Schwere Vorwürfe Anwalt beklagt Antisemitismus gegen Chelsea-Coach
Hamburg - Anwalt Graham Shear hat sich wegen "rassistischer Untertöne" gegen den neuen Chelsea-Coach in einem Schreiben an etliche britische Zeitungsredaktionen gewandt, weil er "besorgt ist über Ton, Inhalt und versteckte Andeutungen einiger Artikel, die in der britischen Presse veröffentlicht wurden". Dies berichtete die israelische Tageszeitung "Jerusalem Post". Shear vertritt auch Stars wie Jude Law, Pierce Brosnan oder Robbie Williams in Presserechtsfragen.

Chelsea-Coach Grant: Versteckte Andeutungen in einigen Artikeln
Foto: REUTERSBeispiele wollte Shear, der für die renommierte Kanzlei Teacher Stern Selby arbeitet, jedoch nicht nennen. Wellen geschlagen aber hat sowohl in England als auch in Israel ein Kommentar, den der frühere Kulturminister der Konservativen, David Mellor, für die Londoner Zeitung "Evening Standard" verfasste. Mellor schreibt darin, dass Grant, der noch nie einen großen Club trainierte, nur "aus einem Grund" kam: "Er ist ein Israeli-Russe in einem Club, der einem von Israel besessenen Russen gehört."
Der Chelsea FC gehört dem russischen Ölmilliardär Roman Abramowitsch, der wie Grant Jude ist. Weiter heißt es in dem Kommentar: "Caligula machte sein Pferd zum Konsul, und Abramowitsch machte seinen Fußballdirektor, Gott hilf' uns, zum Trainer."
Mellors Parteinahme für Grants Vorgänger José Mourinho und gegen Abramowitsch und Grant war überschrieben: "Die Fans der Blauen werden denken, dass der falsche Mann gegangen ist, und sie haben recht." Mellor ist bekennender Chelsea-Fan, was sich sogar zeigte, als er 1992 wegen eines Skandals als Minister des Kabinetts von John Major zurücktreten musste: Er hatte eine Affäre mit einer Schauspielerin, die für ihn beim Sex ein Chelsea-Trikot anziehen musste.
Kritik aus den eigenen Reihen
Unterstützung erhält Mellor von dem linksliberalen Blatt "Guardian". Israel habe, heißt es in einem Kommentar , David Mellor "zum Public Enemy Nummer eins" ausgerufen, nur weil der die Ernennung Avram Grants nicht gutgeheißen hätte.
Kritik hingegen muss sich Mellor aus den eigenen Reihen der britischen Konservativen anhören. Brian Coleman, einflussreiches Mitglied der Londoner Stadtversammlung, sagt: "David Mellors antiisraelische Gefühle sind seit langem bekannt, aber ich halte seine Kommentare im 'Standard' für völlig widerlich." Coleman fügte hinzu, Mellor solle besser über den Club und dessen weitere Entwicklung sprechen, als "über Verschwörungen zu spekulieren".
Mellors Kommentar im "Evening Standard" ist nicht der einzige Text, dem in der israelischen Presse antisemitische Untertöne attestiert werden. In der renommierten "Times" berichtete beispielsweise deren Fußballchef Martin Samuel kritisch über die mangelnden Qualifikation Grants, nannte ihn "einen Kumpel des Besitzers, ein Mitglied von dessen Entourage" und fügte hinzu, dass Abramowitschs Handeln nur durch "sein jüdisches Erbe" zu erklären sei. Abramowitsch sei auch "ein häufiger Besucher Israels, der bei Länderspielen Israels anwesend war und nach den Spielen nahe den Umkleideräumen gesehen wurde. Mit Abramowitsch und Grant sei "Chelsea in diesen Tagen nicht so sehr russisch, denn eher koscher".
Demonstrationen gegen Israel beim Länderspiel
Die Fans des Chelsea FC haben im englischen Fußball den Ruf, besonders rechts zu stehen und antisemitisch eingestellt zu sein. Ein Ruf, an dem sich auch durch die Übernahme des Clubs durch Roman Abramowitsch 2003 nichts änderte, obwohl erst durch dessen Investitionen zuletzt zwei Meistertitel möglich wurden.
Auch beim EM-Qualifikationsspiel zwischen England und Israel Anfang September, das 3:0 für England endete, hatten sich etwa 100 antiisraelische Demonstranten vor dem Londoner Wembley-Stadion aufgebaut, um unter dem Motto "Kick Israeli Apartheid out of Football" zu demonstrieren.