Bremens Pleite gegen Bayern Hoeneß und Lemke haben sich wieder lieb

Beim 0:1 gegen den FC Bayern zeigt sich Bremen verbessert. Doch nach der fünften Niederlage in Folge steht Werder vor einem unruhigen Herbst. Da hilft wohl auch nicht, dass eine jahrelange Feindschaft begraben wurde.
Bremens Coach Skripnik (l.): "Wir sind unzufrieden"

Bremens Coach Skripnik (l.): "Wir sind unzufrieden"

Foto: TOBIAS SCHWARZ/ AFP

Viktor Skripnik hatte richtig schlechte Laune. Plaudern nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz? Nein, danke. Als es nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern um taktische Fragen ging, brach Bremens Trainer das Gespräch kurzerhand ab. Eine Randnotiz, gewiss, aber auch ein Zeichen dafür, dass der 45-Jährige gereizter wirkt als früher. Fünf Niederlagen in Folge hinterlassen Spuren.

Der große Beifall, der von den Bremer Besuchern auf die Mannschaft nach einer vor allem in der zweiten Halbzeit ansprechenden Vorstellung einprasselte, schien dem Chefcoach herzlich egal. "Wir haben die Welt nicht umgedreht - Bayern hat gewonnen", sagte Skripnik zerknirscht. "Fünf Niederlagen am Stück machen mich traurig, wir sind unzufrieden." Nur diese Tatsache tröstete den 45-Jährigen: "Unsere Leistung macht ein bisschen Hoffnung. Mit Kämpfen, Kratzen und Beißen kommen wir weiter."

Die couragierte Vorstellung gegen die Bayern, die das letzte Mal vor neun Jahren in Bremen verloren hatten, war für Werder dringend nötig, um im Umfeld nicht weiteren Kredit zu verspielen. An der Weser wissen sie längst, dass ungeachtet dieses Mutmachers mit schmalem Kader und Geldbeutel wieder Abstiegskampf droht. Und vorsorglich hatte Geschäftsführer Thomas Eichin vorab geäußert, er kalkuliere gegen die Bayern keine Punkte ein. "Damit wollte ich den Druck vom Trainer nehmen. Ich bin zufrieden mit der Einstellung und wie wir das Spiel lange offen gehalten haben. Der Trainer hat sich diesmal etwas anderes überlegt."

Fotostrecke

Bundesliga: Hattrick für Kruse, Rot für Ibisevic

Foto: FABIAN BIMMER/ REUTERS

Tatsächlich experimentierte Skripnik mit einem stark defensiv orientierten 4-1-4-1-System, wobei sich bei gegnerischem Ballbesitz - und die Bayern hatten am Ende 80 Prozent - eine Fünferkette bildete, weil sich Philipp Bargfrede zwischen die Innenverteidiger Assani Lukimya und Alejandro Galvez fallen ließ. Dazu stand Werder tief in der eigenen Hälfte - erst 30 Meter vor dem Tor sollte der Zugriff auf die Bayern erfolgen.

Ein Plan, der erstaunlicherweise aufging. Am Ende gaben die Münchner für ihre Verhältnisse bescheidene 13 Torschüsse ab, nur vier davon bekam Torwart Felix Wiedwald zu halten, der sich ein einziges Mal - von Thomas Müller nach Thiago-Zuspiel (23.) - überwinden ließ. "Wir standen super geordnet", lobte Wiedwald seine Vorderleute, während sein Gegenüber Manuel Neuer klagte, "dass sich der Gegner mit elf Mann hinten reinstellt."

Eine Spielweise, die Offensivliebhaber Skripnik kaum dauerhaft anwenden dürfte, die aber zumindest zur Schadensbegrenzung taugte - deshalb kam der nicht austrainierte Claudio Pizarro auch erst in der 78. Minute aufs Feld. Kapitän Clemens Fritz beteuerte gleich mehrfach, "dass keiner zufrieden nach Hause gehen darf". Denn: "So ein Ergebnis ist nichts, auf dem man sich ausruhen darf."

Die Mannschaft habe es den Bayern zwar schwerer gemacht als in der Vergangenheit und sei am Ende auch mutiger geworden, "aber dann muss man auch mal seine wenigen Chancen nutzen". Routinier Fritz meinte vor allem die beiden großen Gelegenheiten von Anthony Ujah, der einmal freistehend an Nationaltorwart Neuer scheiterte (67.) und dann am langen Eck vorbeizielte (75.). Groß nachtrauern wollte der Nigerianer seinen Fehlversuchen aber nicht: "Ich hoffe, dass wir das gute Gefühl aus diesem Spiel jetzt nach Mainz transportieren können."

Die Partie beim FSV Mainz 05 am kommenden Samstag (15.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) wird zur Schlüsselpartie für die grün-weiße Stimmungslage in den nächsten Wochen, denn auch im folgenden Heimspiel gegen Borussia Dortmund kann der SV Werder wegen seiner beschränkten spielerischen Mittel nicht zwangsläufig Punkte einplanen. Mit Mainz verbindet Skripnik immerhin gute Erinnerungen: Vor fast genau einem Jahr feierte er dort mit einem glücklichen 2:1-Sieg einen gelungenen Einstand als Bundesliga-Trainer.

Denkwürdiges Treffen

Obwohl das jüngste Duell Bremen - Bayern als wenig denkwürdig in Erinnerung bleibt, sorgte eine andere Begegnung für umso mehr Furore: Der langjährige Werder-Manager Willi Lemke und der ehemalige Bayern-München-Präsident Uli Hoeneß haben offenbar ihren jahrelangen Streit beigelegt. "Ich war das erste Mal in meinem Leben in der Säbener Straße. Da haben wir uns vor zwei, drei Monaten unter Männern unterhalten. Uli hatte mir auf die Mailbox gesprochen, so kam das zu einem etwas intensiveren Dialog", berichtete Lemke vor dem Heimspiel der Bremer gegen den FC Bayern bei Sky.

"Wir haben verabredet, dass wir über die Inhalte dieser Gespräche nichts herausgeben. Ich denke, es ist schon okay, wenn ich sage, dass wir alt genug geworden sind, um die Akte zu schließen." Als Manager in München beziehungsweise Bremen hatten sich Hoeneß und Lemke jahrelang gegenseitig attackiert.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren