Fußball-WM 2018 in Russland Berater Radmann soll Beckenbauers Stimme zum Kauf angeboten haben

Beckenbauer und sein Berater Radmann im Jahr 2008
Foto: Ursula Düren/ DPAFranz Beckenbauer rückt erneut in den Mittelpunkt einer Skandalgeschichte. Diesmal geht es nicht um das deutsche Sommermärchen, die Fußball-WM 2006, und eine bis heute ungeklärte Millionenzahlung nach Katar, sondern um die Vergabe der WM 2018 an Russland im Jahr 2010.
Hinweise darauf, dass Beckenbauer, der damals im Fifa-Exekutivkomitee saß und mitentschied, seine Stimme an Russland verkauft haben könnte, gab es bereits im Buch "The Ugly Game" britischer Journalisten. Beckenbauer hat dies dementiert.
Nun aber sind auf der russischen Internetseite "The Insider" erstmals E-Mails aus russischer Quelle aus der Bewerbungsphase aufgetaucht , die den Verdacht untermauern. Sie enthalten ein offenbar vom russischen Bewerbungsteam zusammengestelltes Faktenbuch über alle Mitglieder des Exekutivkomitees.
Darin heißt es zu Beckenbauer, sein Berater und Intimus Fedor Radmann biete die Stimme von Beckenbauer zum Kauf an. In weiteren E-Mails wird ausgeführt, für drei Millionen Euro vorab und weitere 1,5 Millionen bei einem Zuschlag für Russland gehöre die Stimme Beckenbauers dem russischen Team für die WM 2018. Tatsächlich sicherte sich Russland den Zuschlag und setzte sich am Ende gegen Spanien und Portugal sowie Belgien und die Niederlande durch. Auf eine aktuelle Anfrage des SPIEGEL hat der 74 Jahre alte Beckenbauer nicht reagiert. Die Abstimmungen sind geheim, Beckenbauer hat sich nie dazu geäußert, wie er abgestimmt hat.
"Gewünscht ist ein Treffen in Moskau"
Die nun aufgetauchten Mails stammen aus einem offenbar gehackten Mail-Account von Sergej Kapkow, Ex-Fußball-Funktionär und Vertrauter des Oligarchen Roman Abramowitsch. Sie wurden von einer Enthüllungsplattform namens Black Mirror der als seriös geltenden Seite "The Insider" übermittelt. Diese will die Authentizität der Mails überprüft und zum Schluss gekommen sein, dass sie echt sind.
In dem Faktenbuch, das Alexander Dschordschadse, Funktionär des russischen WM-Bewerbungskomitees, 2010 für den damaligen russischen Vizepremier Igor Schuwalow erstellt habe, heißt es demnach zu Beckenbauer wörtlich: "Früher hat er die Kandidatur Englands unterstützt. Aber nach unseren Kontakten mit den Beratern der australischen Bewerbung bekamen wir die Information über die Bereitschaft von FB, die Bewerbung Russlands zu unterstützen. Gewünscht ist ein Treffen in Moskau mit den höchsten Führern der Bewerbung. Der Berater Beckenbauers, Fedor Radmann, bietet dessen Stimme an für eine großzügige Gegenleistung für seine Beraterdienste."
2012 erhielt Beckenbauer einen Vertrag als Sportbotschafter, abgeschlossen zwischen Beckenbauers Vermarktungsfirma und dem Verband russischer Gasproduzenten. Radmanns Anwalt Norbert Scharf wies die Behauptung, er habe die Stimme von Beckenbauer feilgeboten, auf Anfrage als falsch zurück.