Uefa-Supercup Barça gewinnt Torfestival gegen Sevilla
Der FC Barcelona zeigte sich eine Stunde lang in guter Frühform, offenbarte dann in der Defensive aber große Schwächen. Der Titelverteidiger der Champions League hat in Tiflis gegen den FC Sevilla trotzdem den Uefa-Supercup 5:4 (3:1, 4:4) nach Verlängerung gewonnen. Wie 2009 unter Josep Guardiola will Barça in dieser Saison alle sechs möglichen Vereinstitel gewinnen - das Sextuple ist weiterhin möglich.
Sevilla ging durch Éver Banega früh in Führung (3. Minute), die Katalanen schlugen in Person von Lionel Messi prompt doppelt zurück (7./16.). Nach den Toren von Rafinha (44.) und Luis Suárez (52.) schien das Spiel entschieden, aber Barça wirkte in der Folge unkonzentriert und ließ Treffer von José Antonio Reyes (57.), Kevin Gameiro (72./Foulelfmeter) und Jewhen Konopljanka (81.) zu. In der Verlängerung erzielte der eingewechselte Pedro das entscheidende Tor (115.).
Bei Barcelona fehlte der an Mumps erkrankte Neymar genauso wie der verletzte Außenverteidiger Jordi Alba und die beiden noch nicht spielberechtigten Zugänge Arda Turan und Aleix Vidal. Europa-League-Sieger Sevilla ist anderthalb Wochen vor Saisonstart der Primera División noch auf der Suche nach einer zufriedenstellenden Ersatzlösung für den zum AC Mailand gewechselten Torjäger Carlos Bacca - gegen Barça hieß die Idee nicht Ciro Immobile. Der Italiener, der vor dem Spiel mit kritischen Äußerungen gegen Ex-Klub Borussia Dortmund für Aufsehen gesorgt hatte, saß zunächst auf der Bank.
Messi gewinnt das Freistoß-Wettschießen
Für die frühe Führung brauchten die Andalusier aber keinen Stürmer - stattdessen profitierte Sevilla von einer zweifelhaften Schiedsrichter-Entscheidung. Javier Mascherano spielte an der Strafraumgrenze gegen Reyes den Ball, William Collum entschied trotzdem auf Freistoß. Der Argentinier Éver Banega trat an, lupfte den Ball über die nicht hoch springende Mauer und Barças Torhüter Marc-André ter Stegen war machtlos (3.). Der Ex-Gladbacher bekam den Vorzug vor Claudio Bravo, eine Entscheidung über den Stammplatz in Barcelonas Tor steht allerdings noch aus.
Der frühe Rückstand beeindruckte den Champions-League-Sieger - und vor allem Messi - nicht. Nach einem Foul an Sturmkollege Suárez machte es der Superstar seinem Landsmann Banega nach, Messi löffelte einen Freistoß nach zwei Schritten Anlauf unhaltbar für Torwart Beto in den rechten Winkel (7.). Deutlich schlechter sah der Portugiese bei Messis zweitem Freistoß aus, der Schuss aus 24 Metern war trotz der Einbeziehung des Innenpfostens haltbar (16.).
Mit dem Führungstor hatte Barça das Spiel dann im Griff. Schon in der 29. Minute hätte ein Tor von Suárez für die vermeintliche Vorentscheidung sorgen müssen, Schiedsrichter Collum lag mit seiner Abseitsentscheidung erneut falsch. Kurz vor dem Seitenwechsel fiel der dritte Treffer dann aber doch: Suárez scheiterte zunächst freistehend an Beto, behielt beim Abpraller aber die Übersicht und bediente Rafinha mit einem Querpass durch die Beine von Michael Krohn-Dehli. Der Bruder von Bayern-Spieler Thiago traf aus fünf Metern (44.).
Sevilla gleicht aus
Die zweite Halbzeit begann für Sevilla ähnlich bescheiden, wie die erste zu Ende gegangen war. Benoît Trémoulinas spielte vor dem eigenen Strafraum einen schlimmen Fehlpass, Sergio Busquets spielte direkt auf Suárez und der Uruguayer schob unbedrängt ein (52.). Doch auch Barcelona offenbarte Schwächen, nach einem Ballverlust von Messi konnte Reyes einen Konter freistehend im Tor unterbringen (57.).
Der Favorit wollte das Ergebnis nun verwalten, stellte sich dabei aber sehr ungeschickt an. Alba-Vertreter Jérémy Mathieu foulte im Strafraum Vitolo, den berechtigten Elfmeter verwandelte Gameiro sicher (72.). Sevilla glaubte wieder an sich - und der für Gameiro gekommene Immobile (80.) bereitete nach einem harschen Fehler von Marc Bartra den Ausgleich des ebenfalls eingewechselten Jewhen Konopljanka vor (81.).
In der Verlängerung scheuten beide Teams das Risiko, auch die Kräfte schwanden zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison zusehends. Fünf Minuten vor dem Schlusspfiff brachte ein weiterer Freistoß die endgültige Entscheidung. Messi traf aus 18 Metern zunächst in die Mauer, den Nachschuss des Argentiniers wehrte Beto zu kurz ab und Pedro schoss den Abpraller aus kurzer Distanz unter die Latte (115.).
Während die Andalusier nun zehn Tage Zeit haben, sich auf den Saisonstart in Spanien vorzubereiten, stehen für Barça bis dahin zwei weitere Pflichtspiele auf dem Programm. Im spanischen Supercup reisen die Katalanen am kommenden Freitag (22 Uhr) zum unterlegenen Pokalfinalisten Athletic Bilbao, das Rückspiel wird am 17. August im Camp Nou angepfiffen. Dann könnte schon der zweite von sechs möglichen Titeln gewonnen sein.