Paris Saint-Germain gewinnt bei ManUnited Ein Sieg, der Tuchel gehört

Thomas Tuchel im Old Trafford
Foto:Dave Thompson / AP
Szene des Spiels: Anthony Martial schoss aus neun Metern frei stehend über das Tor. Edinson Cavani lupfte an die Latte. Sekunden danach scheiterte wieder Martial. Die Führung für Manchester United gegen Paris, sie war bloß noch eine Frage von Minuten. TV-Kameras zeigten, wie sich PSG-Trainer Thomas Tuchel mit seinem Co beriet. Dann stellte er die Taktik um: Mittelstürmer raus, dafür zwei offensive Flügelspieler. Einer von ihnen leitete kurz darauf das Pariser Siegtor ein. Der Matchwinner saß auf der Bank.
Ergebnis: 3:1 (1:1) hat PSG bei ManUnited gewonnen. Neymar hatte die Gäste in Führung gebracht (6. Minute), Marcus Rashford ausgeglichen (32.), Marquinhos schoss das 2:1 (69.), Neymar sorgte für den Endstand (90.+1).
Und das heißt? Dass es in der Gruppe H der Champions League ein Herzschlagfinale geben wird. PSG, United und RB Leipzig (4:3 bei Basaksehir) haben allesamt neun Punkte. Am letzten Spieltag am kommenden Dienstag tritt Paris Zuhause gegen den Außenseiter aus Istanbul an. United muss nach Leipzig.

Zwei Tore, viele Grätschen, noch mehr Dribblings: Neymar spielte gegen United ziemlich stark
Foto: PETER POWELL/EPA-EFE/ShutterstockDie erste Hälfte: Begann so richtig nach fast sechs Minuten mit dem 0:1. Kylian Mbappé suchte den Doppelpass mit Neymar und fand ihn. Mbappés Schuss wurde zwar geblockt, der Abpraller aber flog nach rechts in den Strafraum zu Neymar. Der nahm den Ball volley und schoss ihn ins kurze Eck zwischen Torwart und Pfosten. Später fälschte PSG-Sechser Danilo einen eigentlich ungefährlichen Schuss von Marcus Rashford ins eigene Tor ab (32.). Ein wenig hatte sich der Treffer angedeutet, United war davor minutenlang nahezu durchgängig in Ballbesitz gewesen.
Fred nicht clever: Die 21. Minute. Schiedsrichter Daniele Orsato läuft zum Monitor am Spielfeldrand, und für Manchester beginnen bange Momente. War das nicht Rot? Fred hatte den eigenen Schädel ziemlich resolut gegen den des Parisers Leandro Paredes gedrückt. Paredes fiel, Fred hob die Arme und wirkte dabei ganz schön verdächtig. Schiri Orsato aber beließ es bei Gelb. Eine fragwürdige Entscheidung. Vom Platz flog der Mittelfeldspieler trotzdem, nur eben später. Nach 70 Minuten ging er zu heftig ins Tackling gegen Ander Herrera. Warum United-Trainer Ole Gunnar Solskjaer Fred trotz der Vorbelastung weiterspielen ließ, ist eine der großen Fragen dieser Partie.

Platzverweis mit Ansage: Manchesters Mittelfeldspieler Fred
Foto: Martin Rickett / dpaZuschauer des Spiels: Hieß lange Zeit Paul Pogba. Der französische Weltmeister saß auf der Bank. Das tat er zuletzt häufiger, letztmals stand er vor rund einem Monat in Manchesters Startelf. Als er sich nach einer halben Stunde zum Warmmachen aufmachte, gelang United der Ausgleich. Pogba blieb draußen. Dass er nicht zur zweiten Hälfte für Fred kam, wurde bestraft. Nach 74 Minuten durfte Pogba dann schließlich doch ran. Und verpasste kurz darauf mit einem sehenswerten Schuss das mögliche 2:2 (80.).
Die zweite Hälfte: Begann mit eingangs erwähnten United-Großchancen, und gerade die erste von Martial darf auf Topniveau eigentlich nicht vergeben werden. Der Franzose selbst vergrub das Gesicht in den behandschuhten Händen und Trainer Solskjaer wurde draußen in seinem Sitz ein ganzes Stück kleiner. Für PSG köpfte Marquinhos an die Latte, aber eigentlich taumelten die Gäste eher durchs Old Trafford. Bis zu Tuchels Umstellung.
Tuchels Eingriff: Ab der 65. Minute ließ der Coach konsequent mit drei zentralen Abwehrspielern verteidigen. Er nahm zudem Stoßstürmer Moise Keane runter und brachte dafür Flügelverteidiger Mitchell Bakker. Und der junge Niederländer war es, der nach einem Tiefenlauf auf links mit seinem Abschluss United-Torwart David de Gea zu einer unglaublichen Parade zwang. Genau einem solchen Tiefenlauf, der Paris vorher abgegangen war. Die anschließende Ecke landete auf Umwegen bei Marquinhos, der das 2:1 machte. Draußen ballte Tuchel die Faust und blickte ansonsten stoisch. Später wechselte er noch Rafinha ein – und der bereitete das 3:1 vor.
Die Änderungen zeigen zwar, dass der ursprüngliche Plan nicht optimal gewesen war. Mit Anpassungen von außen Spiele zu beeinflussen ist allerdings ein ziemlich sicheres Indiz für die Qualität eines Trainers.
Einen solchen Sieg hat Tuchel gebraucht: Bislang verläuft die Saison nämlich unrund für die Pariser. Das Team wirkt fragil und längst nicht so stark wie in der Vorsaison. Selbst bei wichtigen Siegen überzeugt PSG nicht unbedingt. Der GAU, das Vorrundenaus, ist nach diesem Erfolg aber ein ganzes Stück unwahrscheinlicher geworden.