Steueraffäre Richter erließ Haftbefehl gegen Hoeneß

In der Steueraffäre um Uli Hoeneß kommen neue Details ans Licht: Nun wurde aus Justizkreisen bestätigt, dass gegen den Bayern-Präsidenten ein Haftbefehl vorliegt.
Bayern-Boss Hoeneß: Haftbefehl im März

Bayern-Boss Hoeneß: Haftbefehl im März

Foto: Alexander Hassenstein/ Bongarts/Getty Images

Hamburg - Gegen Uli Hoeneß wurde nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung " im März ein Haftbefehl erlassen, der außer Vollzug gesetzt wurde. Dies wurde der Nachrichtenagentur dpa aus Justizkreisen bestätigt.

Für mögliche Nachfragen war die Staatsanwaltschaft München II für SPIEGEL ONLINE zunächst nicht zu erreichen. Auch Hoeneß' Anwalt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, vom FC Bayern gab es ebenfalls keinen Kommentar.

Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt gegen den 61 Jahre alten Sportfunktionär und Unternehmer wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Hoeneß hatte bestätigt, im Januar 2013 über seinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige im Zusammenhang mit einem Konto in der Schweiz eingereicht zu haben.

Gegen Barcelona ist Hoeneß wieder im Stadion

Hoeneß bemüht sich derzeit um Schadensbegrenzung. "Ich habe erkannt, dass ich einen schweren Fehler gemacht habe, den ich versuche, mit der Selbstanzeige zumindest halbwegs wiedergutzumachen", sagte er der "Sport Bild".

Am Montag hatte Hoeneß angekündigt, vorerst keine Details zu der brisanten Steuersache nennen zu wollen. "Ich werde einige Wochen ins Land ziehen lassen, ehe ich mich äußere", sagte Hoeneß, der das Champions-League-Spiel der Bayern gegen den FC Barcelona im Münchner Stadion verfolgte.

Am vergangenen Samstag war bekannt geworden, dass Münchner Staatsanwälte gegen den Fußballfunktionär ermitteln. Einzelheiten wollte die Ermittlungsbehörde, die sich nach der Selbstanzeige in den Fall eingeschaltet hatte, aber nicht mitteilen. Hoeneß hatte die brisante Angelegenheit nach eigenen Angaben eigentlich über das von der Bundesregierung aus Union und FDP angepeilte Deutsch-Schweizer Steuerabkommen regeln wollen. Dieses war im Bundesrat am Widerstand der von SPD und Grünen regierten Bundesländer gescheitert. Danach stellte Hoeneß die Selbstanzeige.

Am Dienstagabend meldete sich am Rande seines Saarland-Besuchs auch Joachim Gauck zu den Vorwürfen gegen Hoeneß zu Wort: Gegenüber dem Saarländischen Rundfunk sagte der Bundespräsident, er werde "keine moralische Verurteilung vornehmen." Sein Interesse sei vielmehr, "dass wir aus solchen Fällen lernen und begreifen: Zu einer funktionierenden Demokratie gehört die Bereitschaft aller, etwas dazu beizutragen. Wir können nicht wählen, ob wir Steuern zahlen, jedenfalls nicht legal." Es gehöre "zur Verantwortung eines mündigen Bürgers, Pflichten zu akzeptieren", so Gauck weiter. Franz Beckenbauer sagte: "Uli Hoeneß ist kein Betrüger, da ist ihm irgendein Fehler unterlaufen, das kann sein."

Gauck äußerte sich auch zur Vorbildfunktion von Uli Hoeneß und sagte, Menschen seien nicht fehlerfrei, aber bei Personen, die im Fokus stünden, fielen "Fehler ganz besonders auf". Gauck fügte hinzu: "Wenn Vorbilder ihren Vorbildcharakter verlieren, dann wird da eine Lücke entstehen bei Menschen, die mit großen Augen in Richtung des Vorbilds gesehen haben."

leh/dpa
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