Verspätete Dopingprobe DFB schont Spieler, klagt Hoffenheim an
Hamburg - "Das Verfahren gegen Ibertsberger und Janker ist zunächst einzustellen, weil der Tatbestand der Weigerung beziehungsweise Versäumnis einer Dopingkontrolle nach Aufforderung ihnen nicht nachgewiesen werden kann", hieß es in der Mitteilung des DFB. "Da fällt mir aber eben ein Stein vom Herzen, dass die Jungs da nicht etwas ausbaden müssen", sagte Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp.

Profis Janker, Ibertsberger: Keine Sperre durch den DFB
Foto: DPANach den bisherigen Ermittlungen des DFB-Kontrollausschusses hätten die beiden Spieler "nicht schuldhaft" gegen die Rechts- und Verfahrensordnung des DFB und die Anti-Doping-Richtlinien des DFBund des Fifa-Anti-Doping-Reglements verstoßen, teilte der Verband weiter mit - und erklärte: "Sollten sich nach der mündlichen Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht aber neue, bislang nicht bekannte Schuldvorwürfe gegen Ibertsberger und Janker ergeben, wird der DFB-Kontrollausschuss umgehend das Verfahren gegen die beiden Spieler wieder aufnehmen."
DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte nach der Bekanntgabe der Entscheidung."Wir haben den Sachverhalt akribisch untersucht und transparent aufgedeckt. Das steht für unsere Glaubwürdigkeit. Es ist wichtig, dass Dopingvergehen nicht bagatellisiert werden."
Der Kontrollausschuss werde jedoch Anklage gegen 1899 Hoffenheim und den Dopingbeauftragten des Vereins, Peter Geigle, beim DFB-Sportgericht erheben und eine mündliche Verhandlung beantragen, hieß es in der Mitteilung. "Der Hoffenheimer Dopingbeauftragte Peter Geigle hatte es versäumt, Ibertsberger und Janker unmittelbar nach Spielende über deren Auslosung zur Dopingkontrolle zu informieren. Geigle wusste seit der 75. Spielminute, dass Ibertsberger und Janker gemäß den Anti-Doping-Richtlinien nach der Begegnung von ihm direkt vom Spielfeld in den Doping-Kontrollraum zu führen waren", teilte der DFB mit.
Dieser Verpflichtung sei der Hoffenheimer Dopingbeauftragte jedoch laut DFB nicht nachgekommen: "Geigle erklärte, dass er die Benachrichtigung der Spieler über die Auslosung nach dem Ende der Partie vergessen habe. Er habe lediglich beim Jubeln nach dem Schlusspfiff auf dem Spielfeld den Hoffenheimer Mannschaftsarzt Dr. Beks mit den roten Formularen mit der schriftlichen Aufforderung zur Dopingkontrolle in den Händen gesehen und sei daher davon ausgegangen, dass sich Dr. Beks um den Ablauf der Dopingkontrolle kümmere. Dieser war seinerseits allerdings der Meinung, dass die beiden Spieler bereits von Peter Geigle informiert waren."
Der Vorsitzende der Anti-Doping-Kommission des DFB, Rainer Koch, kommentierte diesen Ablauf am Freitag so: "Das war keine ordnungsgemäße Dopingprobe, sondern eher eine Alibi-Veranstaltung. Ich denke, dass dieser Fall für alle Beteiligten eine pädagogische Wirkung haben wird." Die Abwehrspieler Ibertsberger und Janker waren nach der Partie in Mönchengladbach am 7. Februar schließlich mit zehnminütiger Verspätung zur Dopingkontrolle erschienen, obwohl die Regeln vorsehen, dass sie unmittelbar nach Spielende zur Urinabgabe gehen müssen.
Rangnick hatte erklärt, es sei auch bei anderen Clubs üblich, dass sich die Spieler erst in der Kabine umziehen könnten, statt direkt nach dem Abpfiff zur Kontrolle zu gehen. Dem widersprachen die Verantwortlichen mehrerer anderer Bundesligisten.
Hoffenheim droht bei Feststellung eines Verstoßes gegen die Anti-Doping-Richtlinien des DFB eine Geldstrafe bis zu 150.000 Euro, bei "Annahme eines schwerwiegenden Falles" kann es laut Verband sogar zur "Aberkennung von Punkten" kommen. Zudem werde der Kontrollausschuss beim DFB-Sportgericht beantragen, den Einspruch von Borussia Mönchengladbach gegen die Wertung des Spiels gegen Hoffenheim (1:1) mit den Verfahren gegen den Aufsteiger und dessen Dopingbeauftragten zu verbinden.
Die Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) begrüßte die Entscheidung des Kontrollausschuss: "Wir haben von Anfang an gesagt, dass die Spieler nicht für die Fehler des Clubs büßen dürfen", sagte VDV-Präsident Florian Gothe am Freitag.
DFB zieht Konsequenzen für Kontrollsystem
Die Anti-Doping-Kommission des DFB hat sofortige personelle Konsequenzen aus dem Fall Hoffenheim und die Einführung eines "Chaperon"-Systems beschlossen. Dies teilte der DFB am Freitag nach einer Sondersitzung der Kommission unter Leitung von DFB-Vizepräsident Koch mit.
So wird der beim Spiel zwischen Mönchengladbach und Hoffenheim eingesetzte Doping-Kontrollarztes und sein Assistent bis zur vollständigen Klärung des Vorfalles vor dem DFB-Sportgericht suspendiert.
Zudem beschloss die Kommission einen Antrag an das DFB-Präsidium auf baldmöglichste Einführung eines "Chaperon"-Systems. Dabei unterstützen -wie im Radsport - neutrale Hilfspersonen die Doping-Kontrollärzte bei Wettkampfkontrollen und sorgen dafür, dass ein Spieler sofort nach dem Schlusspfiff zur Dopingkontrolle geht.
Gleichzeitig wurde die Einberufung einer Sondersitzung mit den Managern und Dopingbeauftragten der Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga sowie der DFB-Doping-Kontrollärzte beschlossen.
Die Anti-Doping-Kommission stellte laut DFB fest, dass "die beiden Hoffenheimer Spieler Andreas Ibertsberger und Christoph Janker entgegen den eindeutigen Bestimmungen der Anti-Doping- Richtlinien nach Spielende unbeobachtet in ihre Umkleidekabine gelangen und sich dort einige Minuten ohne Aufsicht aufhalten konnten", hieß es in einer Erklärung.
Diese mangelnde Kontrolle sei ein "schwerer Pflichtenverstoß" von 1899 Hoffenheim. Dem Doping-Kontrollarzt warf die Kommission ebenfalls eine "schwere Pflichtverletzung" vor, "weil er gegen die Vorschrift handelte, als er den Weg der Profis vom Spielfeld in den Kontrollraum nicht überwachte, sondern im Kontrollraum auf diese wartete". Der Kommissions-Vorsitzende Koch sagte: "Solche Fehler dürfen sich aus Sicht von DFB und DFL nicht mehr wiederholen."