SPIEGEL-Enthüllungen zur WM 2006 Staatsanwaltschaft prüft Anfangsverdacht für Ermittlungen

DFB-Präsident Niersbach (l.), Beckenbauer: Unter Druck
Foto: MICHAEL DALDER/ REUTERSDie Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main beschäftigt sich mit den Vorwürfen rund um die Vergabe der Fußball-WM 2006. Oberstaatsanwältin Nadja Niesen bestätigte dem Sportinformationsdienst, dass ein sogenannter Beobachtungsvorgang angelegt wurde. Damit solle überprüft werden, ob ein Anfangsverdacht für die Aufnahme von Ermittlungen bestehe. Das hatte zuvor auch die "Wirtschaftswoche" berichtet.
"Es könnte um Korruption, Betrug oder Untreue gehen", sagte Niesen: "Wir werden die zur Verfügung stehenden Unterlagen prüfen. Aber wir stehen noch ganz am Anfang, haben noch keine Ermittlungen eingeleitet. Dies wird geschehen, wenn sich der Anfangsverdacht bestätigt."
Der SPIEGEL berichtet in seiner neuen Ausgabe, dass die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 nach Deutschland mutmaßlich gekauft war. Das Bewerbungskomitee hatte eine schwarze Kasse eingerichtet, die der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus heimlich mit 10,3 Millionen Schweizer Franken gefüllt hatte - damals 13 Millionen D-Mark. Eingeweiht waren allem Anschein nach der Chef des Bewerbungskomitees, Franz Beckenbauer, weitere hochrangige Fußballfunktionäre - spätestens seit 2005 auch der heutige DFB-Präsident Niersbach.
Niersbach im Video: "Es hat keinen Stimmenkauf gegeben"
Niersbach hatte in einem Interview mit der hauseigenen Internetseite des DFB bestritten, dass es rund um die Vergabe der WM 2006 eine schwarze Kasse gegeben habe. "Ich kann versichern, dass es im Zusammenhang mit der Bewerbung und Vergabe der WM 2006 definitiv keine 'schwarzen Kassen' beim DFB, dem Bewerbungskomitee noch dem späteren Organisationskomitee gegeben hat", so Niersbach.
Beckenbauer ließ folgendes Statement am Sonntag von seinem Management verbreiten: "Ich habe niemandem Geld zukommen lassen, um Stimmen für die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu akquirieren. Und ich bin sicher, dass dies auch kein anderes Mitglied des Bewerbungskomitees getan hat."