Transfer-Flops des FCB Mir san g'scheitert

Das Beispiel des neuen HSV-Profis Marcell Jansen zeigt: Selbst Nationalspieler haben es beim FC Bayern schwer, sich einen Stammplatz zu erkämpfen. Erfolglose Hoffnungsträger haben in München Tradition. SPIEGEL ONLINE stellt das "Team der Gescheiterten" aus 20 Jahren FCB vor.

Jean-Pierre Papin ist dabei, Radmilo Mihajlovic auch. Und natürlich Emil Kostadinov. Alan McInally gehört hingegen nicht ins "Team der Gescheiterten" – er war im Vergleich mit den anderen Angreifern "zu gut". In seiner ersten Saison erzielte der Schotte in 31 Bundesliga-Spielen immerhin zehn Tore und trug so zum Meistertitel 1990 bei. Und auch Adolfo Valencia, der etwas ungelenk wirkende Kolumbianer mit der gewöhnungsbedürftigen Frisur, traf in der Meister-Saison 1993/94 elfmal in 25 Partien. Doch auch ohne die beiden Stürmer ist die Liste lang genug.

SPIEGEL ONLINE stellt 18 Spieler und zwei Trainer vor, die sich in den vergangenen 20 Jahren beim FC Bayern München nicht durchsetzen konnten:

Trainer, Torhüter und Abwehrspieler

TRAINER

Sören Lerby: Als Spieler war er beim FC Bayern unumstritten. Drei Jahre buhlte Manager Uli Hoeneß damals um die Dienste Lerbys, ehe der Däne 1983 endlich kam. In drei Spielzeiten absolvierte der Mittelfeldspieler 89 Bundesliga-Partien, in denen er 22 Tore erzielte. Fünf Jahre später kehrte Lerby als Trainer zurück – und scheiterte wie kein zweiter Coach in der Bundesliga-Geschichte des FCB. Am 9. Oktober 1991 trat er die Nachfolge des entlassenen Jupp Heynckes an, drei Tage später verlor sein Team 0:3 gegen Borussia Dortmund. 14 Spieltage später, nach insgesamt vier Siegen, fünf Unentschieden und sechs Niederlagen, war Lerbys Intermezzo an der Isar vorbei. Die 0:4-Niederlage beim 1. FC Kaiserslautern am 7. März 1992 war sein letztes Spiel als Bayern-Verantwortlicher. Lerby musste erkennen, dass das Trainergeschäft nicht sein Metier ist. Seither tritt er als Spielervermittler auf, Lerby berät unter anderem Rafael van der Vaart vom Hamburger SV.

Otto Rehhagel: Kein Trainer hat in der Bundesliga-Geschichte häufiger auf der Bank gesessen als Otto Rehhagel (820 Spiele). Aber auch kaum ein Coach des FC Bayern hat in der Bundesliga-Historie weniger Partien erlebt (30). Zwei waren es, um genau zu sein: Reinhard Saftig hatte als Übergangslösung zwischen dem 17. Mai und 30. Juni 1982 bei drei Bundesliga-Spielen die Verantwortung, Sören Lerby stand in der Saison 1992/93 15 Mal an der Linie. Rehhagel kam 1995 von Werder Bremen, wo er 14 Jahre lang nahezu allein geherrscht hatte. Am 28. April wurde Otto Rehhagel drei Tage vor dem Final-Hinspiel im Uefa-Pokal gegen Girondins Bordeaux entlassen. Er äußerte sich später in der "Sport-Bild" mit den Worten: "Bei meiner Entlassung soll Klinsmann der entscheidende Mann gewesen sein und gesagt haben: 'Rehhagel muss weg.'"

TORHÜTER

Stefan Wessels: Er galt als eines der größten deutschen Torhüter-Talente, als er 1998 im Alter von 19 Jahren vom TuS Lingen zum FC Bayern wechselte. Stefan Wessels Pech war jedoch, dass just zu jener Zeit Oliver Kahn Stammkeeper an der Isar war und seine besten Jahre erst noch vor sich hatte. Sechsmal kam Wessels zwischen 1998 und 2003 in der Bundesliga zum Einsatz, gar zehnmal in der Champions-League.

