Drei Thesen zum DFB-Team Die wahre Stärke dieser Mannschaft

Okay, machen wir uns nichts vor - wäre Schweden stärker gewesen, hätte Deutschland nicht gewonnen. Aber: Drei Faktoren machen Hoffnung.
DFB-Team am Samstag nach dem Schlusspfiff

DFB-Team am Samstag nach dem Schlusspfiff

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These 1: Nicht Deutschland hat das Spiel gewonnen, Schweden hat es verloren

In der ersten Hälfte erinnerte die Partie zwischen Deutschland und Schweden an das erste Gruppenspiel der DFB-Elf gegen Mexiko. Nach starkem Beginn leisteten sich die weit aufgerückten Deutschen leichtfertige Ballverluste im Spielaufbau und wurden gnadenlos ausgekontert. Wie gegen Mexiko führte eine solche Situation zum 0:1. Anders als die Mexikaner hörten die Schweden nach dem Führungstreffer damit auf, die deutsche Abwehr durch schnelle Gegenstöße zu beschäftigen.

In der zweiten Hälfte zogen sich die Skandinavier weit zurück und sorgten kaum noch für Entlastung. Spätestens nach dem Platzverweis für Jérôme Boateng in der 82. Minute hätten sie es selbst in der Hand gehabt, das Spiel in Überzahl zu ihren Gunsten zu entscheiden. Doch statt das Geschehen vom eigenen Tor fernzuhalten, ließen die Skandinavier noch drei Torschüsse der dezimierten Deutschen zu.

Auf der Gegenseite nutzten sie die Lücken der nach der Einwechslung von Julian Brandt für Jonas Hector (87. Minute) nahezu vollständig entblößten deutschen Deckung kaum zu eigenen Angriffen. Nach der Pause gaben die Schweden nur drei Schüsse ab, in Überzahl kam sogar nur noch ein Abschluss auf das Tor von Manuel Neuer.

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These 2: Die Stärke der Nationalmannschaft sind die Alternativen

Mit der Hereinnahme von Sebastian Rudy und Marco Reus für Sami Khedira und Mesut Özil reagierte Joachim Löw auf die immensen Probleme im Spiel gegen die Mexikaner. Und revidierte ganz nebenbei einen Ansatz, den er bislang durch alle Turniere verfolgte. Verdiente Spieler wie Khedira und Özil nach nur einer misslungenen Partie aus der ersten Elf zu nehmen - für Löw normalerweise ein Unding.

Die Wechsel sollten sich allerdings auszahlen. Reus war ein ständiger Unruheherd in der Offensive, und Rudy sorgte bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung (24.) für die notwendige Balance im Spiel. Als einer der letzten in den WM-Kader gerutscht, bewies der Münchner trotz mangelnder Spielpraxis sein Verständnis für die Räume, die bei den Vorstößen der Defensivkollegen besetzt werden mussten.

So hat sich Löws Kaderkomposition bereits nach dem zweiten Spieltag ausgezahlt. Wo er bisher auf eine Stammelf baute und diese rigoros verteidigte, kann er nun flexibel reagieren, tut das auch und hat damit Erfolg. Nach zwei Partien hat der Bundestrainer bereits 17 (!) seiner 20 Feldspieler eingesetzt. So viele waren es im kompletten Turnier 2014.

These 3: Werner oder Gomez? Nein, Werner und Gomez!

Bislang setzt Löw auf ein System mit nur einer Spitze und hat diese Position für Timo Werner vorgesehen. Gegen Schweden schien das eine sinnvolle Wahl zu sein. Der kleine, wendige Werner war in der Anfangsphase sehr viel in Bewegung, beschäftigte oft zwei oder drei Gegenspieler und riss Lücken in die schwedische Innenverteidigung.

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In der zweiten Hälfte zeigte sich: Genau diese Lücken kann Mario Gomez als echter Strafraumstürmer füllen. Gomez hatte vor dem Ausgleichstreffer seinen Fuß im Spiel und in der Folge zwei Riesenchancen, das Siegtor zu erzielen.

Werner wirbelte in der Zeit weiter, kam meist über die linke Seite und war dort deutlich auffälliger und effektiver als der zur Pause für Gomez ausgewechselte Julian Draxler. Löw wird das nicht entgangen sein. Im letzten Gruppenspiel könnte er beide Stürmer von Beginn an bringen - zumal Gomez als Zielspieler für Flanken gegen die eher kleinen Südkoreaner eine gute Option sein könnte.

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