
Uruguay vs. Ghana: Held Muslera, tragischer Held Gyan
Tragischer Ghana-Stürmer Gyan "So etwas ist Teil des Spiels"
Hamburg - Kevin-Prince Boateng nahm Asamoah Gyan in den Arm und redete ununterbrochen auf den Stürmer ein. Doch der 24-Jährige schien den Neu-Ghanaer Boateng nicht zu verstehen. Er biss auf sein Trikot und riss die Augen weit auf. Gerade hatte der Angreifer in der 122. Minute des Viertelfinalspiels Ghana gegen Uruguay beim Stande von 1:1 einen Elfmeter verschossen. Direkt nach dem Fehlschuss wurde abgepfiffen. Die Partie ging ins Elfmeterschießen, das Ghana 2:4 verlor. Es war, auch für unparteiische Zuschauer, einer der bisher tragischsten Momente bei der WM in Südafrika.
"Das war eine historische Chance. Nach dem Fehlschuss hatte Uruguay beim Elfmeterschießen einen psychologischen Vorteil", sagte Ghanas serbischer Nationaltrainer Milovan Rajevac nach dem Spiel, wollte Gyan aber keinen Vorwurf machen.
Wie könnte er auch? Immerhin war es der Stürmer mit der Nummer drei, der in Südafrika neben Boateng einer der auffälligsten Spieler in einer auch insgesamt überzeugenden ghanaischen Mannschaft war. Im Auftaktspiel gegen Serbien hatte Gyan das Siegtor geschossen, gegen Australien das Unentschieden gerettet, und im Achtelfinale gegen die USA wurde der 24-Jährige durch seinen Treffer zum 2:1 in der Verlängerung zum gefeierten Spieler. Zweimal war er in Südafrika bereits vom Elfmeterpunkt angetreten, zweimal hatte er getroffen. Doch gegen Uruguay scheiterte er.
"So etwas ist Teil des Spiels. Ich bin mental stark und werde zurückschlagen", sagte Gyan lange nach dem Schlusspfiff in den Katakomben des Soccer-City-Stadion von Johannesburg. Es spricht für den Angreifer, dass er nur wenige Minuten nach seinem Fehlschuss beim anschließenden Elfmeterschießen erneut antrat. Und die Art und Weise, wie er diesmal verwandelte, zeugte bereits von mentaler Stärke: Gyan drosch den Ball unhaltbar in den rechten oberen Winkel. Doch obwohl der Stürmer im zweiten Versuch traf, ging das Elfmeterschießen verloren.
Verständnis bei Trainer und Mitspielern
"Es wäre ein Märchen gewesen, wenn es geklappt hätte. Aber alles, was ich jetzt sagen kann, ist: Das ist Fußball", sagte Rajevic nach dem Spiel. Zwar hatten mit Kapitän John Mensah und Angreifer Dominic Adiyiah im Elfmeterschießen auch noch zwei weitere Ghanaer verschossen, Gyan war nach dem Abpfiff dennoch die tragischste Figur.
Von Heulkrämpfen geschüttelt fiel er zu Boden und vergrub sein Gesicht im Rasen. Seine Mitspieler versuchten, ihn wieder aufzurichten und zeigten auch nach dem Spiel viel Verständnis und Mitgefühl für den unglücklichen Gyan. "Wir haben sofort versucht, ihn wieder aufzubauen. Fußball ist ein Spiel. Wir müssen diesen Tag jetzt einfach vergessen", sagte Torhüter Richard Kingson. Abwehrspieler John Pantsil zeigte ebenfalls Verständnis: "Das ist keine leichte Situation für ihn. Dass man einen Elfmeter verschießt, kann jedem passieren."
Stunden nach dem Spiel wurde dann auch Gyan pragmatisch, als er den Spielverlauf noch einmal knapp zusammenfasste: "Suárez ist in seiner Heimat jetzt ein Held - und ich habe einen Elfmeter verschossen."