Die Ausgangslage: Man konnte sich in den Vortagen nicht retten vor Vokabeln der Art von "irre", "Wahnsinn", "Drama", "irrer Drama-Wahnsinn", "wahnsinniges Irrsinns-Drama", "wahnsinniger Wahnsinns-Wahnsinn". Mal ganz rational betrachtet: Vor dem letzten Spieltag konnten noch sechs Teams absteigen. In der Reihenfolge der Unwahrscheinlichkeit Hertha BSC, SC Freiburg, Hannover 96, VfB Stuttgart, Hamburger SV und der SC Paderborn.
Das Endergebnis: Bot letztlich das denkbar unspektakulärste Szenario. Die Bundesliga-Veteranen aus Stuttgart und Hamburg bleiben (vorerst) drin, die Underdogs SC Freiburg und SC Paderborn müssen direkt runter. Beide verloren ihre Abstiegsduelle in Hannover (1:2) und gegen den VfB (1:2). Der HSV sitzt nach einem 2:0 über Schalke 04 im Wartezimmer der Relegation.
Die erste Halbzeit: Das Drehbuch war ganz nach dem Rat des Journalismus-Altmeisters Wolf Schneider angelegt: Mit einem Erdbeben beginnen und dann langsam steigern. Schon nach drei Minuten lagen Paderborn und Hannover in Führung, was das denkbar spektakulärste Szenario beinhaltete: VfB und HSV direkt runter. Mit dem Stuttgarter Ausgleich nach einer halben Stunde legte sich die Aufregung wieder etwas. Der HSV und Schalke spielten derweil das, was sie am besten können: Eine Partie ohne Torchancen und Höhepunkte.
Die zweite Halbzeit: Diesmal hatte der HSV seinen Wolf Schneider gelesen. Frühes 1:0 gegen Schalke, was bei den Nicht-HSV-Anhängern bei Twitter einen Shitstorm über die Königsblauen auslöste, die, so die recht einhellige Meinung, "zu gar nichts zu gebrauchen sind". Zu gar nichts zu gebrauchen waren dann auch die Bemühungen der Freiburger und Paderborner. Der SCP kassierte noch das 2:1 der Stuttgarter durch Daniel Ginczek, Freiburg das 0:2 durch Jimmy Briand. Der Anschluss durch Nils Petersen änderte nichts mehr am direkten Freiburger Abstieg.
Der entscheidende Spieler: Was täte der VfB ohne Daniel Ginczek? Der Angreifer war über Monate verletzt ausgefallen. Seit er zurück ist, schießen die Stuttgarter wieder Tore. Und zwar die wichtigen, die am Ende zum Klassenerhalt gereicht haben. Er trug mit dazu bei, dass der VfB am Ende der fußballerisch beste Fast-Absteiger seit Langem wurde.
Die entscheidende Szene: Lieferte HSV-Verteidiger Johan Djourou mit der Vorarbeit zum 1:0-Führungstreffer der Hamburger. Der Schweizer leitete einen Eckball in Ermangelung anderer gerade zur Verfügung stehender Körperteile einfach mit dem Hintern weiter zu Ivica Olic. Und dass der Kroate noch einmal ein Tor für den Hamburger SV macht, gehört nach dieser Rückrunde auch zu den unglaublichen Geschichten des Saisonfinales.
Der Trainer des Abstiegskampfs: Eindeutig VfB-Coach Huub Stevens. Der Niederländer stand vor zwei Monaten eigentlich schon vor der Ablösung, und den Namen des Nachfolgers Alexander Zorniger kennt in Stuttgart mittlerweile jedes Kind. Aber die VfB-Führung hielt wider alle Marktmechanismen die Nerven im Zaum und an Stevens fest. Und hat sich damit belohnt. VfB-Sportdirektor Robin Dutt hat in den vergangenen Jahren das Lob nicht mit dem Scheffel kassiert. Von daher darf man ihn auch mal positiv herausstreichen.
Funfact zur Relegation: Der Hamburger SV kann theoretisch auf den SV Darmstadt, den 1. FC Kaiserslautern und den Karlsruher SC treffen. HSV-Coach Bruno Labbadia kann das im Grunde egal sein. Er kennt sich bei jedem der Klubs aus: Labbadia hat bei allen drei Vereinen gespielt.
Die Erkenntnis: Alle Nachrufe, alle historischen Foto-Galerien, alle Witze über die HSV-Uhr und die fußballerischen Fähigkeiten von Hamburgs Innenverteidiger Heiko Westermann müssen erst einmal wieder in die Schublade. Und werden zur Relegation wieder herausgeholt. Selbst der am Samstag gesperrte Rafael van der Vaart kommt dadurch noch zu seinem Abschiedsspiel. Die Uhr, sie tickt noch. Leise, aber sie tickt.
