Werders Niederlage in Frankfurt Offensives Bewerbungsschreiben

Coach Florian Kohfeldt und Werder-Spieler
Foto: Alex Grimm/ Bongarts/Getty ImagesAltes neues Werder: Wenn Werder spielt, fallen Tore. Das schien über Jahrzehnte Bremer Gesetz - dann kam diese Saison: Unter Ex-Trainer Alexander Nouri stand sogar die ewig wackelige Abwehr sicherer, allerdings schossen auch die Stürmer kaum noch Tore. Die Resultate waren Langeweile, ein direkter Abstiegsplatz und das Nouri-Aus. Unter Interimscoach Florian Kohfeldt lief es deutlich besser, doch das reichte nicht.
Die 89. Minute: Lippenleser werden bei Werders Profis viele Schimpfwörter erkannt haben. Nach einer Flanke von Frankfurts Taleb Tawatha kam Sebastien Haller aus kurzer Distanz frei zum Schuss und erzielte den Siegtreffer. Der gute Auftritt des SVW unter dem neuen Coach spiegelte sich zumindest nicht in Punkten wieder.
Das Ergebnis: Werder bleibt nach dem 1:2 (1:1) Vorletzter. Frankfurt ist vorerst Fünfter. Hier geht's zum Spielbericht.
Die Anfangsphase: Für Werder ging es gut los. Nach zwei Minuten hätte Max Kruse Werder aus kurzer Distanz in Führung bringen können. Auch danach blieb Bremen aktiver, und es sah danach aus, als wäre das erste Bremer Tor seit Mitte September (am fünften Spieltag, Fin Bartels gegen den VfL Wolfsburg) nur noch eine Frage von wenigen Minuten. Ein Treffer fiel dann auch, allerdings für Frankfurt. Ante Rebic schoss in der 17. Minute das 1:0 mit einem schönen Schlenzer.
Minutenzählen beendet: Nach knapp über 500 Bundesligaminuten war es dann vorbei. Der SV Werder Bremen erzielte einen Treffer. Und klar, wenn schon eine Torflaute beendet wird, warum nicht gleich zwei? Innenverteidiger Niklas Moisander trampelte wie ein Stepptänzer auf der Stelle und glich im Gestocher aus (24. Minute). Für ihn war es das erste Tor im 36. Spiel für Werder und sein erstes seit über vier Jahren.
Ende der ersten Hälfte: Vor dem Pausenpfiff hatte Werder weitere Großchancen für die Führung. Zlatko Junuzovic, Kruse und Maximilian Eggestein versuchten es aus unterschiedlichen Positionen, aber der Sieger war immer Frankfurts Torwart Lukas Hradecky.
Die zweite Hälfte: Bremen spielte weiter ordentlich und hatte auch Möglichkeiten. Insgesamt wurde das Spiel aber offener, auch weil Werders Defensive nun mehr Chancen zuließ. Das wurde in der 89. Minute durch Haller bestraft. Für ihn war es das fünfte Saisontor und das dritte, das zu einem Sieg führte.
Frankfurts Rückkehrer: 67 Bundesligaspiele hat Marc Stendera bereits bestritten. Das "bereits" muss hier stehen, weil Stendera 21 Jahre jung ist und wegen zwei Kreuzbandrissen und weiteren Beschwerden über zwei Jahre verletzungsbedingt gefehlt hat. Wie gut der Offensivspieler sein kann, bewies er schon in der Vergangenheit und gegen Werder mit starken Pässen in die Spitze. Angesichts von erst 13 Saisontoren darf sich Niko Kovac über Stenderas Rückkehr (bestritt sein drittes Saisonspiel) besonders freuen.

Stendera im Duell mit Fin Bartels (li.)
Foto: Alex Grimm/ Bongarts/Getty ImagesKohfeldt, wer ist das? Bislang ist der Wikipedia-Artikel über Trainer Kohfeldt zwei Absätze lang. Jahresbester des DFB-Trainerlehrgang 2015 ist dort notiert. Nicht in diesem Artikel steht, wie es mit Kohfeldt bei Werder weitergeht. Zuletzt wurden mit Viktor Skripnik und Nouri zwei Trainer aus dem Nachwuchsbereich des Klubs befördert und recht schnell wieder abgesägt. Ob mit Kohfeldt der dritte Jugendtrainer zum Proficoach aufsteigt, ist trotz des guten Auftritts bei der SGE fraglich.
Wer, wenn nicht Kohfeldt? Es heißt, Bremen sucht eine Lösung mit mehr Erfahrung. Von Thomas Tuchel oder Lucien Favre träumen sie aktuell an der Weser, die Realität dürfte Bruno Labbadia heißen.
Werders Wahnsinn: Mit Kohfeldt hat Werder ein bisschen von seinem Unterhaltungsfaktor zurückgewinnen können. Das galt für den Auftritt der Profimannschaft und für Kohfeldts eigentliche Truppe, der zweiten Bremer Mannschaft aus der dritten Liga. Das Team ging parallel gegen Großaspach unter - zwei Platzverweise, verschossener Elfmeter, 0:5, ein Abstiegsplatz droht. Egal, in welcher Mannschaft es in der kommenden Woche für Kohfeldt weitergeht, auf ihn wartet Abstiegskampf.
Eintracht Frankfurt - Werder Bremen 2:1 (1:1)
1:0 Rebic (17.)
1:1 Moisander (24.)
2:1 Haller (89.)
Frankfurt: Hradecky - Salcedo, Abraham, Falette - Hasebe - Wolf, Boateng, Stendera (67. Gacinovic), Willems (79. Tawatha) - Haller, Rebic (76. Jovic).
Bremen: Pavelenka - Gebre Selassie, Veljkovic, Moisander, Augustinsson (90.+1 Belfodil) - M. Eggestein (90.+1 Johansson), Bargfrede (67. Kainz), Delaney - Junuzovic - Bartels, Kruse.
Schiedsrichter: Brand
Gelbe Karten: -
Zuschauer: 51.500