Sebastian Rudy bei Schalke Stabiler Typ

Sebastian Rudy
Foto: Marcel Kusch/ dpaUnauffällig, aber doch irgendwie wichtig. Das sind Beschreibungen, die im Zusammenhang mit Rudy oft genannt werden. Sein Wechsel zum FC Bayern sorgte bei einigen Fußballfans ebenso für Unverständnis wie seine Nominierung für die Weltmeisterschaft in Russland. Dass sein Kaderplatz nicht an spektakuläre Spieler wie Leroy Sané vergeben wurde, brachte Bundestrainer Joachim Löw viel Kritik ein. Doch während die Leistungen des 28-Jährigen oft übersehen werden, wissen seine jeweiligen Trainer sehr genau, was sie an ihm haben.
Rudy ist taktisch gut geschult und hat Qualitäten sowohl gegen den Ball als auch im Aufbauspiel, in dem er immer wieder für Tempowechsel und Seitenverlagerungen sorgt. Beides hat er unter anderem bei seinem zwanzigminütigen Kurzeinsatz gegen Schweden bei der WM in Russland unter Beweis gestellt.

Rudy im DFB-Trikot
Foto: LISI NIESNER/ REUTERSWeitere Stärken des Nationalspielers sind Ballsicherheit, Spielübersicht und vor allem Handlungsschnelligkeit. Rudy hält den Ball selten lange am Fuß, sondern versucht, das Spiel schnell zu machen.
Wenn sein Team im Ballbesitz ist, lässt sich Rudy nur selten zwischen die eigenen Innenverteidiger fallen, um von dort den Spielaufbau anzukurbeln. Er bietet sich meist in vorderen Räumen an und fordert dort den Ball. Sollte der Gegner versuchen, Rudy und seine Teamkollegen früh anzulaufen, gerät der defensive Mittelfeldspieler zwar schnell unter Druck, kann sich jedoch aufgrund seiner Übersicht auch aus kritischen Situationen befreien. Seine raumöffnenden Pässe helfen dabei.
Was bedeutet der Schritt zu Schalke für Rudy?
Beim FC Bayern wurde Rudy zwar in der Bundesliga eingesetzt, in wichtigen K.-o.-Spielen in der Champions League blieb der defensive Mittelfeldspieler jedoch meist auf der Bank. An Kreativspieler Thiago oder an den körperlich robusteren Javi Martínez und Arturo Vidal kam Rudy nicht vorbei. Folglich entschied er sich zu einem Vereinswechsel.
Bei Schalke dürfte er gesetzt sein und einen zentralen Part im Spiel der Gelsenkirchener übernehmen - auch und vor allem in der Champions League. Rudy selbst betonte, dass er sich auf Schalke und die Fans freue. Zu seiner Rolle bei den Schalkern sagt der 28-Jährige: "Ich will ein Stabilisator im Mittelfeld sein."
Wo findet Rudy seinen Platz im Schalker System?
Im zentralen Mittelfeld hat Schalkes Trainer Domenico Tedesco eine große Auswahl. Nabil Bentaleb, Weston McKennie, Suat Serdar und Amine Harit könnten neben Rudy agieren. Nachdem Bentaleb, dessen aktuelle Rolle Rudys am nächsten kommt, die Erwartungen der Verantwortlichen bislang nur phasenweise erfüllen konnte, soll Rudy nun der neue Taktgeber im Mittelfeld der Schalker werden.

Rudy (l.) auf der Bayern-Bank
Foto: MICHAEL DALDER/ REUTERSAm ersten Spieltag gegen den VfL Wolfsburg agierten die Schalker in einem 3-5-2-System. Sollten sie gegen Hertha in einer ähnlichen Formation auflaufen, könnte Rudy den Part vor der Dreierkette übernehmen und das Verbindungsstück zwischen dem Defensivverbund und den offensiv orientierten Mittelfeldspielern bilden. Rudy soll dem Schalker Spiel noch mehr Ordnung verleihen und Akteuren wie Serdar oder auch Harit die Möglichkeit geben, ihre Offensivqualitäten besser zur Geltung zu bringen.
Wenn die Schalker verteidigen, wird aus der Dreierkette eine Fünferkette, da Abdul Rahman Baba und Daniel Caliguiri sich mit in den Defensivverbund eingliedern. Rudy dürfte in diesem Fall die Aufgabe haben, als Absicherung vor der Abwehr zu fungieren und nach Ballgewinn schnell umzuschalten. Caliguiri und Baba sind dann Abnehmer für Rudys diagonale Flugbälle in den freien Raum hinter der gegnerischen Abwehr. So könnte Rudy auf Schalke schnell zu einem Schlüsselspieler und wichtigen Taktgeber werden - und vielleicht auch endlich die verdiente Würdigung der Fans erfahren.