Bundesliga-Prognose Die Chancen der Bayern-Jäger

Bayern-Profis Müller und Schweinsteiger: Statistisch schon Meister
Foto: Martin Meissner/ APIst die Saison schon gelaufen? München markiert mit elf Punkten vor Leverkusen die Spitze der Liga. Augsburg und Fürth liegen mit zehn Punkten Rückstand auf den rettenden 15. Platz und sehr schlechter Tordifferenz schon ziemlich abgeschlagen am Tabellenende.
Gemäß der uralten Fußball-Wahrheit "Die Tabelle lügt nie" würden der Deutsche Meister und zumindest zwei Absteiger schon jetzt feststehen. Jüngst bemühte Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic diese Floskel, bezog sich dabei aber wohl auf die aktuelle Platzierung des VfB: Nach vier Siegen in den vergangenen fünf Spielen sind plötzlich die Plätze zwei und drei in Reichweite, die zur direkten Qualifikation für die Champions League und somit zu einer Finanzspritze der besonderen Art führen würden.
Was aber sagt eine objektive statistische Betrachtung zum Wahrheitsgehalt der Tabelle? Steht der Meister wirklich schon fest? Können Clubs schon für die zweite Liga planen?
Hilfreich ist hier der Leistungsindex, der anhand der bisherigen Spielverläufe und der Leistungsstärke jeder Mannschaft bestimmt wird. Dieser Wert wird dann für den Rest der Saison 100.000-mal auf dem Computer durchgespielt, inklusive aller Zufallseffekte, die im statistischen Mittel auch nicht regelkonforme Tore einschließen. Aus diesen Abschlusstabellen lässt sich dann die Meisterwahrscheinlichkeit ablesen.
Es zeigt sich: Das Rennen um die Titel ist tatsächlich de facto entschieden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Bayern nicht Meister wird, ist ähnlich groß wie die Wahrscheinlichkeit, dreimal hintereinander eine Sechs zu würfeln: Ist alles schon passiert, aber eben sehr unwahrscheinlich (siehe Tabelle unten).
Leistungssindex
Team | Punkte | Wkeit für Platz 1 | Wkeit für Plätze 1-3 | Wkeit für Plätze 1-6 | Wkeit für Pl. 16-18 | Leistungs | -index* | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
München | 41 | 99 | 100 | 100 | 0 | +1.3 | ||
Leverkusen | 30 | 1 | 73 | 96 | 0 | +0.4 | ||
Dortmund | 27 | 0 | 63 | 93 | 0 | +0.6 | ||
Frankfurt | 27 | 0 | 6 | 37 | 1 | -0.2 | ||
Schalke | 25 | 0 | 31 | 77 | 0 | +0.4 | ||
Stuttgart | 25 | 0 | 4 | 28 | 2 | -0.2 | ||
Hamburg | 24 | 0 | 2 | 16 | 5 | -0.3 | ||
Mgladbach | 24 | 0 | 4 | 25 | 3 | -0.1 | ||
Freiburg | 23 | 0 | 2 | 31 | 2 | +0.0 | ||
Hannover | 23 | 0 | 3 | 20 | 4 | -0.2 | ||
Mainz | 23 | 0 | 6 | 21 | 3 | -0.2 | ||
Bremen | 21 | 0 | 0 | 37 | 2 | +0.1 | ||
Nürnberg | 19 | 0 | 1 | 4 | 21 | -0.3 | ||
Wolfsburg | 19 | 0 | 0 | 12 | 8 | -0.1 | ||
Düsseldorf | 18 | 0 | 0 | 1 | 39 | -0.4 | ||
Hoffenheim | 12 | 0 | 0 | 1 | 39 | -0,1 | ||
Augsburg | 8 | 0 | 0 | 0 | 79 | -0.2 | ||
Fürth | 8 | 0 | 0 | 0 | 92 | -0.5 |
Für die Plätze zwei und drei dürfte sich nach aktueller Situation ein Dreikampf zwischen Leverkusen, Dortmund und Schalke entwickeln. Nur diese Teams weisen hierfür eine Wahrscheinlichkeit von mehr als zehn Prozent auf. Die Stuttgarter Chancen liegen nur bei vier Prozent, obwohl das Team so viele Punkte wie Schalke (Wahrscheinlichkeit: 31 Prozent) hat.
Aus dem bisherigen Saisonverlauf resultierten nämlich beim VfB eine Torchancendifferenz von minus 22 und eine negative Tordifferenz. Insbesondere die Torchancendifferenz (Torchancen abzüglich geschossene Tore) drückt deutlich zuverlässiger als der Tabellenplatz die wahre Leistungsstärke aus und führt bei Stuttgart noch immer zu einem negativen Leistungsindex (-0,2). Im Mittel werden die Gegner pro Spiel also 0,2 Tore mehr schießen. Im Fall von Stuttgart kann die Tabelle also doch ein bisschen lügen.
Außerdem weisen immerhin noch 13 Teams realistische Chancen auf einen Europa-League-Platz auf. Hier wird es im Gegensatz zu anderen Tabellenregionen noch einmal richtig spannend.
Auch der Abstiegskampf ist deutlich umkämpfter als die Meisterschaft. Pünktlich zum Duell der beiden Tabellenschlusslichter Fürth und Augsburg hat Fürths Spieler Stephan Fürstner einen alten Motivationsspruch bemüht: "Wir müssen weiterhin daran glauben, dass uns die Wende gelingt."
Und das kann tatsächlich gelingen - mit einer Wahrscheinlichkeit von acht Prozent. Anders ausgedrückt: In einer von 13 Spielzeiten würde eine Mannschaft mit der gleichen Ausgangssituation wie Fürth und Augsburg noch zumindest Platz 15 erreichen. Dieser Wert von acht Prozent entspricht übrigens ebenfalls der Wahrscheinlichkeit, dass in neun Spielen kein Unentschieden vorkommt - so wie es immerhin am vergangenen Spieltag passiert ist.
Zum Abschluss noch eine gute Nachricht für die geplagten Hoffenheimer. Bei der TSG ist die Lage deutlich weniger dramatisch als es den Anschein hat. Trotz sechs Punkten weniger als Düsseldorf unterscheidet sich die Wahrscheinlichkeit auf einen rettenden Tabellenplatz nicht (jeweils 61 Prozent). "Jeder kann doch die Tabelle lesen. Je eher wir uns dem stellen, desto besser kommen wir damit klar", sagt Hoffenheims aktueller Trainer Frank Kramer. Das zeugt immerhin von einer realistischen Einschätzung.