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Attacke auf Tottenham-Fans: Ein Bild der Verwüstung

Foto: GABRIEL BOUYS/ AFP

Angriff auf Tottenham-Fans Polizei ermittelt wegen Mordversuchs aus Judenhass

Mehr als zwei Dutzend Maskierte fielen über die Fußball-Fans her, mitten in Rom, es gab mehrere Verletzte: Nach der Attacke auf Anhänger des Clubs Tottenham Hotspur durch Ultras von Lazio und AS Rom ermitteln die Behörden wegen versuchten Mordes. Der Überfall war offenbar antisemitisch motiviert.

Hamburg - Der brutale Überfall auf Fans des englischen Fußball-Clubs Tottenham Hotspur in Rom am Mittwochabend hatte offenbar einen antisemitischen Hintergrund. Die Polizei nahm zwei Ultras des AS Rom fest. Sie sollen den blutigen Überfall zusammen mit Ultras von Lazio Rom geplant haben. Wie die "Gazzetta dello Sport" berichtet, wird ihnen versuchter Mord vorgeworfen. Insgesamt werde gegen 15 Personen ermittelt.

Laut den italienischen Behörden war die Attacke vor der Europa-League-Partie zwischen Lazio Rom und Tottenham (0:0) in einem Lokal am Campo de Fiori kein üblicher Zwischenfall mit radikalen Lazio-Fans. Vielmehr habe es sich um einen gezielten antisemitischen Angriff verschiedener römischer Gruppen auf die Tottenham-Anhänger gehandelt, unter denen sich auch zahlreiche Fans jüdischen Glaubens befinden.

Lazio-Präsident Claudio Lotito sagte, dass der Club und seine "echten Fans" nichts mit dem Übergriff zu tun hatten. Er verurteilte die Attacke ebenso aufs Schärfste wie Italiens Fußballverbands-Präsident Giancarlo Abete und Roms Bürgermeister Gianni Alemanno. "Das war ein schrecklicher Überfall einer Bande von Verrückten und Kriminellen", sagte Alemanno. Er kündigte an, dass die Stadt in einem Prozess gegen die Angreifer als Nebenkläger auftreten werde.

In der Nacht vor dem Spiel hatte eine Gruppe von rund 30 maskierten Gewalttätern die Tottenham-Anhänger im Lokal The Drunken Ship in der Innenstadt von Rom überfallen. Die Angreifer verletzten zehn Fans, ein Engländer musste wegen mehrerer Stichwunden behandelt werden. Er schwebt nach Angaben der Ärzte aber nicht in Lebensgefahr. Insgesamt wurden sieben Verletzte in Krankenhäuser eingeliefert, das Lokal wurde verwüstet.

Bereits im Hinspiel rassistischer Eklat

Lazio Rom muss mit einer Strafe der Europäischen Fußball-Union (Uefa) rechnen, weil es auch während des Spiels im Olympiastadion zu antisemitischen Vorfällen gekommen ist. Lazio-Anhänger skandierten "Juden Tottenham, Juden Tottenham". Zudem wurde ein Banner enthüllt mit der Aufforderung: "Befreit Palästina".

Bereits beim Hinspiel zwischen Tottenham und Lazio war es zu einem Eklat gekommen. Mitgereiste Lazio-Anhänger hatten während der Partie in London die dunkelhäutigen Tottenham-Profis Jermain Defoe, Aaron Lennon und Andros Townsend rassistisch beleidigt. Laut Berichten englischer Medien waren mehrfach "Affenlaute" zu hören.

Die Anhänger von Lazio Rom waren in der Vergangenheit schon öfter mit rassistischen oder fremdenfeindlichen Beleidigungen aufgefallen. Tore des Vereins werden schon mal mit "Duce, Duce"-Rufen gefeiert, mit dem sie den faschistischen Diktator Benito Mussolini hochleben lassen. Auch Hakenkreuzflaggen hissten sie schon.

mib/dpa
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