Spanische Zeitungsberichte Dubioser Manipulations-Verdacht bei Bayern gegen St. Petersburg

Die Geschichte klingt bizarr: Ein russischer Mafiaboss soll sich damit rühmen, die Uefa-Cup-Spiele zwischen Bayern München und Zenit St. Petersburg im April und Mai dieses Jahres manipuliert zu haben. Die spanischen Zeitungsberichte stützen sich auf abgehörte Telefonate, der FC Bayern weiß von nichts.

Madrid - Ausgerechnet die Millionäre des FC Bayern sollen an einem manipulierten Spiel beteiligt gewesen sein? Diese abenteuerliche Geschichte kursiert seit Dienstag in Spanien. Dort berichten mehrere Zeitungen, dass die spanische Justiz wegen des Verdachts ermittelt, dass beim Halbfinal-Aus des FC Bayern München im Uefa-Pokal gegen den späteren Champion Zenit St. Petersburg (1:1/0:4) im Mai Bestechung im Spiel gewesen sein könnte.

Zunächst hieß es, dass eine Sprecherin des Nationalen Gerichtshofs am Mittwoch der dpa in Madrid bestätigt habe, dass ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden sei. Dagegen verwehrte sich die Sprecherin kurze Zeit später. Sie habe weder bestätigt noch dementiert, dass es ein Verfahren gebe.

Ebenfalls merkwürdig ist: Laut spanischen Medien soll der Untersuchungsrichter Baltasar Garzón die deutsche Staatsanwaltschaft von den Ermittlungen unterrichtet haben. Bei der Münchner Staatsanwaltschaft war davon jedoch nichts bekannt. "Es ist in dieser Sache nichts anhängig", sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler, Sprecher der Staatsanwaltschaft München, dem sid. Bislang gebe es kein Rechtshilfe-Ersuchen der spanischen Justiz.

"Dem FC Bayern München ist dieser Verdacht ebenso wenig bekannt wie der Münchner Staatsanwaltschaft. Wir werden versuchen, jegliche etwaige Information zu diesem Vorgang zu erhalten", heißt es in einer Mitteilung, die der FC Bayern nach Bekanntwerden der Vorwürfe verschickte. Uefa-Mediendirektor William Gaillard kündigte an: "Wenn es derartige Gerüchte gibt, dann nehmen sich die Mitglieder der Disziplinarkommission der Sache an und wir werden sehr genau hinschauen."

Die Madrider Zeitungen "El País" und "ABC" berichten in ihren Mittwoch-Ausgaben, der Verdacht der Justiz stütze sich auf abgehörte Telefongespräche von russischen Mafia-Bossen in Spanien.

Der Chef eines einflussreichen kriminellen Unternehmens soll sich in einem Gespräch mit einem Kollegen gerühmt haben, den Erfolg von Zenit im Halbfinale "für 50 Millionen" gekauft zu haben. Die Währung sei dabei nicht genannt worden. Der mutmaßliche Mafia-Boss war im Frühjahr im Zuge der "Operacion Troika" in Spanien festgenommen worden.

"Wer die Spiele sah, weiß, dass es eine ehrliche und kompromisslose Auseinandersetzung war", sagte ein Vereinssprecher von Zenit St. Petersburg nach russischen Medienangaben in Moskau: "Zur Zeit prüfen Juristen die Artikel der spanischen Presse. Danach werden wir über eine Klage zum Schutz unseres guten Rufes entscheiden." Der Vorwurf sei respektlos gegenüber beiden Clubs.

Das 0:4 am 12. Mai bei Zenit St. Petersburg war die höchste Münchner Niederlage im Europapokal seit 31 Jahren. Der FC Bayern hatte den Gewinn des Uefa-Cups in der vergangenen Saison nach der verpassten Qualifikation zur Champions League als wichtiges Ziel ausgegeben.

mig/dpa

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