U20-WM Werder-Keeper als Kiffer überführt

Im deutschen Profi-Fußball gibt es erneut einen Dopingfall. Der Bremer Torwart Alexander Walke wurde bei der Weltmeisterschaft der U20-Teams des Dopings überführt - er hatte Cannabis konsumiert. Erst kürzlich war dem Aachener Zweitligaprofi Daniel Gomez die Einnahme verbotener Substanzen nachgewiesen worden.

Hamburg - "Es tut mir unendlich Leid. Ich habe eine Riesendummheit begangen, habe dem DFB, meinem Verein und mir selbst großen Schaden zugefügt. Dafür muss ich jetzt die Konsequenzen tragen", wurde Walke auf der Werder-Homepage zitiert. Im Urin des 20-Jährigen waren 34,9 Nanogramm Tetrahydrocannabinol pro Milliliter festgestellt worden, der Grenzwert liegt bei 15,0.

Die gefundene Substanz gehört zu den Cannabis-Metaboliten, Cannabis wiederum zählt zur Gattung der Hanfgewächse. Aus der Pflanze wird Haschisch oder Marihuana gewonnen. Wann genau Walke das Mittel zu sich genommen hatte, das zur positiven Dopingprobe führte, ist nicht bekannt. Der Bremer Jungkeeper war bei der U20-WM in den Vereinigten Arabischen Emiraten nach dem Spiel gegen die USA (3:1) am 2. Dezember getestet worden. Der DFB, Werder und Walke, der bis auf weiteres für alle nationalen und internationalen Spiele gesperrt ist, wollen auf eine Öffnung der B-Probe verzichten.

Der Fall Walke wird innerhalb von 30 Tagen von der Fifa-Disziplinarkommission verhandelt. Der Fußball-Weltverband sieht bei Ersttätern in Dopingfällen eine Einzelfallprüfung vor und spricht keine automatischen Zweijahressperren wie in anderen Sportarten aus. "Das ist der erste Dopingfall in einem Fifa-Wettbewerb seit zehn Jahren", sagte Fifa-Generalsekretär Urs Linsi. Bei der Fußball-WM 1994 den USA war Diego Armando Maradona positiv auf Ephedrin getestet worden und anschließend für 15 Monate gesperrt worden.

Werder Bremen suspendiert Walke nicht

Nach der Fifa wird sich der DFB mit dem Dopingfall befassen. In einer Pressemitteilung verurteilte der nationale Fußballverband das Verhalten des Spielers. Das Ergebnis sei "unverständlich", weil Walke wie alle anderen Nationalspieler während der WM vom DFB-Arzt mehrfach auf die Dopingregeln hingewiesen worden sei.

Die Bremer erklärten, dass sie Walke nicht suspendieren werden. "Dem Kader des SV Werder wird er weiter angehören. Der Verein sieht sich in der Pflicht, den Spieler in dieser Situation zu unterstützen, und hat ihm eine Beratung zur Seite gestellt", ließ der Club verlauten. Walke, einst Spieler bei Eintracht Oranienburg und Energie Cottbus, hatte alle Spiele der deutschen U20-Mannschaft bestritten, die nach den beiden 0:2-Niederlagen gegen Südkorea und Paraguay bereits in der Vorrunde gescheitert war. Beim SV Werder ist Walker hinter Andreas Reinke und Pascal Borel der dritte Torwart, er spielt regelmäßig für die Regionalliga-Amateure des Clubs.

Tanko und Lanzaat wegen Kiffens gesperrt

Im deutschen Profi-Fußball hatte es bislang zwei vergleichbare Fälle gegeben. Der damalige Dortmunder und heutige Freiburger Ibrahim Tanko war am 29. November 2000 beim DFB-Pokalspiel zwischen Schalke und dem BVB (2:1) Marihuana-Konsum nachgewiesen worden. Das DFB-Sportgericht sperrte den Ghanaer für vier Monate und verurteilte den Stürmer zu einer Geldstrafe von 7500 Euro. Der BVB löste damals den Vertrag mit Tanko unverzüglich auf. Der Gladbacher Quido Lanzaat, heute beim Zweitligisten Aachen unter Vertrag, wurde für drei Monate gesperrt. Dem Niederländer war nach dem Hallenpokalfinale 2000 Haschisch-Konsum nachgewiesen worden.

Erst vor wenigen Wochen hatte es den zehnten Dopingfall im deutschen Fußball gegeben. Der Aachener Daniel Gomez war nach dem 2:0-Sieg der Alemannia gegen Arminia Bielefeld am 9. November positiv auf den Kortison-Wirkstoff Methylprednisolon getestet worden. Eine Sportgerichts-Entscheidung steht noch aus. In den bisherigen neun Dopingfällen waren sieben Sperren ausgesprochen worden. Zwei Spieler waren nicht bestraft worden, weil sie die unerlaubten Substanzen nicht vorsätzlich eingenommen hatten.

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