Toni Schumacher über Diego Maradona »Man hatte schon vorher einen hohen Adrenalinspiegel«
O-Ton Toni Schumacher ehemaliger Nationaltorwart »Das war ein Instinkt-Fußballer, der von einer Sekunde auf die andere dann anders entschieden hat und den Ball so gut beherrscht hat. Wir haben einfach gedacht, der Ball muss doch unten irgendwie mit der Schnur am Fuß festgebunden sein. Und wie er im höchsten Tempo Dribblings angesetzt hat, Übersteiger, da kamen Spieler reingegrätscht: Aber das hat ihn alles nicht von seinem Weg abgebracht.«
Toni Schumacher hat Diego Maradona live erlebt. Er stand mit ihm auf dem Platz. Das verlorene WM-Finale 1986 gegen Argentinien in Mexiko City bleibt ihm unvergessen. Vor allem wegen Maradona.
O-Ton Toni Schumacher »Da hatte man schon vor dem Spiel einem hohen Adrenalinspiegel., wenn man wusste, was das für ein genialer Kicker ist. Ein Zauberer für Magie. Wenn er auf dem Platz war, das war seine Bühne. Da war er unschlagbar. Er hatte einfach so riesige Dinge draufgehabt. Wenn man sich nur allein das Dribbling anschaut, gegen England. Wo er vier, fünf oder sogar sechs Spieler aussteigen lässt. Und zum Schluss das Tor macht. Genial.«
Franz Beckenbauer hatte seiner Mannschaft mitgegeben, Maradona möglichst weit vom eigenen Tor, also von Toni Schumacher wegzuhalten. Es gelang nur phasenweise.
O-Ton Toni Schumacher »Vor dem Endspiel hieß es bei uns in der Nationalmannschaft: Wir spielen nicht gegen Argentinien, wir spielen gegen Diego Armando Maradona. Wen haben wir überhaupt in der Mannschaft, der ihn ausschalten kann, weil, wir müssen den wirklich aus dem Spiel nehmen. Und selbst dann, wenn wir nur zehn gegen zehn spielen. Ja, wir hatten natürlich einen Klassemann, der das auch wunderbar gemacht hat, der Lothar Matthäus, der ihn dann auch oft genug in der eigenen Hälfte schon angegriffen und unter Druck gesetzt hat. Aber nichtsdestotrotz, er hat zwar kein Tor geschossen, aber er hat den entscheidenden Pass zum 3:2 gemacht. Und damit hat er wieder seine Genialität bewiesen und wir waren Zweiter.«
Einmal im Finale kam Maradona Schumacher bedrohlich nahe.
O-Ton Toni Schumacher »Das war nach einem Zweikampf mit Charly Förster, Maradona und mit mir. Und Diego Maradona kam dann in den 16- Meter-Raum. Er hatte sich den Ball ein klein bisschen weit vorgelegt und dann sind wir beide halt rein, haben uns ihm vor die Füße geworfen. Er hat dann noch versucht, diesmal nicht die Hand Gottes, aber den Elfmeter Gottes herauszuschinden. Aber der Schiedsrichter ist nicht drauf reingefallen.«
War Maradona der beste Fußballer der Welt? Diese Frage wurde und wird oft gestellt. Von Vergleichen mit Messi oder Pele hält Schumacher aber nichts, eines aber ist für ihn ganz sicher:
O-Ton Toni Schumacher »Wenn es irgendwann eine Mannschaft for ever gibt oder des Jahrtausends, oder des Jahrzweitausends, keine Ahnung. Dann hat Diego Maradona auf jeden Fall seinen Fall Platz sicher.«
Respekt, Anerkennung und Bewunderung. Für Toni Schumacher war Diego Maradona auf seine ganz spezielle Weise einzigartig.
O-Ton Toni Schumacher »Wenn man sieht, dass es jetzt drei Tage Staatstrauer in Argentinien gibt und er im Präsidentenpalast aufgebahrt ist und man sieht, wie Menschen da vorbeigehen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Also das kann ich mir in Deutschland sehr, sehr, sehr, sehr schwer vorstellen, dass das bei uns auch gibt. Er ist nicht nur respektiert worden, er ist auch geliebt worden. Wenn ich an die drei Jahre Neapel denke, da waren Jesusbilder an den Häuserfronten gemalt und gleich daneben Diego Maradona. Daran sieht man, wie er von den Menschen auch geliebt wurde.«