DFB-Direktor Bierhoff über Zukunft von Bundestrainer Löw
»Wir alle müssen uns an Ergebnissen messen lassen. Das weiß Jogi auch«
Öffentlichen Druck für den Bundestrainer gibt es seitens des DFB so gut wie nie. Das ändert sich nun offenbar: Die EM im Sommer wird zum Gradmesser für Joachim Löws Zukunft.
Oliver Bierhoff sieht bei einem frühen EM-Scheitern die Zukunft von Joachim Löw als Bundestrainer in Gefahr. »Am Ende des Tages müssen wir alle uns an Ergebnissen messen lassen. Das weiß Jogi auch. Jetzt ist aber noch nicht der Zeitpunkt für eine Entscheidung – das Turnier kommt noch«, sagte der DFB-Direktor in einem Interview der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«.
An Unterstützung für Löw will es Bierhoff nicht mangeln lassen, allerdings vorerst nur bis zur EM-Endrunde im kommenden Sommer. »Wir müssen nun auch die Stimmung ins Positive drehen. Den Weg, den der Bundestrainer eingeschlagen hat, gehe ich bis einschließlich der EM mit«, sagte Bierhoff. Da aber endet Löws Vertrag als Chefcoach der Fußball-Nationalmannschaft gar nicht – dieser läuft noch bis zur WM 2022. In den DFB-Strukturen ist Bierhoff sein Vorgesetzter.
2006 übernahm Löw sein Cheftraineramt beim DFB, nachdem er zuvor Assistent von Jürgen Klinsmann gewesen war. 2014 führte er das Team zum WM-Sieg in Brasilien. Bei der WM 2018 in Russland scheiterte der Titelverteidiger dann sensationell in der Gruppenphase hinter Schweden, Mexiko und Südkorea. Gehen musste Löw danach trotzdem nicht, stattdessen sollte er ein neues Team aufbauen.
»Der beste Bundestrainer, den wir haben können«
Grundsätzliche Zweifel an den Fähigkeiten des 60-Jährigen äußert Bierhoff nicht. »Ich bin auch der Überzeugung, dass er der beste Bundestrainer ist, den wir haben können. Er hat sein Können in all den Jahren gezeigt und wir wissen, was wir an ihm haben. Jetzt hat er mit einer jungen Mannschaft und trotz der grauen Stimmung positive Ergebnisse für den Neuaufbau erzielt. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass er der richtige Mann ist«, sagte Bierhoff in einem weiteren Interview bei Sport1.
Als möglichen Nachfolger Löws hält Bierhoff dessen einstigen Assistenten und jetzigen Bayern-Erfolgscoach Hansi Flick für geeignet – allerdings nicht zum jetzigen Zeitpunkt. »Ob ich ihm das zutraue? Absolut. Ob es aktuell ein Thema ist? Nein«, sagte Bierhoff. »Hansi kennt den DFB in- und auswendig. Er hat seine Qualität und hat immer gesagt, wie er den Verband schätzt. Aber sowohl für uns als auch für ihn ist das aktuell kein Thema.«
Die von Bierhoff als »dunkle Wolke« bezeichnete schlechte Stimmung um die Nationalmannschaft wird sich nach Ansicht des 52-Jährigen nicht so schnell vertreiben lassen. »Es braucht seine Zeit. Wir haben Vertrauen verspielt. Und das zurückzugewinnen, geht nicht von heute auf morgen. Die großen Chancen liegen in einer erfolgreichen EM. Dort müssen wir überzeugen«, sagte Bierhoff.
Gleichzeitig verwies der DFB-Direktor auch auf aus seiner Sicht erste Erfolge beim Imagewandel zu mehr Fannähe und den jüngsten sportlichen Aufschwung. »In 15 Spielen gab es eine Niederlage, fünf Unentschieden und neun Siege. Und das in einer Phase des Neuaufbaus. Das spricht absolut für den Trainer«, sagte Bierhoff.