Wann immer er Kahn vertrat, machte er seine Sache gut. Kahn war jedoch unantastbar. Nach fünf Jahren auf der Ersatzbank wechselte Wessels 2003 zum 1. FC Köln, vier Jahre später zum FC Everton in die Premier League. Weil er dort aber nur Ersatztorhüter war, versucht er sein Glück nun beim Zweitligisten VfL Osnabrück.

ABWEHRSPIELER

Markus Münch: Zwischen 1990 und 1994 hatte Münch 38 torlose Bundesliga-Spiele für den FCB absolviert. Berühmt wurde er jedoch im Trikot von Bayer Leverkusen am letzten Spieltag der Saison 1995/96. 0:1 lag der Werksclub gegen den 1. FC Kaiserslautern zurück, damit wäre er abgestiegen. Doch acht Minuten vor dem Ende erzielte Münch den 1:1-Endstand. Bayer blieb in Liga eins, Kaiserslautern stieg ab. Anschließend versuchte sich der blonde Verteidiger ein zweites Mal in München.

Sein zweites Gastspiel an der Isar von 1996 an war jedoch bereits nach nur anderthalb Jahren wieder beendet. Elf Einsätze ohne Torerfolg standen in der Statistik, ehe Münch nach der Hinrunde 1997/98 zum 1. FC Köln ging. Später lief er noch für den FC Genua, Besiktas Istanbul, Borussia Mönchengladbach und Panathinaikos Athen auf.

Tobias Rau: Er war die Entdeckung der Saison 2002/03. Eine starke Spielzeit beim VfL Wolfsburg und schon wurde er siebenmal in die Nationalmannschaft berufen. 2003 ging der Linksverteidiger zu den Bayern. Doch dort brachte er es in zwei Jahren bloß auf 13 Bundesliga-Einsätze, siebenmal kickte er im Regionalliga-Team. 2005 wechselte er zu Arminia Bielefeld. Auch dort sitzt er seither meist auf der Bank.

Mittelfeldspieler

Michael Sternkopf: Oliver Kahn, Mehmet Scholl, Oliver Kreuzer – viele erfolgreiche Bayern-Profis wechselten in den Neunzigern aus Karlsruhe nach München. Der erste in dieser Riege war jedoch Michael Sternkopf. 1990 ging er für 3,2 Millionen Mark zum FCB, der 20-Jährige galt damals als eines der größten Talente im deutschen Fußball. Doch obwohl er sich fünf Jahre in München hielt, obwohl er 94 Mal in der Bundesliga zum Einsatz kam – der große Durchbruch gelang Sternkopf bei Bayern nie. 1995 wechselte er zu Borussia Mönchengladbach, später kickte er noch für den SC Freiburg, Arminia Bielefeld und Kickers Offenbach. Dort arbeitet er noch heute: als Marketingleiter.

Alain Sutter: "Bei Bayern habe ich den Spaß am Fußball verloren." Die Aussage Alain Sutters kommt nicht von ungefähr. 1994 kam er vom Absteiger 1. FC Nürnberg an die Isar, sollte laut Manager Uli Hoeneß zum Superstar werden. Doch der Schweizer passte mit seiner esoterisch inspirierten Lebensphilosophie so gar nicht ins Münchner Umfeld. 22 Bundesliga-Spiele und drei Tore stehen in seiner ersten Spielzeit zu Buche. 1995 kam Otto Rehhagel als Trainer – und mit dem konnte Sutter überhaupt nicht. Noch während der Hinrunde der Saison 1995/96 ging er zum SC Freiburg, wo es deutlich besser lief. In Dallas beendete er 1998 seine Karriere.

