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Wales-Erfolg über die Slowakei: Bale trifft, Hamsik nicht

Foto: NICOLAS TUCAT/ AFP

Wales-Erfolg gegen die Slowakei Die Kraft der roten Wand

Es war ein historischer Sieg: Der Erfolg gegen die Slowakei war der erste in der EM-Geschichte von Wales. Der Dank galt hinterher nicht Superstar und Torschütze Gareth Bale - sondern den Fans.

Hinterher konnten die Regisseure im Stade Matmut-Atlantique wohl gar nicht anders, als diese Superzeitlupe über die Videowände zu schicken. Gareth Bale, der die Fäuste ballt. Bale, der die Muskeln spannt. Bale, der den Mund aufreißt. Kaum erspähte der noch fast vollständig versammelte walisische Anhang diese Bilder, brandete nach dem 2:1 (1:0)-Auftaktsieg gegen die Slowakei noch einmal Applaus auf. Denn unten auf dem Rasen winkte der Superstar alle Kollegen zu einem Kreis zusammen. Dann feuerte Kapitän Ashley Williams die Runde an, um den Erfolg gebührend zu feiern.

"Das war ein geschichtsträchtiger Moment", sollte Bale später sagen, den der Premierensieg mit dem EM-Neuling in Bordeaux fast ähnlich zu begeistern schien wie jüngst der Champions-League-Triumph mit Real Madrid in Mailand. "Ein herrlicher Augenblick für unser Land. Wir haben allen Grund, zu feiern", sagte der 26-Jährige, der mit einem (haltbaren) Freistoß das frühe 1:0 geschossen hatte (10. Minute).

Auch der Weltklassemann hatte die besondere Atmosphäre unweit der mächtigen Flussmündung der Garonne eingesogen. Den ganzen Tag über waren die sangesfreudigen Anhänger der "Drachen" an die großen Uferstraßen geströmt, hatten Kneipen und Plätze in Beschlag genommen, um dann mit fast 20.000 Gleichgesinnten ein friedliches Fest zu feiern. "Das hat sich wie ein Heimspiel angefühlt", sagte Bale.

"Die Zuschauer haben uns zurückgeholt"

Nicht umsonst erklärte auch der hinterher zum Spieler der Partie gekürte Mittelfeldspieler Joe Allen, dass ohne die rote Wand auf den Rängen der Erfolg sicherlich nicht gelungen wäre, nachdem Ondrej Duda für die Slowaken ausgeglichen hatte (61.): "Die Zuschauer haben uns zurückgeholt. Sie haben uns gepusht, das zweite Tor zu schießen." Ein bisschen steuerte auch noch Trainer Chris Coleman bei, dessen Joker Hal Robson-Kanu zehn Minuten nach seiner Einwechslung den Siegtreffer erzielte (81.).

"Es war ein spezieller Moment für uns alle. Diese Unterstützung war von Anfang bis Ende unglaublich", lobte der sichtlich bewegte Nationalcoach. Der ehemalige Innenverteidiger, der nach einem Autounfall einst jüngster Trainer der Premier League wurde, warf mehrfach den Begriff "incredible" ein, um seine Gefühle zu beschreiben. Nun ist zwar ein Sieg gegen einen vor allem in der zweiten Halbzeit zeitweise besseren Gegner sicherlich nicht der Kategorie "unglaublich" zuzuordnen, aber eine 58-jährige Abstinenz von einem großen Turnier so zu beenden, verrückt die Relationen. Zumindest für stolze Waliser.

Jetzt wartet das Highlight: England

Auf den Außenseiter wartet in der Gruppe B nun das ultimative Highlight: das Duell gegen England. Dem innerbritischen Showdown am kommenden Donnerstag in der französischen Kleinstadt Lens blickte Coleman äußerlich gelassen entgegen: "Wir werden einfach unser Bestes geben. Es wird ein großer Test für uns. Die Engländer sind unter den Top Ten, sie haben große Spieler, aber wir konzentrieren uns auf uns." Mit den drei Punkten, die möglicherweise schon genügen, um sich als einer der vier besten Gruppendritten fürs Achtelfinale zu qualifizieren, ist die Ausgangslage ideal. "Wir nehmen jedes Spiel an! Ob gegen England oder gegen jeden anderen", kündigte Bale bereits an. In die Partie geht Wales zudem als Tabellenführer, nachdem die Three Lions gegen Russland einen Sieg verpasst haben.

"Zusammen. Stärker" lautet das ebenso schlichte wie einprägsame Motto der EM-Mission der Waliser. Irgendwie passend, dass ihr teuerster und berühmtester Spieler nicht wirklich herausstach. Als Bale sich in bester Cristiano-Ronaldo-Manier aus 28 Metern den Ball zum Freistoß zurechtlegte und abzog, flog die Kugel ja nur ins Tor, weil der slowakische Schlussmann Matús Kozácik zuvor einen törichten Schritt in die Mitte machte. Coleman war denn auch so frei, nicht das 20. Länderspieltor seiner Nummer elf als dessen beste Aktion zu werten. "Seine wichtigsten Momente waren die zwei Sprints am Ende, als er wertvolle Zeit gerettet hat. Das sind intelligente Aktionen. Er hat verstanden, worum es geht." Nämlich: "Es geht um Wales, nicht um Bale." Und wenn die Stadionregie in Frankreich ihn noch so oft einblendet.

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