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Finalsieg über Italien: Spanien zaubert sich zum Titel

Foto: Sergey Dolzhenko/ dpa

Spanien ist Europameister Historischer Triumph der Roten Furie

Was für eine Mannschaft, was für eine Gala: Im Finale der Europameisterschaft zeigte Titelverteidiger Spanien seine beste Turnierleistung, gewann gegen chancenlose Italiener 4:0. Als erstem Team der Geschichte gelang der "Roten Furie" damit ein Titel-Hattrick.

Hamburg - Vier Tore hat die spanische Nationalmannschaft im Endspiel von Kiew geschossen - und damit Geschichte geschrieben. Das 4:0 (2:0) gegen nahezu chancenlose Italiener ist der höchste Finalsieg der EM-Geschichte. Außerdem gelang der "Furia Roja", der "Roten Furie", als erstem Team der Titel-Hattrick bei einem großen Turnier (EM 2008 und 2012, WM 2010).

"Wir wollen weiter Geschichte schreiben", hatte Mittelfeldspieler Cesc Fàbregas schon vor dem Anpfiff angekündigt. Er selbst half maßgeblich mit, die ambitionierte Vorgabe umzusetzen, bereitete das 1:0 durch David Silva vor (14. Minute). Die weiteren Tore schossen Jordi Alba (41.), Fernando Torres (84.) und Juan Mata (88.). "Es ist wunderbar, den Titel erfolgreich verteidigt zu haben. Wir hatten vorher schon Geschichte geschrieben - jetzt noch einmal. Unglaublich, ich kann es kaum fassen", sagte Jordi Alba nach dem Abpfiff.

Hatten sich die Spanier in den Duellen gegen Frankreich und im Halbfinale gegen Portugal noch schwergetan, ihren Ballstafetten Leben einzuhauchen, zeigten sie den 64.000 Zuschauern im Stadion in Kiew und der ganzen Welt nun, was sie in fast magischen Momenten noch immer auszeichnet: Kurzpassspiel in Perfektion, Kollektivfußball ohnegleichen.

Trainer Vicente del Bosque schickte seine Mannschaft in der identischen Aufstellung ins Finale, mit der sie auch im ersten Gruppenspiel gegen Italien angetreten war. Wieder suchte man vergeblich einen klassischen Stürmer. Erneut agierte Cesc Fàbregas als offensivster von insgesamt sechs Mittelfeldspielern. Mit seinen Teamkollegen vom FC Barcelona, Andrés Iniesta und Xavi, leitete der 25-Jährige fast alle Angriffe der Spanier ein, er zeigte eine überragende Leistung.

Xavi vergibt erste Chance, Silva trifft zum 1:0

So auch bei der ersten guten Torchance der Partie (11. Minute), als er Xavi per Doppelpass freispielte. Doch der Schuss des 32-Jährigen aus 16 Metern ging knapp über die Latte.

Iniesta war es dann, der die Führung mit einem Pass von vollendeter Schönheit einleitete. Genau in den Lauf von Fàbregas kam das Zuspiel, das Tempo so dosiert, dass dieser noch Zeit hatte kurz den Kopf zu heben. Er sah den aufschließenden Silva und flankte von der Grundlinie genau auf dessen Kopf - 1:0.

Das Tor war die Konsequenz des bisher besten Auftritts der Spanier bei diesem Turnier, zur mittlerweile schon gewohnten Ballsicherheit kam gegen Italien nun auch Mut zur Offensive.

Der Gegner beschränkte sich nicht auf die Verteidigung, sondern suchte - allem Risiko zum Trotz - den Torabschluss. Kurz nach Silvas Führungstreffer machte das Team von Trainer Cesare Prandelli viel Druck, Spaniens Torhüter Iker Casillas faustete mehrere Flanken kurz vor dem wartenden Mario Balotelli aus der Gefahrenzone. Auch bei Schüssen von Antonio Cassano (29./33.) und Federico Montolivo (44.) reagierte der 31-Jährige gut.