Harald Cerny: Vom FC Admira/Wacker verpflichtete ihn der FC Bayern anno 1992. 13 Einsätze und ein Tor standen bei dem damals 20-Jährigen in seiner ersten Profi-Saison zu Buche - gar nicht schlecht. Doch bereits in der folgenden Spielzeit kehrte Cerny nach nur drei Einsätzen zurück zu Admira/Wacker. Über den FC Tirol landete er kurz darauf wieder in München – dieses Mal allerdings beim Lokalrivalen TSV 1860. Insgesamt zwölf Jahre, von 1995 bis 2007, lief Cerny für die "Löwen" auf.

Andreas Herzog: Gemeinsam mit Trainer Otto Rehhagel wagte Andreas Herzog 1995 den Schritt von Bremen ins große München. Herzog wurde oftmals ausgewechselt, fasste nie richtig Fuß. Legendär ist die Szene vom Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart, als Torwart Oliver Kahn ihn sich zur Brust nahm und kräftig durchschüttelte. Herzog ergriff nach 28 Bundesliga-Spielen und zwei Toren im Bayern-Dress die Flucht und ging zurück nach Bremen, wo er bis 2002 spielte.

Julio dos Santos: Er konnte fast alles am Ball. Doch diese Fähigkeiten bekamen meist nur die Kiebitze an der Säbener Straße zu sehen. 2005 wechselte der Paraguayer Julio dos Santos im Alter von 22 Jahren von Cerro Porteno nach München, brachte es in anderthalb Jahren aber lediglich auf fünf torlose Bundesliga-Spiele. Am 1. Januar 2007 begann für ihn ein Ausleih-Marathon: VfL Wolfsburg, UD Almeria (Spanien), Porto Alegre (Brasilien). Eigentlich hatte dos Santos in München noch einen Vertrag für die kommende Saison. Doch die Geduld der Bayern-Bosse mit ihrem Talent war offenbar am Ende. Dos Santos' Vertrag wurde aufgelöst, er kickt jetzt bei Atlético Paranaense in Brasilien.

Stürmer

Mark Hughes: Weil er beim FC Barcelona nicht zurechtkam, liehen die Katalanen Mark Hughes 1987 an den FC Bayern aus. Doch auch in München konnte der Waliser nicht so sehr überzeugen, als dass die Bayern-Bosse ihn hätten weiter verpflichten wollen. 18 Spiele, sechs Tore und eine Rote Karte standen am Saisonende in der Statistik. 1988 ging Hughes zurück zu Manchester United, wo er bereits vor seinem Barcelona-Engagement gespielt hatte. Dort fand er zu seiner Form zurück.

Radmilo Mihajlovic: Drei Millionen Mark legte Schalke-Präsident Günter Eichberg während der Saison 1990/91 auf den Tisch, um Radmilo Mihajlovic von den Bayern nach Gelsenkirchen zu holen. Da der Stürmer im Bayern-Dress zuvor nur vier Tore in 34 Spielen erzielt hatte, zögerten sie in München nicht lange und gaben den Jugoslawen, für den sie 1989 "nur" 1,9 Millionen Mark nach Zagreb transferiert hatten, frei. Mihajlovic kickte bis 1993 auf Schalke, anschließend noch ein Jahr bei Eintracht Frankfurt. Auch hier jeweils notorisch erfolglos.

Emil Kostadinov: Mit der bulgarischen Nationalmannschaft wurde Emil Kostadinov bei der WM 1994 in den USA zum Schrecken des deutschen Teams, als die Osteuropäer den damaligen Titelverteidiger im Viertelfinale rauswarfen. Weit weniger Angst verbreitete der Stürmer anschließend in der Bundesliga. Für 1,1 Millionen Mark liehen die Bayern ihn vom FC Porto aus. Seine Bilanz: neun Bundesliga-Einsätze und zwei Tore in der ersten Saison, immerhin 18 Spiele und fünf Treffer in der Spielzeit 1995/96. Für den Anspruch der Münchner zu wenig – sie schoben Kostadinov 1996 zu Fenerbahce Istanbul ab.

