Barcelonas Sieg gegen Real im Supercup Plötzlich sehen Kroos und Modrić ganz alt aus

Der FC Barcelona hat Real im Finale des spanischen Supercups nicht den Hauch einer Chance gelassen. Das Mittelfeld der Katalanen mit Gavi und Pedri strotzte vor Spielfreude, die Altmeister der Madrilenen schlichen über den Platz.
Toni Kross musste mehr hinterherlaufen, als ihm lieb ist. Hier hatte er das Nachsehen gegen Pedri

Toni Kross musste mehr hinterherlaufen, als ihm lieb ist. Hier hatte er das Nachsehen gegen Pedri

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Yasser Bakhsh / Getty Images

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Bruder Leichtfuß: Zu Beginn seiner Karriere war Antonio Rüdiger immer für einen Fehler gut. Ein übertriebenes Foul hier, ein lasches Zuspiel da. Diese Zeiten sind eigentlich vorbei, mittlerweile spielt Rüdiger auch nicht mehr beim VfB Stuttgart im Schwabenländle, sondern dirigiert die Abwehr von Champions-League-Sieger Real Madrid. Doch im Finale um den spanischen Supercup streute der deutsche Nationalspieler einen der rar gewordenen Rüdiger-Momente ein, als er in der 33. Minute zu Eduardo Camavinga passte. Der Franzose war nicht anspielbereit, er hatte Sergio Busquets im Rücken, der auf Rüdigers Pass bereits lauerte. Busquets bediente danach Robert Lewandowski, der legte quer zu Gavi, der das 1:0 machte. Die Unachtsamkeit passte zum pomadigen Auftritt der Madrilenen.

Das Ergebnis: Der FC Barcelona besiegte Real Madrid 3:1 (2:0) und sicherte sich damit zum 14. Mal den spanischen Supercup, der in Riad in Saudi-Arabien ausgetragen wurde. Der Titel ist zweitrangig, das Spiel aber auch ein Fingerzeig in Richtung spanische Meisterschaft. Dort führt Barcelona die Tabelle an, mit drei Punkten Vorsprung auf Real.

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Die erste Hälfte: Barcelona machte das Spiel, setzte Real früh unter Druck. Den ersten Abschluss von Lewandowski lenkte Real-Keeper Thibaut Courtois an den Pfosten, bei Gavis Tor war er dann machtlos. Kurz vor der Hälfte standen dann wieder Gavi und Lewandowski im Fokus, dieses Mal bediente der junge Spanier den ehemaligen Bayern-Angreifer, der locker zum 2:0 vollendete (45. Minute).

Da haben sich zwei gefunden: Gavi und Robert Lewandowski

Da haben sich zwei gefunden: Gavi und Robert Lewandowski

Foto: IMAGO/Juan Carlos Cardenas / IMAGO/Agencia EFE

Akku leer: Beim spanischen Supercup sind, anders als in Deutschland, nicht nur zwei Mannschaften dabei, sondern vier. Neben den zwei Pokalfinalisten spielen auch die beiden bestplatzierten Teams der Liga mit, die es nicht ins Pokalfinale geschafft hatten. Im Pokalfinale 2022 standen sich Real Betis Sevilla und der FC Valencia gegenüber, die Liga gewann Real vor Barça. Im Halbfinale des Supercups traf Real auf Valencia, Sevilla spielte gegen Barcelona. Beide Partien wurden erst im Elfmeterschießen entschieden. Der FC Barcelona steckte diese Strapazen deutlich besser weg als der spanische Meister, der von Anfang an müde wirkte.

Der Nabel der Sportwelt: Besonders kräftezehrend ist der Supercup auch deshalb, weil die Spanier nicht in der Heimat bleiben, sondern um die halbe Welt fliegen und in Saudi-Arabien ihren Sieger ermitteln. Seit 2020 spült dieser Ausflug in den Nahen Osten frisches Geld in die traditionell klammen Kassen der spanischen Vereine – und dient den Saudis als perfekte Werbefläche. Schon seit Jahren breitet sich das Königreich in der Welt des Sports aus, unterhält eine eigene Golfliga  und mit Newcastle United einen englischen Fußballklub.  Mit Cristiano Ronaldo wechselte eben die nächste Attraktion nach Saudi-Arabien.  Auch die ehemalige DFL-Chefin Donata Hopfen brachte eine Austragung des deutschen Supercups in Saudi-Arabien ins Spiel – und bekam dafür Kritik ohne Ende. In Spanien ist die Kooperation mit dem umstrittenen Gastgeber, der Homosexualität unter Strafe stellt und bereits einen Journalisten wie Jamal Khashoggi ermorden ließ, kein Thema mehr.

Die zweite Hälfte: Barcelona hätte früh die Partie entscheiden können. Doch der beste Madrilene an diesem Abend stand im Tor. Courtois parierte die Versuche von Ousmane Dembelé (51.) und Lewandowski (55.) und hielt sein Team im Spiel. Die Hoffnungen von Real, das Spiel noch zu drehen, zerschlugen sich dann in der 69. Minute. Gavi spielte Pedri frei, der drückte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. In der dritten Minute der Nachspielzeit gelang Real-Angreifer Karim Benzema lediglich der Ehrentreffer.

Die Fans feierten Thibaut Courtois auf ihre ganz eigene Art und Weise

Die Fans feierten Thibaut Courtois auf ihre ganz eigene Art und Weise

Foto: FAYEZ NURELDINE / AFP

Das alternde Zentrum: Zusammen sind Reals Mittelfeldlenker Modrić und Toni Kroos 70 Jahre alt. In vielen Spielen kaschieren sie ihre abnehmende Spritzigkeit mit genialem Stellungsspiel und Flugbällen über das halbe Feld im Stile eines Quarterbacks. Bei der WM in Katar gehörte Modrić zu den besten Mittelfeldlenkern des Turniers. Doch die beiden sind nicht mehr so unverwüstlich wie noch vor wenigen Jahren. Der 20-jährige Pedri, der 18-jährige Gavi und der 25 Jahre alte Frenkie de Jong setzten die Altmeister immer wieder unter Druck. Modrić und Kroos waren über weite Teile des Spiels abgeschnitten vom Rest des Teams und wirkten genervt.

Der erste Titel: Sechsmal hat Xavi als Spieler den spanischen Supercup gewonnen. Viermal die Champions League, achtmal die spanische Meisterschaft. Als Trainer liest sich seine Vita etwas bescheidener, mit dem katarischen Spitzenklub al Sadd wurde er einmal Meister, zweimal Pokalsieger und holte den katarischen Superpokal. Nun feierte er seinen ersten Titel als Trainer mit dem FC Barcelona. Behalten die Katalanen die aktuelle Form, wird es nicht der letzte bleiben.

Bei der Siegerehrung produzierte Gastgeber Saudi-Arabien spektakuläre Bilder

Bei der Siegerehrung produzierte Gastgeber Saudi-Arabien spektakuläre Bilder

Foto: FAYEZ NURELDINE / AFP

Alltag: Nach der Rückkehr aus Saudi-Arabien geht es am Donnerstag im spanischen Pokal weiter. Barcelona hat mit dem Spiel bei Drittligist Ceuta eine Pflichtaufgabe zu lösen. Real dagegen muss zu Ligakonkurrenten Villarreal – und benötigt eine deutliche Leistungssteigerung, um die nächste Pokalpleite abzuwenden.

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