Uefa Cup Bremen und Hamburg souverän, Diego und Trochowski überragend
Hamburg - Im DFB-Pokal-Halbfinale treffen beide Teams schon aufeinander, und nach den Viertelfinal-Hinspielen des Uefa Cups ist auch ein internationales Wiedersehen vom Hamburger SV und Werder Bremen nicht unwahrscheinlicher geworden. Die Bundesligisten setzten sich jeweils zu Hause 3:1 gegen ihre Gegner aus Manchester sowie Udine durch und träumen weiter vom Cup.

HSV-Spielmacher Trochowski: Tor erzielt, Tor vorbereitet
Foto: Getty ImagesDer Hamburger SV musste in seiner Partie gegen Manchester City schon nach 36 Sekunden den Gegentreffer durch Stephen Ireland hinnehmen - setzte sich am Ende dank einer klasse Vorstellung noch souverän 3:1 (1:1) gegen die Millionentruppe durch. "Das 0:1 war ein herber Schlag, da bin ich kurz erschrocken und habe gedacht: Sind die wirklich so gut? Aber danach haben wir das sehr gut gemacht. Leider waren wir nicht selbstbewusst genug im Abschluss", sagte HSV-Trainer Martin Jol.
Verteidiger Joris Mathijsen (9.) glich den Rückstand per Kopf nach einer Ecke von Piotr Trochowski aus. Der Nationalspieler war es dann, der per Handelfmeter in der 63. Minute selbst für die Führung sorgte, ehe der zuvor eingewechselte Paolo Guerrero (78.) vor 50.500 Zuschauern zur Entscheidung traf.
Die Partie hätte aus HSV-Sicht kaum ungünstiger beginnen können. Ireland spielte einen langen diagonalen Ball auf 36-Millionen-Euro-Einkauf Robinho, der in diesem Jahr noch torlose Brasilianer tanzte Mathijsen und Collin Benjamin aus und legte auf den nach vorne geeilten, ungedeckten Ireland. Mit rechts schob der irische Nationalspieler den Ball ins Netz. Im Gegensatz zu den Bayern, bei deren 0:4-Debakel in Barcelona am Abend zuvor, brachen die Hamburger aber nicht auseinander.
Ganz im Gegenteil. Schon acht Minuten später traf der Bundesliga-Zweite zum Ausgleich. Zuerst waren noch der ins Team zurückgekehrte Mladen Petric (5.) und Michael Gravgaard (8.) an Manchester-Torwart Shay Given gescheitert. Dann war auch der irische Auswahlkeeper bei Mathijsens Kopfball chancenlos. Und die offensiv ausgerichteten Hamburger, die zuletzt zehn Siege in 14 Pflichtspielen gefeiert hatten, blieben aggressiv. Trochowski scheiterte aber zweimal an dem herausragenden Given (19./44.), Jonathan Pitroipa mit einem Kopfball-Heber an der Latte - und Ivica Olic zielte mit einem akrobatischen Seitfallzieher etwas zu hoch (44.).
Deutlich wurde aber auch, dass mit den technisch starken Gästen, die sich für 28 Millionen Euro binnen eines halben Jahres die Dienste des derzeit verletzten Vincent Kompany und des im Uefa-Pokal für ManCity nicht spielberechtigten Nigel de Jong von den Hamburgern gesichert hatten, zumindest in der ersten Hälfte immer zu rechnen war. So wie nach einer knappen halben Stunde, als Rost in höchster Not gegen Craig Bellamy rettete.
Vom Schwung der ersten Halbzeit war nach dem Seitenwechsel erstmal nicht mehr viel zu sehen - nach einem zehnminütigen Durchatmen drehten die Hamburger aber wieder auf: Zuerst rettete Shaun Wright-Philipps kurz vor der Linie, dann traf Trochowski per Elfmeter nach klarem Handspiel von Micah Richards. Und der HSV drängte auf den dritten Treffer, den Guerrero dann erzielte. "Ich hätte gerne noch ein viertes Tor gehabt. Ein 3:1 ist gefährlich, wenn die wieder so ein frühes Tor machen, wird es sehr schwer", so Jol. Gästecoach Mark Hughes gab sich nach dem Spiel noch nicht geschlagen. "1:3 ist ein schwieriges Ergebnis, aber wir sind sicher noch nicht ausgeschieden." Sein Team habe gezeigt, "dass wir dem HSV in der Abwehr Probleme bereiten können. Dieses Duell ist ganz sicher noch nicht vorbei."