Jean-Pierre Papin: Innerhalb von zwei Jahren schoss er beim AC Mailand 18 Tore in 40 Spielen. Nicht die schlechteste Bilanz, weshalb der FC Bayern 1994 sechs Millionen Mark für Jean-Pierre Papin an Milan überwies. Allerdings wurde der Franzose zunächst von Verletzungen und später von Trainer Otto Rehhagel geplagt. Seine Bilanz fällt entsprechend dürftig aus: In zwei Jahren absolvierte "JPP" nur 27 Bundesliga-Spiele und erzielte dabei magere drei Tore. 1996 wechselte der heutige Trainer von Racing Lens für eine Million Mark in seine französische Heimat zu Girondins Bordeaux.

Ruggiero Rizzitelli: Italienisches Flair hielt 1996 an der Säbener Straße Einzug. Giovanni Trapattoni trat seine zweite Amtszeit als Trainer an und brachte Ruggiero Rizzitelli als vermeintlichen Top-Torjäger vom FC Turin mit, der in zwei Spielzeiten bei 60 Einsätzen 30 Mal traf. Doch der Italiener reihte sich nahtlos in die Riege der glücklosen Stürmer ein. In seinem ersten Jahr traf er immerhin noch achtmal in 25 Spielen, in seiner zweiten Saison waren es nur noch vier Treffer bei 20 Einsätzen. 1998 musste Rizzitelli die Bayern wieder verlassen, wechselte zum FC Piacenza und verschwand in der Versenkung.

Ali Daei: In seiner iranischen Heimat war Ali Daei bereits ein Superstar, als er 1997 in die Bundesliga zu Arminia Bielefeld wechselte. Dort genügte ihm eine gute Saison mit sieben Toren in 25 Spielen, um das Interesse des FC Bayern auf sich zu ziehen. Folglich wechselte er 1998 an die Isar. Und obwohl seine Quote in München mit sechs Toren in 23 Bundesliga-Spielen besser war als die in Bielefeld, packte Daei nach nur einem Jahr die Koffer. Gegen seine Sturm-Konkurrenten Giovane Elber und Carsten Jancker konnte er sich nie durchsetzen. Daei ging für drei Jahre zu Hertha BSC, kehrte anschließend in Iran zurück.

Vahid Hashemian: Das Gerücht hielt sich hartnäckig: Der FC Bayern soll Vahid Hashemian 2004 nur deshalb verpflichtet haben, damit ihn kein Konkurrent um die Deutsche Meisterschaft bekommt. Denn nach zwei guten Bundesliga-Spielzeiten beim VfL Bochum, in denen der Iraner 26-mal in 66 Spielen traf, waren viele Vereine hinter dem kopfballstarken Angreifer her. Doch mit dem Höhenflug des "Hubschraubers" war es nach nur einem Jahr München wieder vorbei. Neun Spiele, kein einziges Tor. Hashemian wechselte 2005 zu Hannover 96, konnte aber auch dort nie an die Leistungen seiner Bochumer Zeit anknüpfen. In der kommenden Saison läuft er wieder für den VfL auf.

Jan Schlaudraff: Nachdem er mit Aufsteiger Alemannia Aachen eine überraschend starke Hinrunde 2006/07 gespielt hatte, unterschrieb Jan Schlaudraff zur folgenden Saison einen Vertrag beim FC Bayern und schlug ein Angebot von Werder Bremen aus. Zum damaligen Zeitpunkt konnte der 23-Jährige allerdings nicht ahnen, dass die Bayern-Bosse in Sachen Stürmer noch richtig zuschlagen würden. Luca Toni und Miroslav Klose hießen plötzlich seine Kontrahenten im Angriff. Gegen Spieler dieses Kalibers hatte Schlaudraff nie eine Chance. Auf acht Bundesliga-Einsätze (kein Tor) und fünf Regionalligaspiele (ein Tor) brachte es der Stürmer, dann zog er nach nur einer Spielzeit gefrustet einen Schlussstrich unter das Kapitel FC Bayern. In der kommenden Saison versucht er sein Glück bei Hannover 96.

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