
Chilenische Nationalmannschaft: Der Angstgegner
WM-Team Chile Die Pressing-Jünger
Dies ist die 25. Folge der SPIEGEL-ONLINE-Serie: WM-Teams im Porträt. Bis zum Start der Weltmeisterschaft am 12. Juni stellen wir jeden Tag einen Teilnehmer vor.
Das Team
In der Südamerika-Qualifikation landeten die Chilenen auf Rang drei hinter Argentinien und Kolumbien. Daher auch die gute Position in der Weltrangliste - Rang 15. Von der vermeintlichen Defensivstärke des Teams war allerdings nicht immer etwas zu sehen: In 16 Partien kassierte Chile 25 Gegentore, schoss aber auch 29. Viele davon fielen allerdings noch unter dem alten Coach Claudio Borghi. Unter dem neuen Trainer Jorge Sampaoli blieb die Mannschaft zuletzt sechs Pflichtspiele ungeschlagen. Zudem gelangen Achtungserfolge in den Tests gegen Spanien (2:2), England (2:0), Brasilien (1:2) und Deutschland (0:1).
Die Stars
Der wichtigste Spieler ist unbestritten Arturo Vidal von Juventus Turin. Der frühere Leverkusener ist einer der besten Mittelfeldspieler der Welt, bei Juve und erst recht nicht bei Chile wegzudenken. Doch der 27-Jährige ist derzeit auch das größte Sorgenkind des Landes. "Wir wollen alle, dass Vidal spielt", sagte Chiles Präsidentin Michelle Bachelet wenige Wochen vor dem WM-Beginn: "Wir wünschen ihm alle eine schnelle Genesung." Vidal hatte sich einer Knieoperation unterziehen müssen, er versichert, rechtzeitig für Brasilien fit zu sein.
Der größere Star ist aber Alexis Sánchez vom FC Barcelona. Der Angreifer schoss in der spanischen Liga 19 Tore und bereitete zwölf weitere vor. In der WM-Qualifikation war er an der Hälfte der chilenischen Treffer beteiligt. Für Brasilien hat er ein großes Ziel: "Ich will Weltmeister werden", sagte Sánchez. Das dürfte dann aber doch etwas hoch gegriffen sein.
Der Trainer
Der Argentinier Jorge Sampaoli übernahm Chile mitten in der Qualifikation. Zuvor hatte er den Klub Universidad de Chile zu drei Meisterschaften und dem Titel in der Copa Sudamericana, dem zweitwichtigsten Wettbewerb für Vereinmannschaften in Südamerika, geführt. Sampaoli orientiert sich stark an seinem Vor-Vorgänger Marcelo Bielsa, der auf aggressives Pressing setzte. Man müsse sich den Herausforderungen, "mit denen wir konfrontiert sind, stellen und mit harter Arbeit versuchen, sie zu überwinden. Dafür brauchen wir erfolgshungrige Spieler, die Ruhm und Ehre wollen und bei der WM danach streben", sagt Jorge Sampaoli.
WM-Gegner
Chile würde gern wie schon 2010 ins Achtelfinalfinale einziehen, doch gegen Gruppegegner wie Titelverteidiger Spanien und die Niederlande dürfte das schwer werden. Für die Chilenen spricht, dass sie am 14. Juni (0 Uhr MESZ) zunächst gegen den vermeintlich leichtesten Gegner Australien ran müssen. Erst danach geht es am 18. Juni gegen die Spanier (21 Uhr MESZ) und am 23. Juni (18 Uhr MESZ) gegen die Niederländer. "Wir haben keinen Spielraum für Fehler", warnt Chiles Coach Sampaoli.

WM-Historie
Chile, das schon bei der ersten Endrunde 1930 in Uruguay dabei war, nimmt zum neunten Mal an einer WM teil. Größter Erfolg war der dritte Platz beim Heimturnier 1962. Bei den beiden letzten Teilnahmen (1998 und 2010) schied "La Roja" jeweils im Achtelfinale gegen Brasilien aus.
WM-Duelle mit Deutschland
Dreimal trafen Chile und Deutschland bei einer WM aufeinander - alle Duelle gewann die DFB-Auswahl. 1962 trafen beim 2:0 im dritten Gruppenspiel Horst Szymaniak und Uwe Seeler für Deutschland; 1974 gab es dank Paul Breitner ein knappes 1:0 zum Auftakt und 1982 führte Karl-Heinz Rummenigge die Deutschen im zweiten Vorrundenduell mit drei Treffern zu einem 4:1-Sieg. 1974 trennte sich Chile außerdem 1:1 von der DDR in der Gruppenphase.
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