Dann der nächste spanische Geniestreich: Xavi verteidigte den Ball gegen drei Italiener, hatte aber zunächst keine Anspielstation. Von seiner Linksverteidigerposition stürmte Jordi Alba heran, überholte Xavi - und bekam von diesem den Ball im perfekten Moment in den Lauf gespielt. Aus kurzer Distanz ließ der Barça-Zugang Italiens Keeper Gianluigi Buffon keine Chance.

Viele hatten sich vor dem Anpfiff einen Showdown der spanischen Dauerpasser mit Italiens Spielgestalter Andrea Pirlo erhofft. Doch der 33-Jährige von Juventus Turin war wie der Rest seines Teams viel in der Defensive gefordert, musste einmal sogar per Grätsche gegen den schussbereiten Iniesta retten (20.). Auch der gegen Deutschland noch überragende Balotelli kam nicht ins Spiel, am Ende hatte er nur zweimal aufs Tor geschossen.

Verletzungspech der Italiener sorgt für Vorentscheidung

Zur Pause wechselte Prandelli im Angriff Antonio Di Natale für Cassano ein. Gleich mit seiner ersten Aktion hätte der Stürmer aus Udine nach starkem Pass von Montolivo zum Anschluss treffen können, doch Casillas reagierte ebenso gut (46.) wie fast im Gegenzug Buffon, der gegen Fàbregas hielt (47.)

Nach gut einer Stunde dann aber der nächste Rückschlag für die "Squadra Azzurra". Schon früh hatte Prandelli wechseln müssen, Federico Balzaretti ersetzte den verletzten Giorgio Chiellini und Thiago Motta kam für Montolivo (59.). Doch nur drei Minuten nach seiner Einwechslung verließ Motta mit Oberschenkelproblemen den Platz, das Kontingent war ausgeschöpft - 30 Minuten lang musste Italien also in Unterzahl spielen.

Auch den optimistischsten "Azzurri"-Fans dürfte spätestens zu diesem Zeitpunkt klar gewesen sein: Der zweite EM-Titel nach 1968 war hier nicht zu holen. Spanien dagegen nutzte nun die Räume, gab den Ball kaum noch ab. Konsequent zu Ende gespielte Angriffe zeigte der alte und neue Europameister kaum noch, der für Silva eingewechselte Pedro vergab frei vor dem Tor.

Fast schien es, als wolle Spanien gar nicht unbedingt weiter nach vorne spielen - aber die Lücken in der italienischen Abwehr waren einfach zu einladend. Xavi eroberte 30 Meter vor dem gegnerischen Tor den Ball und schickte den ebenfalls eingewechselten Fernando Torres. Der Chelsea-Stürmer vollendete zum 3:0, vier Minuten später legte er einem weiteren Joker auf: Chelsea-Kollege Juan Mata traf zum 4:0-Endstand und machte den höchsten EM-Finalsieg der Geschichte perfekt.

Spanien - Italien 4:0 (2:0)
1:0 David Silva (14.)
2:0 Alba (41.)
3:0 Fernando Torres (84.)
4:0 Mata (88.)
Spanien: Casillas - Arbeloa, Piqué, Sergio Ramos, Alba - Xavi, Busquets, Xabi Alonso - Fàbregas (75. Fernando Torres) - David Silva (59. Pedro), Iniesta (87. Mata)
Italien: Buffon - Abate, Barzagli, Bonucci, Chiellini (21. Balzaretti) - Pirlo - Marchisio, Montolivo (57. T. Motta), De Rossi - Balotelli, Cassano (46. Di Natale)
Schiedsrichter: Proenca (Portugal)
Zuschauer (in Kiew): 64.000
Gelbe Karten: Piqué / Barzagli
Besonderes Vorkommniss: Thiago Motta muss in der 61. Minute verletzt vom Platz. Italien spielt mit zehn Mann weiter, da das Auswechselkontingent erschöpft war

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