Erstmals seit 1990 WM-Halbfinale Englischer Stil

Elf Tore hat England bei dieser WM erzielt, acht davon nach Standardsituationen. Auch gegen Schweden war dieses Stilmittel erfolgreich. Kommt er jetzt nach Hause, der Fußball?
Englischer Jubel gegen Schweden

Englischer Jubel gegen Schweden

Foto: Matthias Hangst/ Getty Images

Der Mann des Spiels: Vor dem Turnier hatte Stürmerstar Harry Kane Fähigkeit zur Selbstironie bewiesen. Er sei nur der "drittbekannteste Harry des Landes", nach Prinz Harry und Popstar Harry Styles. Sogar Harry Potter läge wohl noch vor ihm. Kane hat bei der WM mit sechs Toren einiges dafür getan, sich in dieser Liste nach oben zu arbeiten. Deutlich weiter hinten im Harry-Ranking lag bisher Harry Maguire. Der 100-Kilo-Mann von Leicester spielt zwar auch eine starke WM, aber er ist nun mal Innenverteidiger. Gegen Schweden wuchtete er einen Eckball zum wichtigen 1:0 ins Tor.

Harry Maguire

Harry Maguire

Foto: CARLOS GARCIA RAWLINS/ REUTERS

Ergebnis: 2:0 (1:0) gewann England und steht zum ersten Mal seit 1990 wieder im WM-Halbfinale. Hier geht's zum Spielbericht.

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Englands Sieg gegen Schweden: Zwei Kopfbälle, ein Traum

Foto: Clive Rose/ Getty Images

Die erste Hälfte: Beide Teams hatten in der WM bislang durch viel Disziplin geglänzt. Wozu das im direkten Aufeinandertreffen führt, hätte man sich denken können. Es passierte so gut wie nichts. Mit Ausnahme von Maguires Tor in der 30. Minute. "Standards waren sehr wichtig", sagte der Torschütze später: "Daran haben wir auch im Training gearbeitet."

Die zweite Hälfte: Ein paar Aufreger mehr als in Hälfte eins gab es, ein wirklich packendes Spiel entwickelte sich aber nicht. Es sei denn, man mag Defensivkopfbälle. Tatsächlich kam Schweden zu einigen richtig guten Chancen. Marcus Berg scheiterte gleich nach der Pause per Kopfball (47. Minute) und später per Drehschuss an Jordan Pickford (72.). Auch gegen Viktor Claesson parierte der England-Keeper vom FC Everton herausragend (62.). England reichte eine richtig gute Chance, um das 2:0 zu machen. Dele Alli köpfte aus kurzer Distanz ein (59.).

Die Besonderheit: Der Treffer von Alli hatte Seltenheitswert, denn er fiel NICHT nach einer Standardsituation. Es war das elfte Tor für England im Turnier, acht davon fielen nach ruhenden Bällen, wie auch das 1:0 durch Maguire. Elfmeter, Eckbälle, Freistöße - das ist der neue englische Stil.

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Die Konkurrenzveranstaltung: Auch wenn die WM das größte Sportereignis der Welt ist, pausieren andere Wettkämpfe nicht ehrfurchtshalber. In Frankreich begann am Samstag die 105. Tour de France, in Silverstone wird am Wochenende der Große Preis von Großbritannien ausgetragen - und dann gibt's ja auch noch Wimbledon! Wie in jedem Jahr stehen die Zuschauer teilweise die ganze Nacht über an, um noch Tickets zu ergattern, aber als es auf 15 Uhr Ortszeit zuging, leerten sich die Ränge plötzlich. Eine der Leidtragenden war Angelique Kerber in ihrem Match gegen Naomi Osaka.

Der Lustlose: Dieser Fan schien Wimbledon-Karten geschenkt bekommen zu haben, den Three Lions kein WM-Viertelfinale zugetraut zu haben - oder er hat einfach schlecht geplant.

Foto: GERRY PENNY/EPA-EFE/REX/Shutterstock

Der Weltmeister: Bobby Charlton darf in Wimbledon als Sir in die Royal Box, die Königliche Loge. Dort schaute sich der inzwischen 80 Jahre alte Weltmeister von 1966 noch den Sieg von Rafael Nadal gegen Michail Alexandrowitsch Kukuschkin an. Statt sich anschließend davonzustehlen, um sich den ersten Halbfinaleinzug von England seit 1990 anzuschauen, blieb er und guckte Kerber und Osaka zu. Ob er am 15. Juli auch so standhaft bleiben wird? Dann beginnt um 15 Uhr das Wimbledon-Finale der Männer - und zwei Stunden später in Moskau das Endspiel der WM.

Foto: Clive Brunskill/ Getty Images

Der neue Weltmeister? Dass für England nach 1966 kein Titel mehr dazugekommen ist, gehört zum Fußball-Basiswissen. 52 years of hurt. Es war wie verhext für das Mutterland, selbst das letzte Halbfinale ist inzwischen 28 Jahre her. Damals kam Deutschland im - na klar - Elfmeterschießen weiter. Wird jetzt in Russland der Fluch besiegt? Kommt er wirklich "nach Hause", der Fußball? Das sagt Kapitän Harry Kane: "Wir wissen, dass vor uns noch ein großes Spiel liegt: das Halbfinale. Aber wir fühlen uns gut, wir sind zuversichtlich. Wir müssen es nur wieder tun. Wir wollen das Land einfach nur stolz machen."

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