Sieg gegen Schweden Spanien jubelt in der Nachspielzeit
Es sind die Tore, die in Erinnerung bleiben. Und es sind die Stürmer, die meist für die spektakulären Aktionen sorgen. Somit versprach ein Blick auf den Spielberichtsbogen für die Partie zwischen Schweden und Spanien viel. Auf Seiten der Skandinavier der in Zukunft bestbezahlte Spieler der Welt, Inter Mailands Zlatan Ibrahimovic an der Seite von Sturmlegende Henrik Larsson. Ihnen gegenüber Fernando Torres (24 Saisontore für den FC Liverpool) und David Villa (drei Treffer im Auftaktspiel gegen Russland). Und obwohl sich drei von ihnen in die Torschützenliste eintrugen - ein Offensivspektakel bot die Partie nicht.
2:1 siegte Spanien gegen Schweden und ist damit als Gruppenerster für das Viertelfinale qualifiziert. Torres hatte die Spanier in einer attraktiven ersten Halbzeit in Führung gebracht (15.), Ibrahimovic in der 34. Minute ausgeglichen. Wenige Sekunden vor Ende der Begegnung war es dann Villa, der für den Sieg Spaniens sorgte (90.+2). "Das war unglaublich bitter. Wir hätten eigentlich einen Freistoß vor dem entscheidenden Tor bekommen müssen", sagte Schwedens Trainer Lars Lagerbäck. "Wir haben phantastisch gefightet und mussten uns die zweite Halbzeit einfach nur verteidigen. Aber wir können nicht klagen." Im abschließenden Gruppenspiel trifft Schweden auf Russland, Spanien auf Titelverteidiger Griechenland (beide Mittwoch 20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE). Den Skandinaviern reicht dabei ein Unentschieden fürs Weiterkommen.
17 Begegnungen lang hatten die Spanier vor dem Aufeinandertreffen mit den Schweden einen Fußballplatz nicht als Verlierer verlassen. Nur zweimal hatten sie dem Gegner einen Punkt überlassen, 15-mal deren drei für sich behalten. Die letzte Niederlage der Iberer datierte vom 7. Oktober 2006. Bezwungen wurden sie damals von - ja, den Schweden. Zweifellos ein Grund, warum sie über die 90 Minuten insgesamt nicht so offensiv agierten wie in ihrem Auftaktspiel gegen Russland. "Wir hatten Glück, dass Villa noch das späte Tor gemacht hat", gab Spaniens Coach Luis Aragones zu. "Schweden war körperlich ein sehr starker Gegner. Wir hatten nicht viele Chancen, sie haben gut verteidigt."
Die erste auffällige Aktion der Schweden sahen die Zuschauer in Innsbruck in der neunten Minute. Einen schnell gespielten Konter über die linke Seite konnte Kapitän Fredrik Ljungberg jedoch nicht mit einem entsprechenden Abschluss krönen. Sein schwacher Schuss stellte kein Problem dar für Spaniens Keeper Iker Casillas.
Das in der ersten Viertelstunde stark rechtslastige Spiel der Spanier erlebte dann seinen ersten großen Höhepunkt nach einem Eckball - von links. Kurz ausgeführt wurde der Ball nicht zurück zum Ausführenden, sondern überraschend im rechten Winkel an die Strafraumgrenze gespielt. Dort wartete Mittelfeldspieler David Silva, flankte den Ball ins Zentrum wo Stürmer Fernando Torres schneller war als Schwedens Defensivmann Petter Hansson - und anschließend über seinen ersten Turniertreffer jubeln durfte (15. Minute).
Mit dem Tor stellten die Spanier ihre Offensivbemühungen dann vorerst ein und überließen dem Gegner die Initiative - wohl im Gedenken an ihre Kontertore gegen Russland. Ein taktischer Fehler, der sich rächen sollte. Bereits in der 17. Minute hätte der in Toulouse spielende Johan Elmander - schön in Szene gesetzt von Larsson - Casillas überwinden können, traf aus spitzem Winkel jedoch nur das Außennetz. Fünf Minuten später das erste Zusammenspiel des schwedischen Sturmduos: Ibrahimovic chippte den Ball gefühlvoll auf Larsson, der seinen Heber aus halblinker Position jedoch deutlich über das Tor setzte.
Endlich jubeln durften die schwedischen Fans unter den 30.772 Zuschauern dann in der 34. Minute. Eine weite Flanke von der rechten Seite fand Ibrahimovic - dessen Gegenspieler Sergio Ramos den Zweikampf offenbar vermeiden wollte. Die Direktabnahme am linken Eck des Fünf-Meter-Raums misslang Ibrahimovic noch, der Ball jedoch klebte ihm treu am Fuß. Eine schnelle Drehung, der Schuss aus dem Stand ins lange untere Eck, nicht genug Kraft in den Fingerspitzen von Casillas - der verdiente Ausgleich.
Zu Beginn der zweiten 45 Minuten mussten die Fans beider Teams viel Leerlauf ertragen. Mittelfeldgeplänkel, Auswechslungen (Ibrahimovic war aufgrund von Knieproblemen gar nicht mehr aufs Feld zurückgekommen, wird gegen Russland aber wohl auflaufen können) und Gelbe Karten waren die Höhepunkte in dieser Phase. Die erste spielerische folgte in der 63. Minute. In einer hektischen Szene scheiterte zunächst Silva zweimal an Schwedens Torhüter Andreas Isaksson und den Nachschuss aus kurzer Distanz von Torres konnte Mikael Nilsson auf der Linie abwehren.
In der Folgezeit waren die Spanier die aktivere Mannschaft, boten das von ihnen gewohnte sichere Kurzpassspiel - blieben aber meistens an einer der zwei eng zusammenstehenden schwedischen Viererketten hängen. Seltene Versuche mit langen Bällen endeten in der Regel auf der Stirn eines in gelb-blau gekleideten Verteidigers. Die große Stärke ihres Sturmduos - die Schnelligkeit - konnte somit überhaupt nicht mehr zum Tragen kommen, zu tief standen die Schweden.
Der beim FC Valencia unter Vertrag stehende Villa hatte über die gesamte Spielzeit nur eine auffällige Szene - in der Nachspielzeit. Nach einem Befreiungsschlag von Capdevila versetzte er Hansson und schloss sicher zum Siegtreffer ab. "Dieses Tor schmeckt besser als die drei im ersten Spiel", sagte er nach der Partie. "Wir waren die bessere Mannschaft, aber es war ein Arbeitssieg. Meine Tore sind nicht das Wichtigste. Ich freue mich natürlich darüber, aber das Wichtigste sind die sechs Punkte für die Mannschaft. Hoffentlich geht die Fiesta weiter, und hoffentlich bis zum 29. Juni." Mit seinem vierten Turniertreffer übernahm Villa zudem die Spitze der Torjägerliste.
Mit Material von sid und dpa