freiburg stehen auch noch welche. Beim Umzug nach Duisburg konnte ich nicht alle mitnehmen.
Frage: Was empfinden Sie beim Schuhkauf, wo ist der Kick?
Willi: Generell habe ich keine Probleme, an Schuhgeschäften vorbeizugehen. Ich bin nicht der klassische Einkäufer. Einkaufsbummel sind für mich keine Entspannung, sondern purer Stress. Wenn ich aber zum Essen in die Stadt gehe, überkommt es mich manchmal plötzlich. Dann laufe ich in ein Geschäft, probiere ein Paar an, und wenn es mir gefällt, kaufe ich es. Einen Kick nehme ich zumindest bewusst nicht wahr. Es passiert halt. Der Genuss kommt beim Tragen, nicht beim Kauf.
Frage: Normalerweise wird Frauen die Lust an der Leichtigkeit des Schuhkaufs zugeschrieben. Wie reagiert Ihr Freundeskreis?
Willi: Alle meine Kumpels glauben, dass ich verrückt bin. Die schütteln den Kopf und sagen, ich hätte doch einen Vollschaden. Weil ich mit meinem Schuhfimmel keinem wehtue, ist mir das egal.
Frage: Sind Frauen verständnisvoller?
Willi: Vielleicht ein bisschen, sie haben ja in der Regel doppelt so viele Schuhe wie Männer. Frauen haben aber das Problem, dass sie die Schuhe nicht anziehen, sondern sie nur kaufen, weil sie so schön aussehen. Ich ziehe meine Schuhe jahrelang immer wieder an, deshalb lohnt es sich, sie aufzubewahren.
Frage: Befürchten Sie Platzprobleme?
Willi: Wenn Schuhe richtig kaputt sind, schmeiße ich sie ja auch weg. Trotzdem addiert es sich natürlich. Hochgerechnet habe ich in 20 Jahren ein schönes Repertoire, dann muss ich ein Zimmer anbauen.
Frage: Sie haben auch Schuhe mit zwei Streifen, ist das nicht als Billigware verpönt?
Willi: Die habe ich mal in Polen für neun Euro gekauft. Echt bequeme Stücke. Vom Preis her sind ja nach unten ohnehin keine Grenzen gesetzt. Tolle Schuhe müssen nicht teuer sein. Mehr als 280 Euro habe ich noch nie für ein Paar ausgegeben.
Frage: Modebewusst sind Sie aber schon, oder?
Willi: Ich achte nicht drauf, ob die Schuhe zur Brille passen. Ein Übermodefreak bin ich nicht. Den Menschen schaue ich zuerst ins Gesicht, später mal auf die Schuhe. Wer schöne Schuhe hat, ist nicht automatisch ein Supertyp. Ich habe nur einfach gerne Schuhe an - und bin noch in jede Disco gekommen.
Frage: Ein Zeit lang waren in der Bundesliga goldene Schuhe im Trend. Hatten Sie die auch?
Willi: Nein, bei Fußballschuhen bin ich viel sensibler. Das ist mein Arbeitsmaterial, im Spiel darf ich die Schuhe nicht spüren. Da probiere ich auch acht Paar an, bis sie passen. Auf die Farbe achte ich dann nicht.
Frage: Aus alten Western wissen wir, dass die Helden gerne in ihren Cowboystiefeln erschossen und auch beerdigt wurden. Welche Schuhe möchten Sie denn beim eigenen Begräbnis tragen?
Willi: Um Gottes willen, gar keine. Nee, im Sarg will ich keine Schuhe tragen. Wenn ich da liege, soll es bequem sein. Wie auf der Couch ohne Hausschuhe.
Die Fragen stellte Roland Leroi