
Verbands-Boss: Blatters Fifa-Karriere
Fifa-Sponsoren fordern Rücktritt Blatter-Dämmerung
Seit mehr als einem halben Jahrhundert sponsert der Coca-Cola-Konzern den Weltfußballverband Fifa.
So undurchsichtig dessen Strukturen auch waren, wie peinlich die Funktionäre auch in Verruf gerieten, ja selbst als mehrere von ihnen im Mai festgenommen wurden - nichts, so schien es, konnte die Zusammenarbeit erschüttern.
Dann kamen die Strafermittlungen gegen Joseph Blatter. Und jetzt reicht es auch den Top-Sponsoren. Sie fordern den sofortigen Rücktritt der 79-Jährigen.
"Mit jedem Tag, der vergeht, werden das Bild und der Ruf der Fifa weiter befleckt", hieß es von Coca-Cola. McDonald's erklärte: "Wir glauben, dass es im Interesse des Spiels wäre, wenn Fifa-Präsident Sepp Blatter sofort zurücktreten würde, sodass der Reformprozess mit der Glaubhaftigkeit geführt werden kann, die notwendig ist."

Im Korruptionssumpf: Die Protagonisten des Fifa-Skandals
Doch Blatter, gegen den die Schweizer Behörden wegen des Verdacht der ungetreuen Geschäftsbesorgung und Veruntreuung ermitteln, klammert sich trotz der Rücktrittsforderungen an seinen Posten.
Die letzten fünf Monate seiner Amtszeit will er durchhalten, denn wenn er nun sein Büro räumen würde, heißt es in einem Statement seiner Anwälte, wäre das "nicht zum besten Wohle der Fifa". Zudem glaube Blatter, dass sein Rücktritt den Reformprozess nicht voranbringen würde.
Coca-Cola ist einer der wichtigsten Partner der Fifa. Seit 1950 sei das Unternehmen bei jeder WM mit Stadionwerbung vertreten, schreibt der Fußballverband selbst auf seiner Homepage. Seit 1978 ist Coca-Cola offizieller WM-Sponsor. Der Vertrag wurde vor zehn Jahren verlängert und gilt bis 2022.
McDonald's war bei der WM im Sommer 2014 in Brasilien zum sechsten Mal als Sponsor dabei. Zum ersten Mal engagierte sich das Unternehmen bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA. 2018 bei der WM in Russland und 2022 bei der WM in Katar - die Vergabe an beide Länder wird von Schweizer Behörden auch untersucht - wird McDonald's wieder als Sponsor vertreten sein.
Auch die Großsponsoren Visa und Budweiser fordern Blatter jetzt auf zu gehen. "Wir glauben, dass es keine essenzielle Reform unter der jetzigen Fifa-Leitung geben kann", erklärt Visa. "Ein sofortiger Rücktritt Sepp Blatters wäre im besten Interesse der Fifa und des Sports." Die Brauerei Budweiser schreibt: "Es wäre angemessen, wenn Herr Blatter zurücktreten würde. Wir glauben, dass seine Präsenz den Erneuerungsprozess behindert."
Der Sportartikelhersteller Adidas, ebenfalls bedeutender Sponsor, fordert nicht explizit den sofortigen Rücktritts Blatters - doch was kann mit "grundlegenden Reformen", die "zügig" eingeleitet und fortgesetzt werden müssten, sonst gemeint sein?
Aber Blatter dagegen wird nicht müde zu betonen - wie erst am Montag -, "nichts Illegales oder Unangemessenes" getan zu haben.
In dem Verfahren gegen ihn geht es auch um einen früheren Deal mit dem Uefa-Präsidenten Michel Platini. Im Februar 2011 soll Blatter eine "treuwidrige Zahlung" von zwei Millionen Schweizer Franken an Platini geleistet haben - für Dienste zwischen Januar 1999 und Juni 2002. Zudem bestehe laut Schweizer Behörden der Verdacht, dass Blatter im September 2005 mit der Karibischen Fußball-Union und deren Präsident Jack Warner einen für die Fifa ungünstigen Vertrag abgeschlossen habe.
Auch die Ethikkommission des Fußballverbandes prüft die Vorwürfe. Sie könnte Blatter suspendieren.
Für Englands Verbandschef Greg Dyke bedeuten die Rücktrittsforderungen der Großsponsoren das Ende von Blatters Karriere. "Blatter kann sagen, was er will, darauf kommt es nicht mehr an", sagte Dyke, der wiederum als bedingungsloser Unterstützer Platinis gilt - trotz des laufenden Verfahrens zu treuwidrigen Zahlungen. "Wenn die Geldgeber der Fifa einen Wechsel wollen, dann werden sie diesen Wechsel auch bekommen."
Zusammengefasst: Trotz der Rücktrittsforderungen wichtiger Fifa-Sponsoren weigert sich Joseph Blatter, sein Amt als Präsident des Weltfußballverbandes sofort aufzugeben. Englands Verbandschef Greg Dyke sieht jedoch einen Wendepunkt erreicht: Wenn die Sponsoren einen Wechsel an der Spitze wollten, dann würden sie ihn auch bekommen.