
Aus für Portugal: Spanien siegt, Costa fliegt
Spaniens Sieg gegen Portugal Villa schmeißt Ronaldo raus
Mit gesenktem Kopf schlich Cristiano Ronaldo vom Platz. Schlecht gespielt, keinen einzigen Torschuss aus dem Spiel heraus abgegeben, ohne Inspiration agiert. Wohlgemerkt: Das Fazit nach dem 0:1 (0:0) im Achtelfinale gegen Spanien galt nicht für das portugiesische Team, sondern allein für Portugals Superstar, dem Exzentriker von Real Madrid, der bei dieser Weltmeisterschaft in Südafrika komplett den Nachweis schuldig blieb, angeblich gemeinsam mit Argentiniens Lionel Messi der beste Fußballer der Welt zu sein.
Franck Ribéry, Wayne Rooney, Cristiano Ronaldo: Die Liste der potentiellen Superstars, die diese WM hervorbringen sollte und die kläglich gescheitert sind, wird immer länger - weil ein anderer prominenter Spieler sein viertes Tor bei dieser WM erzielte und Spanien damit ins Viertelfinale schoss.
verwertete in der 63. Minute eine geniale Hackentrick-Vorlage von Xavi zum Tor des Tages. Dabei stand Villa zwar knapp im Abseits; jedoch war die Entscheidung, den Treffer zu geben, nicht zu vergleichen mit dem eklatanten Fehler von Schiedsrichter Roberto Rosetti bei der Partie zwischen Mexiko und Argentinien. "Das war hauchdünn", befand auch der ehemalige deutsche Nationaltorhüter und heutige ZDF-Experte Oliver Kahn. Villa: "Das Tor gilt, darüber bin ich sehr glücklich." Und Spaniens Trainer Vicente Del Bosque sagte: "Wir haben heute sehr gut gespielt, vor allem in der Abwehr gut gestanden. Wenn wir so spielen wie heute, ist es sehr schwer, gegen uns zu bestehen."
Drei Chancen in den ersten sieben Minuten für Spanien
Sein Team begann das letzte Achtelfinale bei dieser WM furios. Keine 60 Sekunden waren gespielt, als Fernando Torres vom linken Strafraumeck abzog und Portugals Keeper Eduardo zu einer klasse Parade zwang. Bei zwei weiteren Chancen in der Anfangsphase von Villa war der 27-jährige Schlussmann erneut auf dem Posten, als er zunächst einen Aufsetzer abwehrte (3.) und anschließend einen Schuss aus spitzem Winkel parierte (7.).
Zehn Minuten dauerte Spaniens anfänglicher Sturmlauf, in denen Portugal noch nicht ansatzweise im Spiel war. Doch dann stellte sich die Mannschaft von Trainer Carlos Queiroz besser auf den Europameister ein, war spätestens nach 20 Minuten gleichwertig und kam zu ihrer ersten Chance. Einen Fernschuss von Tiago wollte Spaniens Schlussmann Iker Casillas wegfausten, der Plan ging jedoch nach hinten los - im wahrsten Sinne des Wortes. Der Ball prallte von den Händen des 29-Jährigen Richtung eigenes Tor ab, senkte sich gefährlich und wäre beinahe drin gewesen. Erst im zweiten Versuch gelang Casillas im Luftzweikampf mit dem nachsetzenden Hugo Almeida von Werder Bremen die endgültige Rettung.
In der Folgezeit hatten beide Teams einige gute Offensivszenen, ohne dabei jedoch klare Torchancen zu kreieren. Wie etwa bei Xavis sehenswertem Steilpass, den Villa knapp verpasste (25.), Ronaldos direktem Freistoß, den Casillas nicht festhalten konnte (28.), Xavis Fernschuss, der links am Tor der Portugiesen vorbeiging (31.), oder einer Flanke von Raul Mereiles, die Almeida nicht voll mit dem Kopf traf (39). Die letzte gefährliche Situation in Halbzeit eins gehörte Portugal, als Simao nach Mereiles-Pass allein in Richtung spanisches Tor unterwegs war, Casillas jedoch herausgeeilt war und den Ball ins Seitenaus klärte (42.).