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Hannover Freiburg In Hannover hatten beide Teams eigentlich eine gute Ausgangsposition: Mit einem Remis wären Hannover und Freiburg jedenfalls nicht direkt abgestiegen. Die 96er hätten aber in die Relegation gemusst.
Dass dieses Szenario für die Gastgeber keine Option war, wurde schnell deutlich. Hannover attackierte früh, Hiroshi Kyotake beruhigte die Nerven. Der Japaner traf schon nach drei Minuten sehenswert mit dem Kopf, Albornoz hatte geflankt.
Paderborn Stuttgart Der Tabellenletzte Paderborn empfing den Tabellen-16. - und bereits nach drei Minuten ging der SCP in Führung. Marc Vucinovic kam 18 Meter vor dem Tor frei zum Schuss und zielte ins untere rechte Eck. Torhüter Ulreich war chancenlos.
Der Torschütze ließ sich feiern. Es war der erste Saisontreffer von Vucinovic (M.) für Paderborn. Stuttgart rutschte durch diesen Treffer auf den 17. Tabellenplatz ab.
Hoffenheim Hertha Die Hertha musste sich noch leichte Abstiegssorgen machen. Die Gäste waren zwar von Beginn an bemüht, nicht auf die Ergebnisse der Konkurrenten zu vertrauen, mussten aber früh ein Gegentor hinnehmen: Anthony Modeste traf für die TSG.
Der Stürmer, vom 1. FC Köln umworben, setzte sich gleich gegen zwei Hertha-Abwehrspieler durch.
Hamburger SV FC Schalke Erster Aufreger im Spiel zwischen dem HSV und Schalke: Pierre-Michel Lasogga musste in der 27. Minute verletzungsbedingt vom Platz. Für ihn kam der Lette Artjoms Rudnevs.
Paderborn Stuttgart Ausgleich für den VfB: Nachdem Paderborns Kapitän Uwe Hünemeier den Ball unglücklich nach vorne abgefälscht hatte, kam Daniel Didavi in der 36. Minute frei zum Schuss und traf. Es war sein drittes Saisontor.
Hamburger SV FC Schalke Tor für den HSV! Ivica Olic traf nach einem Eckball zum erlösenden 1:0 (48.) Durch dieses Tor sprang der HSV auf den 15. Platz.
Auf der Bank wurde ausgelassen gejubelt. Ganz besonders Trainer Bruno Labbadia wurde emotional.
Hannover Freiburg Freiburg tat sich schwer, Trainer Christian Streich stand permanent an der Seitenlinie und versuchte einzugreifen. Hannover aber hatte alles unter Kontrolle.
Freiburg wurde dann besser. Admir Mehmedi setzte sich am Strafraum gegen mehrere Gegenspieler durch, dann sprang ihm der Ball im Dribbling aber etwas weit weg. Felix Klaus scheiterte aus kurzer Distanz an Ron-Robert Zieler.
Hamburger SV FC Schalke Nur wenige Minuten nach der Führung erhöhte der HSV auf 2:0. Slobodan Rajkovic traf nach einem Holtby-Freistoß per Kopf. Immer noch war der HSV auf die Ergebnisse in den anderen Stadien angewiesen.
Hoffenheim Hertha Hertha blieb bemüht, doch ein Schuss von Peter Pekarik stellte keine Probleme für den TSG-Keeper Oliver Baumann dar. Eine Flanke des Slowaken fand keinen Abnehmer. Valentin Stocker (Foto) sah dagegen sogar noch die Gelbe Karte kurz vor dem Seitenwechsel.
Hannover Freiburg Nach dem Seitenwechsel drängten die Freiburger auf den Ausgleich. Richtig große Tormöglichkeiten sprangen daraus aber nicht heraus. Mehmedis Kopfball (50.) war genauso harmlos wie ein Freistoß von Jonathan Schmid. Hannover tauchte gar nicht mehr vor SC-Keeper Roman Bürki auf.
Fast im Gegenzug besiegelte dann ein Freiburger den Abstieg selbst. Pavel Krmas, in seinem letzten Spiel für den Sportclub, sorgte per Eigentor für die Vorentscheidung. 0:2!
Hoffenheim Hertha Mehr Freude als die Partie verbreitete in Hoffenheim eine andere Nachricht: Nationalspieler Kevin Volland entschied sich für eine Zukunft bei der TSG. Im Spiel blieb er aber blass.
