Wettbetrug DFB und DFL lassen verdächtige Bundesliga-Spiele untersuchen
Hamburg - Ligaverbandspräsident Reinhard Rauball und DFB-Chef Theo Zwanziger bekräftigten in einer gemeinsamen Presseerklärung am Samstag, dass beide Verbände eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe anstreben und die Täter bei nachweisbaren Verfehlungen konsequent bestraft würden. Bereits am Samstagvormittag wurde die Firma Betradar mit einer Analyse der genannten Begegnungen beauftragt. Das Tochterunternehmen der Schweizer Sportradar AG kann die Höhe der Einsätze auf Wetten weltweit nachvollziehen. "Falls es erforderlich sein sollte, werden dabei die DFB-Rechtsgremien sofort Ermittlungen einleiten und ihre Entscheidungen treffen. Darüber hinaus werden DFB und Ligaverband wie in der Vergangenheit auch die zuständigen Strafverfolgungsbehörden auf Wunsch bei ihrer Arbeit unterstützen", so die Spitzenfunktionäre.
Auslöser dieser Erklärung war ein Bericht des SPIEGEL, dass die Erstligapartie Hannover 96 gegen den 1. FC Kaiserslautern und das Zweitliga-Match Karlsruher SC gegen Sportfreunde Siegen (Ende 2005) auffällig seien. Auf beide Partien sollen mehrere Millionen Euro gewettet worden sein.
"Ich bin bereits von der DFL informiert worden, die sind genauso wie wir von dem Bericht auf SPIEGEL ONLINE überrascht worden", sagte KSC-Manager Rolf Dohmen am Samstag der dpa. "Aber ich sage Ihnen, wenn einer beim Spiel Karlsruhe gegen Siegen auf Karlsruhe setzt, dann hat er, denke ich, einfach Ahnung." Die DFL habe den Club nicht aufgefordert, etwas zu tun, da der Ligaverband selbst auch noch keine genauen Informationen habe.
Im Rahmen des Wettskandals 2005, der bei einem außerordentlichen DFB-Bundestag am 28. April 2005 in Mainz aufgearbeitet wurde, seien alle notwendigen Regelungen getroffen worden, dass "eventuelle Spielmanipulationen mit der notwendigen Konsequenz geahndet werden können. In den aktuellen Fällen werde daher zeitnah alles, was an belegbaren Fakten zusammengetragen werden kann, gewissenhaft von DFB und DFL überprüft", heißt es in der Erklärung weiter.
Die deutschen Clubs müssen allerdings auf keinen Fall rückwirkend sportrechtliche Konsequenzen für den Spielbetrieb zu fürchten. Denn der DFB hatte ebenfalls in Mainz beschlossen, dass Vorwürfe, die nicht bis zum Ende einer Saison jeweils am 30. Juni bei der DFB-Sportgerichtsbarkeit angezeigt sind, anschließend keine Relevanz mehr für die Wertung von Spielen haben.
Spieler beteuern ihre Unschuld
Auf die Spiele Hannover 96 gegen den 1. FC Kaiserslautern am 26. November 2005 und Karlsruher SC gegen Sportfreunde Siegen am 7. August 2005 sollen besonders hohe Einsätze plaziert worden sein. Im Zentrum der Recherche steht der Malaysier William Bee Wah Lim, der im Juni 2007 vom Frankfurter Landgericht wegen versuchter Manipulation von Spielen in der deutschen Regionalliga und in Österreichs erster Liga zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt worden ist. Die jetzt auffälligen Spiele waren nicht Gegenstand des Prozesses gegen Lim.
Grundlage der Berichterstattung sind Unterlagen des Ermittlungsverfahrens wie die 208 Seiten umfassende Aufzeichnung von Lims Internet-Wetten mit seinen asiatischen Verbindungsleuten. Zahlreiche Indizien weisen überdies darauf hin, dass Lim persönliche Kontakte zu den Mannschaften des 1. FC Kaiserslautern, des Karlsruher SC und der Sportfreunde Siegen hatte. Alle Spieler, deren Verbindungen zu dem Wettpaten der SPIEGEL offenlegt, beteuern ihre Unschuld. Rene C. Jäggi, zum Zeitpunkt des Spiels gegen Hannover Präsident des 1. FC Kaiserslautern, erklärte bei stern.de zu den Vorwürfen: "Das halte ich für absoluten Schwachsinn." Untersucht werden müsse die Angelegenheit aber trotzdem. Kaiserslauterns derzeitiger Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz sagte: "Die Sache wird sicher untersucht werden. Im betreffenden Spiel waren Spieler beteiligt, die heute nicht mehr für den FCK spielen."
Auch das Achtelfinalspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zwischen Brasilien und Ghana soll von einem asiatischen Wettsyndikat verschoben worden sein. Demnach setzten die Zocker darauf, dass Ghana mit mindestens zwei Toren Differenz verliert. Das behauptet der für seine investigative Arbeit mehrfach ausgezeichnete kanadische Journalist Declan Hill in einem Interview mit dem SPIEGEL.
mig/dpa/AP