Nach einer Stunde erhöht Spanien den Druck
Nach dem Seitenwechsel das gleiche Bild: Spanien hatte mehr Ballbesitz, kontrollierte die Partie, konnte die kompakte portugiesische Abwehr jedoch nicht knacken. Die einzig gefährliche Situation in der ersten Viertelstunde nach Wiederanpfiff ereignete sich denn auch vor dem spanischen Tor, als Carlos Puyol eine Almeida-Flanke mit dem Oberschenkel abfälschte und der Ball nur wenige Zentimeter neben dem rechten Pfosten im Aus landete (52.).
Als rund eine Stunde gespielt war, erhöhte Spanien den Druck deutlich. Zunächst scheiterte der für Torres eingewechselte Fernando Llorente nach Vorlage von Sergio Ramos mit einem Flugkopfball aus kurzer Distanz am glänzend reagierenden Eduardo (60.), anschließend verfehlte Villas Schuss aus 20 Metern das portugiesische Tor nur knapp (61.).
In der 63. Minute war es dann aber soweit: Einen Pass von Andres Iniesta spielte Xavi im Strafraum per Hacke weiter zu Villa, der zunächst noch am starken Eduardo scheiterte, mit seinem zweiten Versuch aber erfolgreich war. Bitter für Portugal: Beim Pass von Xavi stand Villa ganz knapp im Abseits.
Glanzleistung von Portugals Torhüter Eduardo umsonst
Mit der Führung im Rücken hatte Spanien das Spiel fortan im Griff und kam zu weiteren Chancen. Ramos setzte sich gegen Fabio Coentrao durch, scheiterte mit seinem Schuss aus halbrechter Strafraumposition aber ebenso am erneut glänzend reagierenden Eduardo (70.) wie kurze Zeit später Villa mit einem Schuss aus rund 25 Metern in Richtung linkes oberes Eck (77.). Hätte der Keeper von Sporting Braga nicht so einen starken Tag erwischt, Spanien hätte frühzeitig einen Haken hinter das Achtelfinale machen können. Daher sagte Portugals Trainer Queiroz nur: "Letztendlich hat Spanien die besseren Torchancen gehabt und deshalb verdient gewonnen."
Am Ende waren die vielen Paraden von Eduardo ohne Wert. Portugal, bei dem Ricardo Costa nach einem Zweikampf mit Joan Capdevila in der Schlussphase noch die Rote Karte sah (89.), muss sich nach dem Halbfinaleinzug bei der WM 2006 in Deutschland dieses Mal schon nach dem Achtelfinale verabschieden. Spanien hingegen darf weiter davon träumen, nach dem Europa- nun auch den Weltmeistertitel zu gewinnen. Nächster Gegner auf dem Weg ins Endspiel ist am Samstag Paraguay (20.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE). Die Südamerikaner hatten Japan 5:3 nach Elfmeterschießen besiegt.
Spanien - Portugal 1:0 (0:0)
1:0 Villa (63.)
Spanien: Casillas - Ramos, Pique, Puyol, Capdevila - Busquets - Xavi, Xabi Alonso (90.+3 Marchena) - Iniesta, Villa (88. Pedro) - Torres (59. Llorente)
Portugal: Eduardo - Ricardo Costa, Carvalho, Alves, Fabio Coentrao - Pepe (72. Pedro Mendes) - Tiago, Mereiles - Simao (72. Liedson), Ronaldo - Hugo Almeida (58. Danny)
Schiedsrichter: Baldassi (Argentinien)
Zuschauer: 62.955
Gelbe Karten: Xabi Alonso - Tiago (2)
Rote Karte: Ricardo Costa (Portugal, 89.) wegen Tätlichkeit