Englands WM-Sieg im Elfmeterschießen Sie können's ja doch

Harry Kane
Foto: Dan Mullan/ Getty ImagesTrauma besiegt: Dreimal hatte England vor dieser Partie bei einer WM ein Elfmeterschießen zu bestreiten, dreimal hatte England verloren: 1990 gegen Deutschland, 1998 gegen Argentinien und 2006 gegen Portugal. Diese Serie hatte Trainer Gareth Southgate veranlasst, die Entscheidungsschlacht vom Punkt im Training intensiv zu simulieren. Es hat sich gelohnt: England hat sein erstes WM-Elfmeterschießen gewonnen.
Ergebnis: 4:3 (0:0, 1:1) im Elfmeterschießen. Hier geht es zum Spielbericht.
Die Wade der Nation: James Rodríguez ist neben Falcao der wichtigste Spieler Kolumbiens, doch gegen England stand er wegen eines Blutergusses in der rechten Wade nicht im Kader. Ein bitterer Ausfall für das Team: James war an zehn der vergangenen 15 WM-Tore Kolumbiens direkt beteiligt (sechs Tore, vier Vorlagen).

James Rodríguez
Foto: Matthias Hangst/ Getty ImagesDie erste Hälfte: Englands Kapitän Harry Kane hatte die erste gute Chance. Eine Flanke von Kieran Trippier köpfte der Angreifer auf das Tornetz (16. Minute). Ein Freistoß von Trippier ging danach knapp am Tor vorbei. Kolumbien versuchte es durch Juan Quintero mit zwei Fernschüssen (33., 45.+1) - ohne Erfolg.
Gelb statt Rot: Nein, hier geht es nicht um die Trikotfarben der beiden Teams (Kolumbien gelb, England rot), sondern um eine Schiedsrichter-Fehleinschätzung: Als sich die Mauer vor Trippiers Freistoß formierte, leistete sich Kolumbiens Wilmar Barrios einen Kopfstoß gegen Englands Jordan Henderson. Eigentlich eine klare Rote Karte, Kolumbien hätte in Unterzahl weiterspielen müssen. Doch Barrios kam mit einer Gelben Karte davon.
Yellow card for a headbutt. You have to be kidding.
— Gary Lineker 💙💛 (@GaryLineker) July 3, 2018
Die zweite Hälfte: Kane schoss zunächst sein sechstes WM-Tor, einen Elfmeter trat er humorlos in die Mitte (57.), zuvor war er von Carlos Sánchez zu Boden gerungen worden (aber dazu später mehr). Dele Alli hätte kurz darauf fast das 2:0 geköpft (63.). Juan Cuadrado, Falcao und Matheus Uribe vergaben Chancen für Kolumbien, bevor Yerry Mina per Kopfballaufsetzer seinen dritten Turniertreffer erzielte - mit seinem dritten Torschuss (90.+3).
Ausgerechnet Sánchez: Der Mittelfeldspieler hatte bei dieser WM bereits im Spiel gegen Japan einen Elfmeter verursacht und dabei die Rote Karte gesehen, dafür hatte er sogar Morddrohungen erhalten. Gegen England war der 32-Jährige nun erneut verantwortlich für einen Strafstoß, sah diesmal aber nur Gelb.
Verlängerung: 1:1 - das bedeutete 30 Extra-Minuten. Das Momentum lag zunächst auf Seiten Kolumbiens. England schien verunsichert, hatte aber durch Danny Rose, der den Ball am Tor vorbeischoss (112.), und Eric Diers Kopfball die besten Chancen. Nun begann die Zeit des Zitterns bei den englischen Fans: das Elfmeterschießen.
Gleich ist es soweit! #COLENG pic.twitter.com/T8ZBlildPl
— Gazzarri (@lostmyphoto) July 3, 2018
Vier gewinnt: Fünf Harry Kanes hätten sich wohl viele englische Fans vor Beginn des Elfmeterschießens gewünscht, schließlich gilt er als besonders treffsicher. Der Stürmer verwandelte dann tatsächlich seinen zweiten Versuch des Abends, doch auch drei andere bewiesen Nervenstärke: Marcus Rashford, Trippier und Dier (sorgte für die Entscheidung!) verwandelten, einzig Henderson verschoss. Doch das war unbedeutend, da Kolumbiens Uribe die Latte traf und Pickford gegen Carlos Bacca hielt.
Trittfest: Trotz all der Dramatik soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Partie über weite Strecken recht unansehnlich geführt wurde. Von Kolumbien gab es einige hässliche Fouls (Bacca an Stones etwa), aber auch die Engländer langten ordentlich hin (Alli, Jesse Lingard).
Zum Schluss: die Wortspielhölle! Einen ganzen Text über England ohne ein einziges Wortspiel mit Harry Kanes Namen? Das kann doch eigentlich nicht sein, oder? Sie haben recht: Rock you like a Harry Kane, Yes, we Kane, Go Kane, Citizen Kane, Kane Bock, Barby und Kane... Welches mögen Sie am wenigsten?
Fazit: England hat eine traumatische Serie durchbrochen, auf dem Weg ins Finale stehen nur noch Schweden und in einem möglichen Halbfinale Russland oder Kroatien im Weg. Die Fans der Three Lions dürfen träumen.
Kolumbien - England 1:1 n. V. (1:1) und 3:4 im Elfmeterschießen
0:1 Kane (57., Foulelfmeter)
1:1 Mina (90.+3)
Elfmeterschießen:
1:0 Falcao
1:1 Kane
2:1 Cuadrado
2:2 Rashford
3:2 Muriel
Ospina hält gegen Henderson
Uribe verschießt
3:3 Trippier
Pickford hält gegen Bacca
3:4 Dier
Kolumbien: Ospina - Arias (116. Zapata), Mina, D. Sánchez, Mojica - Lerma (61. Bacca), Barrios, C. Sánchez (79. Uribe) - Cuadrado, Quintero (88. Muriel) - Falcao
England: Pickford - Walker (113. Rashford), Stones, Maguire - Trippier, Henderson, Young (102. Rose) - Alli (81. Dier), Lingard - Sterling (88. Vardy), Kane
Zuschauer: 44.190 (Moskau)
Schiedsrichter: Mark Geiger (USA)
Gelbe Karten: Barrios, Arias, C. Sánchez, Falcao, Bacca, Cuadrado / Henderson, Lingard