Paderborn Stuttgart In Paderborn umkurvte VfB-Stürmer Daniel Ginczek Schlussmann Lukas Kruse in der 72. Minute und traf zum 2:1.
Nun stand Stuttgart auf Platz 15. Hamburg rutschte durch diesen Treffer auf den Relegationsplatz ab.
Hoffenheim Hertha Roy Beerens belohnte die Berliner für eine couragierte Leistung. Der Niederländer traf zum 1:1 Ausgleich, damit wäre die Hertha sicher gerettet.
Zum Schluss musste Trainer Pál Dardai und die Hertha aber nochmal auf die anderen Plätze schielen. Roberto Firmino schoss die TSG erneut in Führung. Am Ende aber stand fest: Der Ungar hatte die Berliner gerettet, auch in der nächsten Saison gibt es in der Hauptstadt Bundesligafußball zu sehen.
Auch Hannover rettete sich, die Spieler freuten sich ausgelassen. Freiburgs Anschlusstreffer durch Nils Petersen kam zu spät. Der SC Freiburg stand nach dem Abpfiff als zweiter Absteiger neben Paderborn fest.
Die Partie zwischen Borussia Dortmund und Werder Bremen sollte zu einem Jürgen-Klopp-Spektakel werden. Die Dortmunder begannen stark und in der 15. Minute ging der BVB durch einen Treffer von Shinji Kagawa verdient in Führung.
Nur zwei Minuten später gab es wieder Grund zum Jubel: Pierre-Emerick Aubameyang legte für die Borussia nach.
Doch die Bremer ließen sich von dem Dortmunder Abschiedsspektakel nicht beeindrucken: Levin Öztunali gelang in der 26. Minute der Anschlusstreffer für Werder.
Nach einer Ecke von Bremens Zlatko Junuzovic konterte der BVB: Kagawa leitete den Ball an Henrich Mchitarjan weiter, der mit einem Lupfer zum 3:1 traf (42. Minute). Die Bremer verkürzten kurz vor Schluss noch einmal, konnten Jürgen Klopp sein Abschiedsspiel im Signal-Iduna-Park aber nicht mehr vermiesen.
Im heimischen Stadion ging Eintracht Frankfurt gegen Bayer Leverkusen bereits früh in Führung: Haris Seferovic traf zum 1:0 (4.), Leverkusens Bernd Leno kam nicht mehr heran.
Der Jubel bei der Eintracht über die Führung hielt jedoch nicht lange an.
Bereits zwei Minuten später kam der Ausgleich für die Leverkusener: Der Ball landete bei Karim Bellarabi, der aus 18 Metern traf.
Eine Ecke brachte den Frankfurtern erneut die Führung: Die Leverkusener bekamen den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Alexander Madlung (l.) nutzte das und traf zum 2:1 (39.).
In Köln fiel das erste Tor noch früher: Yuya Osako brachte den FC gegen den VfL Wolfsburg bereits in der 3. Minute in Führung.
Doch auch die Wolfsburger trafen: In der achten Minute sorgte erst Luiz Gustavo für den Ausgleich, in der 15. Minute brachte Ivan Perisic den VfL dann in Führung.
In der zweiten Hälfte nahm das Tempo der Partie etwas ab, Wolfsburg - hier setzt sich Kevin de Bruyne gegen Kazuki Nagasawa durch - hatte etwas mehr Ballbesitz. Dennoch gelang Köln in der 61. Minute durch einen Treffer des eingewechselten Slawomir Peszko der Ausgleich.
In Mönchengladbach waren zunächst die Gäste aus Augsburg die aktivere und zielstrebigere Mannschaft.
Effektiver jedoch war Borussia Mönchengladbach: Zunächst scheiterte Patrick Herrmann noch an Augsburgs Keeper Marwin Hitz, im zweiten Versuch war Raffael erfolgreich - 1:0 für die Borussia (36.).
Erst in der 72. Minute meldete sich Augsburg: Pierre Höjbjerg machte für den FCA den Ausgleich.
Nur fünf Minuten später erzielte der eingewechselte Tim Matavz die Augsburger Führung. Der FCA hatte die Partie gedreht und erhöhte sogar noch auf 3:1. Das Team jubelte über die gesicherte Qualifikation für die Europa League.
Der Deutsche Meister empfing zum letzten Spiel der Saison Mainz 05. Robert Lewandowski traf für die Bayern per Elfmeter (25.).
Gleich zu Beginn der zweiten Hälfte erzielte Bastian Schweinsteiger das 2:0 für die Bayern. Der Münchner absolvierte gegen Mainz sein 500. Pflichtspiel.
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