Trauerfeier Bewegender Abschied von Robert Enke
Hamburg - Als das Hannover-96-Vereinslied von der "Alten Liebe" erklang, wischten sich Tausende still die Tränen aus den Augen. Die Menschen im Stadion von Hannover 96 standen schweigend auf den Rängen und schauten hinunter auf den Sarg des verstorbenen Nationaltorwarts Robert Enke. "Letzten Sonntag haben wir Robert Enke hier noch spielen sehen, nun ist er nicht mehr unter uns. Die Welt ist nicht im Lot", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff in seiner Rede zum Gedenken Enkes unter Tränen und drückte damit die Fassungslosigkeit, die im Stadion herrschte in Worte aus.
Bei einer bewegenden Trauerfeier haben etwa 35.000 Menschen am Sonntag Abschied von Robert Enke genommen. Mit klassischer Musik und Traueransprachen wurde des Nationaltorwarts gedacht, der sich am Dienstagabend das Leben genommen hatte. Der Sarg Enkes war während der Gedenkfeier im Mittelkreis des Stadions in Hannover aufgebahrt. Darum herum lagen weiße Blumen, Kränze und Trauerflore der Bundesliga-Vereine.
Vor Beginn der Trauerfeier war es lange sehr still in dem großen Rund des Stadions. Die Menschen strömten schweigend zu den Sitzen, viele waren schwarz gekleidet, trugen Schals der Mannschaft, Fahnen und Trikots. Dann betrat die Witwe Teresa Enke das Spielfeld. Sie schritt, umarmt von einer Freundin, über den Rasen zum Mittelkreis. Die Menschen im Stadion erhoben sich und begannen zu applaudieren.

Trauerfeier von Robert Enke: Aufgebahrt in der Arena
DFB-Kapitän Michael Ballack und Nationalmannschaftskollege Per Mertesacker legten zu Beginn der Trauerfeier einen Kranz nieder. Alle Nationalspieler verneigten sich am Holzsarg.
Neben dem DFB-Team um Bundestrainer Joachim Löw gehörten Vertreter zahlreicher Fußball-Verbände, Bundesligisten sowie ausländischer Vereine und Spieler zu den Gästen bei der größten Trauerfeier der deutschen Sportgeschichte. Franz Beckenbauer, der ehemalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann und die OK-Chefin der Frauen-WM 2011, Steffi Jones, waren ebenfalls anwesend. Weitere Gäste waren Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Altkanzler Gerhard Schröder.
"Was Sie durchlitten haben, können wir nur erahnen"
DFB-Präsident Theo Zwanziger appellierte in seiner Rede an die Menschlichkeit und forderte einen Blick über den Sport hinaus. "Denkt nicht nur an den Schein. Denkt auch an das, was in den Menschen ist, an Zweifel und Schwäche", sagte Zwanziger. Alle seien aufgerufen, nach der Trauer das Leben in Maß und Balance mit Fairplay und Respekt zu gestalten. Martin Kind, Vereinspräsident von Hannover 96, würdigte Enke für seine sportlichen Leistungen und hob zudem insbesondere die menschlichen Qualitäten des Torhüters hervor.
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff drückte in seiner Ansprache die Hoffnung auf eine Veränderung in der Gesellschaft aus und würdigte besonders Teresa Enke. "Was Sie durchlitten haben, können wir nur erahnen. Der warmherzige Beifall hat gezeigt, dass wir bei Ihnen sind", sagte Wulff. Für die offenen Worte einen Tag nach dem Tod ihres Ehemannes bei einer im TV übertragenen Pressekonferenz, drückte er ihr seine Hochachtung aus.
Auszüge der Trauerreden zum Gedenken an Robert Enke...
"Wir trauern um einen großartigen Menschen und einen überragenden Sportler", sagte Wulff. "Dass ein begnadeter Ausnahmetorwart, der immer wieder seine Mannschaft vor Niederlagen bewahrt hat, sich dem Leben geschlagen gibt, erschüttert uns alle", so Wulff.
Die Trauergäste erhoben sich anschließend von ihren Sitzen und spendeten langanhaltenden Applaus. Auch Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil wünschte Teresa Enke die Kraft, gemeinsam mit der erst wenige Monate alten Tochter Leila neuen Lebensmut zu finden. "Seit Dienstagabend verharrt Hannover in tiefer Trauer", sagte Weil: "Es ist sehr still in Hannover, aber gleichzeitig ist die Stadt zusammengerückt."
Nach der Andacht von Pfarrer Heinrich Plochg wurde der Sarg Enkes zum Song "The Rose" von Bette Midler und dem Fußball-Kultlied "You'll never walk alone" von Vereinskollegen des Torwarts aus dem Stadion getragen. Tränenreich nahmen die trauernden Zuschauer endgültig Abschied von ihrem Idol.

Verstorbener Robert Enke: Aus Jena in die weite Fußballwelt
Im Anschluss an die Trauerfeier wurde Robert Enke auf dem Friedhof in Empede bei Neustadt am Rübenberge beigesetzt. Hunderte Menschen - darunter viele Kinder und Jugendliche mit Fan-Schals - säumten bei strömendem Regen die Straßen des Dorfes, als die Trauergesellschaft zur Beisetzung fuhr. Die Polizei hatte den Friedhof weiträumig abgesperrt. Nur Familienangehörige, Kollegen und engste Freunde waren zugelassen. Zuvor hatte es eine private Trauerfeier in der Kapelle des Klosters Mariensee gegeben.