Hoffenheims Hoffnungsträger Nagelsmann: Nachwuchstrainer und Trainernachwuchs
Foto: Simon Hofmann/ Bongarts/Getty ImagesDiese Nachricht kommt überraschend: Ab Sommer 2016 wird der 28-jährige Julian Nagelsmann Cheftrainer bei 1899 Hoffenheim und somit der jüngste Bundesliga-Coach der Geschichte. Er erhält einen Dreijahresvertrag. Bis dahin gibt Huub Stevens den Feuerwehrmann, nachdem sich der Klub von Markus Gisdol getrennt hatte. Zur kommenden Saison übernimmt dann Nagelsmann.
Welche Erfahrungen als Trainer hat Nagelsmann vorzuweisen?
Derzeit trainiert er Hoffenheims U19, davor arbeitete er mit der U17 des Klubs und im Nachwuchsbereich von 1860 München. Nagelsmanns größter Erfolg war die A-Junioren-Meisterschaft mit Hoffenheim im vergangenen Jahr, 2015 führte er die Mannschaft ins Finale. In der Rückrunde der Saison 2012/2013 war Nagelsmann zudem interimsmäßig jeweils Co-Trainer in Hoffenheim unter Frank Kramer, Marco Kurz und Markus Gisdol.
Wieso fiel Hoffenheims Wahl auf Nagelsmann?
"Wir wollen in der Nachwuchsarbeit weiter Maßstäbe setzen, das gilt auch für unsere Trainer", erklärte Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. Sportchef Alexander Rosen ergänzte: "Er hat kurz geschluckt, als wir ihn am Samstag kontaktiert haben. Aber dann hat er mutig zugesagt. Julian passt total zu unserem Weg. Wir sind von seiner Qualität und seiner Autorität überzeugt."
Warum ist er im Alter von 28 Jahren kein aktiver Fußballer mehr?
Nagelsmann musste bereits 2008 seine Spielerkarriere aufgrund diverser Verletzungen beenden. Letztlich ausschlaggebend war ein schwerer Knorpelschaden im Knie. "Damit kann man schon spielen, wenn auch nicht schmerzfrei. Und ich hätte mit 40 ein künstliches Knie benötigt", sagte Nagelsmann in einem Interview mit "Spox.com". Zuletzt war der Abwehrspieler für die Augsburger Reserve aktiv.
Wie ging es für Nagelsmann weiter?
In Augsburg wurde er von Thomas Tuchel trainiert. "Er war schon immer sehr wissbegierig und nicht ganz einfach zu handhaben", erinnert sich der heutige BVB-Coach. Nagelsmann hatte, als er seine Karriere beendete, noch einen Vertrag beim FCA und scoutete fortan Gegner für Tuchel. Von ihm kam dann auch der Rat, selbst eine Trainerlaufbahn einzuschlagen. "Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er mich auf die Idee brachte, Trainer zu werden", so Nagelsmann. "Aber er war nicht mein Ziehvater, dafür war unser Verhältnis zu pragmatisch."
Was macht Nagelsmann bis Juli 2016?
Derzeit absolviert er seine Ausbildung zum Fußballlehrer, mit der er voraussichtlich rechtzeitig vor der kommenden Spielzeit fertig ist. Zudem trainiert der 28-Jährige weiter Hoffenheims U19. Seine A-Lizenz hat Nagelsmann mit der Note 1,0 bestanden. Er bezeichnet sich selbst als Perfektionisten. In seiner Zeit als 1899-Co-Trainer bekam er nach eigener Aussage von Torwart Tim Wiese in Anspielung auf eine vergleichbare Akribie den Spitznamen "Mini-Mourinho" verliehen.
Der Portugiese konnte als Spieler übrigens auch keine Erfolge vorweisen. Als 27-Jähriger begann Mourinho 1990 sein erstes Engagement als Co-Trainer in Portugal, ehe er zehn Jahre später Chefcoach bei Benfica Lissabon wurde...
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Huub Stevens soll 1899 Hoffenheim aus dem Tabellenkeller führen. Der Trainer wurde am 26. Oktober 2015 offiziell als Nachfolger von Markus Gisdol vorgestellt.
Gisdol hatte Hoffenheim nach seinem Amtsantritt im April 2013 zum kaum noch für möglich gehaltenen Klassenerhalt geführt. Anschließend gab es zwei solide Spielzeiten. Bei 85 Bundesligaspielen stand Gisdol an der Seitenlinie. Genauso viele waren es auch bei...
...Ralf Rangnick (links). 2008 stieg Hoffenheim mit ihm in die Bundesliga auf. Ende 2010 überwarf sich der Trainer allerdings mit 1899-Mäzen Dietmar Hopp und trat zurück.
Sein Nachfolger wurde im Januar 2011 Marco Pezzaiuoli, der jedoch keinen Erfolg hatte. Er musste nach nur wenigen Monaten wieder gehen.
Zur Saison 2011/2012 übernahm Holger Stanislawski das Team. Der langjährige Coach des FC St. Pauli sollte die TSG endlich in ruhigere Zeiten führen, was allerdings nicht gelang. Stanislawski und Hoffenheim, das passte von Beginn an nicht richtig - nach nur acht Monaten war Schluss.
Nächster Trainer wurde Markus Babbel. Aber auch er bekam das Team nicht in den Griff. 1899 blieb eine Ansammlung teils sehr guter Fußballer, die aber keine Einheit bilden. Im Dezember 2012 musste Babbel gehen.
Frank Kramer hieß die Übergangslösung, nachdem Babbel weg war. Allerdings war frühzeitig klar, dass er nicht Cheftrainer bleiben würde.
Anfang 2013 kam dann Marco Kurz, Trainer Nummer sechs innerhalb von zwei Jahren.
Hoffenheims damaliger Manager Andreas Müller (links) und Kurz waren alte Bekannte. Doch wieder passte es nicht. Am 2. April 2013, 1899 war als Tabellenvorletzter stark abstiegsgefährdet, mussten sogar beide gehen.
Den Gang in die zweite Liga verhinderte Markus Gisdol in der Relegation gegen Kaiserslautern. Er war zwischen 2009 und 2011 für die zweite Hoffenheimer Mannschaft verantwortlich und wurde neuer Chefcoach - der siebte in 27 Monaten.
Alexander Rosen, bis dahin Leiter des Hoffenheimer Nachwuchsleistungszentrum, trat am 2. April 2013 die Nachfolge von Müller an - als "Leiter Profifußball". Am 26. Oktober 2015 bestätigte Rosen die Trennung von Trainer Gisdol.
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