Zuletzt hatte der HSV 1983 in einem Europapokal-Halbfinale gestanden: Damals gewann der in diesem Jahr noch im DFB-Pokal vertretene und um die deutsche Meisterschaft kämpfende Club am Ende sogar den Landesmeister-Pokal.
Diego trifft doppelt beim Werder-Sieg

Werder-Spielmacher Diego: Zwei Tore zum Sieg
Foto: Getty ImagesDank Diego kann auch Werder Bremen mit dem Halbfinale planen. Vor 32.548 Zuschauern im Weserstadion erzielte der Brasilianer zwei Treffer zum 3:1 (1:0)-Erfolg gegen Udinese (34./67. Minute), Hugo Almeida (69.) traf zum zunächst perfekten Ergebnis, das allerdings durch eine Nachlässigkeit in der Abwehr drei Minuten vor dem Ende durch Fabio Quagliarella noch zu Ungunsten der Bremer geändert wurde.
Die Bremer wollten gegen den Tabellen-14. der Serie A dort anknüpfen, wo sie am Sonntag beim 4:1 gegen Hannover aufgehört hatten. Doch zunächst erwies sich die Abwehr der Italiener als unüberwindlich, auch weil Werder im Spielaufbau zu viele Fehler unterliefen und in Strafraumnähe zu umständlich kombiniert wurde. Lediglich Naldo traf mit einem 30-Meter-Schuss die Latte. Dann brachte ein entschlossener Antritt von Diego die Gastgeber im dritten Europapokal-Duell der Saison gegen einen italienischen Club in Führung.
"Wir haben nach vorne lange Zeit nicht so druckvoll gespielt, erst nach dem 1:0 lief es besser", kommentierte Werder-Manager Klaus Allofs die lange Anlaufzeit seiner Mannschaft. 75 Sekunden nach Wiederbeginn stockte dem Werder-Sportdirektor ebenso wie den Bremer Anhängern der Atem, als Quagliarella plötzlich frei vor Tim Wiese auftauchte, den Ball aber am Werder-Schlussmann und auch um Zentimeter am Gehäuse vorbei lupfte. Udines wendiger Stürmer war für Per Mertesacker und Naldo in der Innenverteidigung eigentlich immer eine Gefahr - doch der Angreifer fand in der 55. und 59. Minute in Wiese seinen Meister.
"Der Gegner war relativ oft vor unserem Tor, mit guten Möglichkeiten. Das hätten wir verhindern müssen. Auf der anderen Seite haben wir auch drei Tore erzielt. Es war ein völlig unnötiger Gegentreffer. Da waren wir nicht nur lässig, sondern nachlässig", sagte Werder-Trainer Thomas Schaaf.
Danach fand die Elf von Thomas Schaaf wieder zu ihrem Rhythmus, zog das Tempo an und sorgte mit einem Doppelschlag für die Entscheidung. Nach Zuspiel von Özil tanzte Diego im Strafraum einen Gegenspieler aus und schlenzte den Ball mit viel Übersicht in den Torwinkel, dann lief Almeida nach Pass von Sebastian Boenisch Udines Abwehr auf und davon und schloss sein Solo mit einem plazierten Flachschuss in die Ecke zum 3:0 ab. Von einem sicheren Halbfinal-Platz wollte Trainer Schaaf aber nach Ende der Partie noch nichts wissen: "Wir haben letztendlich erst ein Spiel gehabt und müssen deshalb hochkonzentriert in das zweite Spiel gehen. Das Gute, was man dem Gegentor abgewinnen kann, ist, dass wir wach sein müssen."