Von Schily bis Stoiber Politische Viererkette für Rudi Völler
Berlin - Auf die Frage, wer die ungewöhnlich heftige Attacke Völlers nun eigentlich verschuldet habe, der Fußball oder die Medien, hielt sich Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am Montag in Berlin zwar bedeckt: "Dazu kann ich mich doch nicht äußern, weil ich über die fachlichen Qualifikationen weder von Günter Netzer noch von Rudi Völler verfüge." Schröder, dem bekanntlich ein gewiefter Umgang mit den Medien nachgesagt wird, fügte jedoch vieldeutig hinzu: "Aber wenn ich könnte und dürfte, wie ich gelegentlich mal wollte, dann würden wir uns alle freuen."
Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) stellt sich ganz deutlich hinter den DFB-Teamchef. Er lobte Völler als glänzenden Fußballer, dem bei einem Misserfolg auch mal der Kragen platzen dürfe. Wenn jemand gute Arbeit leiste, müsse man "mal durchgehen lassen, dass er mal in so einer Situation zu eher kraftvollen Worten greift". Schily forderte alle Beteiligten außerdem auf, die Diskussion um die Äußerungen Völlers weniger aggressiv zu diskutieren. Es gelte gleichermaßen für Fußballer, Politiker und Journalisten, dass diese nicht immer in Hochform sein könnten. Der Innenminister mahnte, der Journalismus solle "nicht mit Hochmut praktiziert werden". Man müsse nicht immer in Superlativen reden. ARD-Moderator Gerhard Delling hatte am Samstag von einem erneuten Tiefpunkt der deutschen Nationalmannschaft gesprochen.
Auch andere SPD-Politiker äußerten sich zum Ausbruch des Trainers. Das SPD-Präsidium solidarisierte sich nach Worten von SPD-Generalsekretär Olaf Scholz "einstimmig" mit Völler. Die Frage, ob das Spitzengremium der Partei darüber abgestimmt habe, verneinte Scholz, fügte aber hinzu, das "Einvernehmen" sei "groß und einhellig" gewesen.
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) stärkte dem Teamchef ebenfalls den Rücken. Er verstehe die Reaktion Völlers auf die Kritik, sagte er. Zwar sei das Spiel nicht gut gewesen. Falsch sei aber diese "Häme", die von ehemaligen Fußballstars über die Mannschaft ausgebreitet werde. Stoiber, immerhin Mitglied im Verwaltungsbeirat bei Bayern München, betonte, auch Leute wie Franz Beckenbauer oder Günter Netzer hätten in ihrer Zeit durchaus "Gurkenspiele" geliefert.